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Opernkritik: Giuseppe Verdis Oper „Falstaff – Theater Pforzheim – 2021

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Die Genießer und die Kostverächter  – Rhys Jenkins in der Titelrolle von Giuseppe Verdis Oper „Falstaff“ am Theater Pforzheim –  von Klaus J. Loderer Was haben die Bürger von Windsor eigentlich gegen den Ritter Sir John Falstaff? Werten sie ihn nur abschätzig wegen seines Bauchs? In Zeiten der Sensiblisierung auf Body-Shaming fällt das auf. Regisseur Thomas Münstermann hat diesen Aspekt in seiner Inszenierung am Theater Pforzheim herausgestellt. Er kann sich dabei auf den Text berufen. Wird Fastaff wegen seines Bauchs beschimpft, so ist er selbst aber auch sehr stolz darauf. Immerhin besingt er seinen Bauch in einer von Verdi geradezu hymnisch gestalteten Arie. In Pforzheim sind zwei Gruppen eindeutig sortiert: die Genießer und die Kostverächter. Die Genießergruppe wird natürlich von Sir John angeführt. Mit dem aus Wales stammenden Bariton Rhys Jenkins erlebt man einen kraftvoll gesungenen Falstaff mit nicht nachlassender Energie und quirliger Lebendigkeit. Um ihn dreht sich i...

Premierenkritik: Giuseppe Verdis „Rigoletto“ – Staatstheater am Gärtnerplatz in München – 2020

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Wo der Joker sein Unwesen treibt  – Verdis „Rigoletto“ im Staatstheater am Gärtnerplatz in München als Reminiszenz an Gotham City –  von Klaus J. Loderer Die Partys des Herzogs von Mantua sind legendär. Eingeladen sind nur Männer. Genossen werden Whiskey und Frauen. Security sorgt dafür, dass eventuelle Ehemänner dieser Frauen nicht zu lästig werden. Für makabre Späße hat sich der Herzog den Joker engagiert. Er serviert ungelittene Personen ab. Eine Art Gotham City bildet den Schauplatz von Verdis Oper „Rigoletto“ im Gärtnerplatztheater in München. Walter Vogelweider hat dazu eine düstere Architektur auf die Drehbühne gestellt und mit Bogendurchgängen, Treppen und Wasserbecken eine dunkle Krimiatmosphäre geschaffen. Als knallharten Krimi geht Regisseur Herbert Föttinger die Geschichte an. Rigoletto ist der Joker, in Comic und Filmen der bösartige Gegenspieler von Batman und legendär verkörpert von Jack Nicholson. Es ist aber ein Joker, der eine gutmütige Seite hat, di...

Konzertkritik: Teodor Currentzis leitet Verdi-Requiem – Elbphilharmonie Hamburg – 2019

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Ein Meister der Extreme  – Teodor Currentzis mit Musicaeterna, Orchester und Chor der Oper Perm, mit dem Verdi-Requiem in der Elbphilharmonie Hamburg –  von Klaus J. Loderer Es ist schon bemerkenswert, wie es Teodor Currentzis fertigbringt, Spannung aufzubauen. Die letzten Töne sind verklungen und immer noch steht der Dirigent in höchster Körperspannung da, als wolle er den Klang festhalten. Und das Publikum wartet gebannt. Bleibt still. Hält wie hypnotisiert mit dem Dirigenten den Atem an. Dann entspannt er sich, zeigt an, es ist aus und tosender Beifall setzt ein. Dirigent, Solisten, Chor und Orchester nehmen den verdienten Beifall entgegen, fallen sich in die Arme und fotografieren sich gegenseitig im Saal der Elbphilharmonie. Teodor Currentzis mit Musicaeterna Orchester und Chor der Oper Perm in der Elbphilharmonie in Hamburg Foto: Claudia Höhne Ich kann das alles gut sehen von meinem Sitzplatz hinter dem Orchester. Mimik und Gestik kann ich beobachten...

Opernkritik: Giuseppe Verdis „Ein Maskenball“ (Un ballo in maschera) – Staatstheater Darmstadt – 2019

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Amelia ist wirklich untreu  – Giuseppe Verdis Oper „Ein Maskenball“ am Staatstheater Darmstadt –  von Klaus J. Loderer  Es könnte eine Kirche in Neuengland sein, dieses Stahlgerüst, das mit seinen Giebeln und Erkern ein Gebäude gerade so andeutet. Sich langsam drehend, sehen wir dieses eindrückliche Bauwerk des Bühnenbildners Andrea Cazzi nach und nach von allen Seiten. Vor dem dunklen Bühnenhintergrund blitzt es manchmal grell auf. Ein dramatischer Moment in dieser Aufführung von Giuseppe Verdis Oper „Ein Maskenball“ am Staatstheater Darmstadt ist der Auftritt der Seherin Ulrica, die uns hier in einem Käfig gefangen vorgeführt wird. Sie wird in der Szene gepeinigt wie ein wildes Tier. Kammersängerin Elisabeth Hornung (seit vielen Jahren eine wichtige Stütze des Darmstädter Opernensembles) verleiht dieser Rolle mit düsterer Tiefe Charakter. Wir sehen hier nicht die nette Seherin mit ihren Fans. Angstvoll strecken die Frauen ihr Fackeln und Gesangbücher entge...

