Opfer der Nazis: Henriette Gottlieb

Opfer der Nazis: Die Sopranistin Henriette Gottlieb 

Sie sang beim Pathé-Ring in Paris die Brünnhilde 

von Matthias Woehl 
Die am 1. Juni 1884 in Berlin geborene Henriette Gottlieb debütierte 1909 am Stadttheater in Plauen im Vogtland, und blieb dort im Ensemble, bis sie 1913 an das erst im Vorjahr eröffnete Deutsche Opernhaus in Charlottenburg wechselte. Mit der Eingemeindung nach Berlin wurde dieses in Städtische Oper umbenannt. Das Theater stand an der Stelle der Deutschen Oper Berlin. Sie gastierte zwischen 1927 und 1930 bei den Bayreuther Festspielen. 1928 hatte sie einen Gastauftritt in Amsterdam.



Im Théâtre des Champs-Elysées in Paris sang sie 1930 die Gerhilde. Bei der anschließenden Aufnahme unter der Leitung von Franz von Hoeßlin handelt es sich übrigens um die ersten Tonaufnahmen größerer Szenen aus Wagners Ring, die als Pathé-Ring in die Geschichte einging. Hier sang die Brünnhilde.

Dem Deutschen Opernhaus blieb sie bis 1934 treu, bis sie dann als Jüdin nicht mehr auftreten durfte. 1941 wurde sie mit ihrem Mann, dem Alteisenhändler Carl Huth, ins Ghetto Litzmannstadt im umbenannten Lódz deportiert, wo sie am 2. Januar 1942 starb.

Henriette Gottlieb sang viel Wagner, z.B. Ortrud, Venus, Brünnhilde und Kundry. Außerdem trat sie als Leonore in Fidelio, Rezia in Webers Oberon, Recha in der Jüdin von Halévy, Königin der Erdgeister in Marschners Hans Heiling auf und sang in der Uraufführung von Emil von Recniceks  Oper Holofernes.



Sie hinterlässt einige Schallplatten, z.B. Ausschnitte von ihrer Leonore in Fidelio, ihrer Ortrud im Lohengrin und eine Arie aus der Jüdin. Was für eine wundervolle Sängerin sie war, beweisen besonders ihre Aufnahmen als Brünhilde im Ring, die 1930 aufgenommen wurden.

Im Park des Festspielhauses Bayreuth erinnert eine Gedenktafel an Henriette Gottlieb.


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