Opernkritik: Giuseppe Verdis „La forza del destino“ – Staatstheater Augsburg gastiert im Stadttheater Fürth – 2018

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Südamerikanischer Drogenkrieg im rosa Mädchenschlafzimmer  – Staatstheater Augsburg gastiert mit Giuseppe Verdis „La forza del destino“ (Die Macht des Schicksals) im Stadttheater Fürth –  von Klaus J. Loderer Das dramatisch aufwühlende musikalische Hauptmotiv, mit dem Verdi schon die Ouvertüre von „La forza del destina“ beginnen lässt und das sich dann durch die gesamte Oper zieht, nutzt Regisseur André Bücker in seiner Inszenierung für das Staatstheater Augsburg, dem er als Intendant vorsteht, zur Untermalung eines Albtraums, den die wild sich im Bett herumwerfende Leonora hat. Ihr von Bühnenbildner Jan Steigert entworfenes rosafarbenes Riesenschlafzimmer ist ein prächtig-kitschig-neureiches Ambiente mit gut sortierter Hausbar wie in einer südamerikanischen Soap Opera. Der Vater ist denn auch kein Marchese sondern eher ein Pate, der seine Interessen mit einer mit Maschinengewehren bewaffneten Privatarmee schützt. Dass Prinzesschen Leonoara davon träumt, diesem golden...

Premierenkritik Verdi-Festival: Verdis Oper „Le trouvère“ (Il trovatore) – Teatro Farnese Parma – 2018

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Verdi und der Boxkampf  – Robert Wilson inszeniert Giuseppe Verdis „Le trouvère“ beim Verdi-Festival im historischen Teatro Farnese in Parma in ästhetisierter Bildsprache –  von Klaus J. Loderer Es ist schon ein riesiger Raum, das Teatro Farnese in Parma. Überhaupt ist alles in diesem Palazzo della Pilotta riesig: die Eingangshalle, die unendlich lange Treppe, die obere Vorhalle mit dem Baldachin über dem Triumphbogen, der ins Theater führt, und eben der Zuschauerraum, der an eine antik-römische Rennbahn erinnert. Mächtig ist die Schaufront mit dem fast klein wirkenden Bühnenportral. Am Abend wirkt der Raum im Halbdunkel noch größer. Bestuhlt ist allerdings nur der ebene Bereich. Die amphitheatralisch ansteigenden Sitzstufen bleiben ungenutzt. Das ist dann mit den Sichtverhältnissen so eine Sache. Und auch die Akustik ist recht hallig. Aber der optische Eindruck ist erst einmal überwältigend. „Le trouvère“ in Parma: Nino Surguladze (Azucena), Giuseppe Gipali (Ma...

Verdis „Messa da Requiem“ szenisch – Staatsoper Hamburg – 2018

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Durch das Raster ins Licht  – Calixto Bieito inszeniert Verdis „Messa da Requiem“ an der Staatsoper Hamburg –  von Klaus J. Loderer Nett ist diese Musik nicht. Zwar von Verdi aber nicht so weich und fließend wie seine populären Arien. Nett ist die Musik im Monumentalwerk „Messa da Requiem“ wirklich nicht. Hart lässt Kevin John Edusei das Philharmonische Staatsorchester spielen. So brutal die Trommel wettert, so brutal benehmen sich die Menschen auf der Bühne. Insofern ist die „Messa da Requiem“ vordergründig das Idealstück für den Regisseur Calixto Bieito. Zwei Paare führt er uns vor, zwei Paare mit ihren Beziehungskisten oder mit ihrer Unfähigkeit, eine solche zu haben. Eine Frau zappelt verhaltensgestört herum (man leidet mit ihrem Mann), bis ihr Mann ihr eine wischt. Dann gibt es auch noch Kinder. Die sind dann plötzlich tot, was wohl als Familiendrama erscheinen soll. Dass alle irgendwie traumatisiert sind, ist eben die gerade übliche Modepsychose auf der Bühne. D...

Opernkritik Wiederaufnahme Giuseppe Verdis „Un ballo in maschera“ (Ein Maskenball) – Deutsche Oper am Rhein – 2018

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Unter Wasserfallwandfresken  „Un ballo in maschera“ – Wiederaufnahme der Inszenierung von Stein Winge an der Deutschen Oper am Rhein  – von Klaus J. Loderer – Eine dynamisch diagonal in den Raum gestellte Wand dominiert das Bühnenbild der ersten Szene. In steiler Übereckperspektive steht uns die Spitze des schwarzen Parkettfußbodens entgegen. Nach hinten links verliert sich der Raum. Unten dunkle Wandvertäfelung und viele Türen, oben ein Wandgemälde mit Blick in eine Landschaft. Dieses Rahmen gestaltete Bühnenbildner Hartmut Schörghofer für Verdis „Un ballo in maschera“. Könnte man nun denken, dass die Inszenierung im 19. Jahrhundert spielen soll, korrigieren die grauen Anzüge der Herren dies sofort und zeigen, dass dieser Gustav heute leben soll. Ist er ein König Gustav oder ein Bürgermeister Gustav oder ein reicher Geschäftsmann Gustav? Jedenfalls ein Mann mit Macht, der da leger im gelben Bademantel hereinmarschiert. Der langjährige Haustenor, der Rheinoper, der au...

Giuseppe Verdis Oper „Attila“ – Oper Bonn – 2017

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Es war laut  Giuseppe Verdis Oper „Attila“ in der Oper Bonn  von Matthias Woehl  Es ist schon ein Opernbrocken, Verdis Operr „Attila“ über den König der Hunnen, der ein brutales Regiment führte, viel Schrecken und Tod verbreitete, und zu guter letzt von seiner Braut in der Hochzeitsnacht ermordet wurde, weil sie ihren Vater rächen möchte. Regisseur Dietrich Hilsdorf inszeniert es mit üppiger Ausstattung im düsteren Bühnenbild von Dieter Richter. Letztlich könnte das Stück überall spielen, Attila und seine Mannen metzeln und meucheln durch die Stadt, es gibt Leid, Liebe, Komplott, Rache und schließlich seinen Tod. Musikalisch untermalt das grandios Will Humburg (der ja das Staatstheater Darmstadt leider verlassen hat) mit dem Beethoven Orchester Bonn. Franz Hawlata als Attila Foto: Thilo Beu Gesanglich bekommt man ordentlich etwas um die Ohren gehauen. Yannick Muriel Noah singt ihre Odabella mit wucht und begeistert mit so manchem großartigem Spi...

Opernkritik: Giuseppe Verdis „Otello“ – Royal Opera House Covent Garden in London – 2017

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Royal Opera House Covent Garden in London Foto: Klaus J. Loderer Oma Desdemona und Opa Otello machen Opernparodie  Verdis „Otello“ im Royal Opera House Covent Garden in London  Großer Bahnhof, alle nervös, das Volk in Extase, es gibt „Otello“. Alles geht sehr hoffnungsvoll los. Ein Lichtkegel, eine Wand fällt um, Jago steht schon da, ein toller Effekt. Doch dann schon Verwirrung, was ist das für eine Musik, sind wir an einem der führenden Opernhäuser der Welt? Was ertönt da für eine Feuerwehrkapelle? Der Chor setzt ein, man möchte rufen: stopp, alle noch einmal zurück, und alle zusammen bitte! Und dann beginnen die Peinlichkeiten, absurd, bis hin zur Lächerlichkeit. Desdemona schießt auf einem Podest aus der Wand (und die Arme kann sich kaum halten), Wände werden verschoben, es dreht sich die Maschinerie, das Bühnenpersonal benutzt in der Regel zwar Türen, doch dann fahren sie aus dem Boden hinauf ... schöne Effekte, schönes Licht, aber: was soll das? Jede Bewegung mu...

Verdis Oper Attila – Oper Bonn – 2017

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Krieg in zerstörter Stadt  Bühnenbilder von Dieter Richter an der Oper Bonn für Verdis »Attila«  von Klaus J. Loderer Sehr melodisch ist Verdis Oper. Einen schier unglaublichen Melodienreigen hat Giuseppe Verdi über seine Oper »Attila« ausgegossen, eine ist schöner als die andere. Dabei geht es in dieser Oper nicht gerade um nette Leute. Der Heerführer Attila durchzieht mit seinen Hunnen gerade metzelnd und mordend Europa. Ezio kommt das gar nicht ungelegen, könnte er doch so die Macht in Italien übernehmen und den römischen Kaiser beseitigen. Odabella und Foresto möchten Attila umbringen. Odabella verhindert aber Forestos Mordanschlag, indem sie Attila vor dem vergifteten Trank warnt – sie selbst möchte ihn umbringen. »Attila«  an der Oper Bonn:  George Oniani als Foresto Foto: Thilo Beu Als Illustration für diese Oper prangt groß an der Fassade der Oper Bonn Artemisia Gentileschis Gemälde »Judith und Holofernes«. Auf dem Gemälde wird der alttestam...