Marta Eggerth
Operettendiva und Filmstar aus Budapest
Operettensängerin und Filmschauspielerin Marta Eggerth starb am 26. Dezember 2013
In einem Film mit der damals sehr populären Sängerin und
Schauspielerin Marta Eggerth soll auch eine ungarndeutsche Schulklasse
vorkommen, Annamaria von Staden hat einmal erzählt, dass für den Film
»Pacsirta« (Wo die Lerche singt), der 1936 in die Kinos kam, Aufnahmen in
Budakeszi gedreht worden seien. der 1927 geborene Josef Ortner soll im Film mit
seinen Schulkameraden und Marta Eggerth als Lehrerin zu sehen sein. »Leider ist
mein Vetter Josef Ortner schon verstorben, doch ich erinnere mich noch gut an
seine Schilderung des Ereignisses,« erzählt Annamaria von Staden, »die
Klassenaufnahmen (es müsste sich um die zweite Klasse handeln) wurden mit der
Künstlerin in der Knabenschule in Budakeszi gemacht. Später wurde die ganze
Klasse zusätzlich in das Filmstudio geholt, wo sicher noch Nachbesserungen
gemacht wurden. Natürlich wurden die Kinder dort bewirtet, wovon er immer
wieder erzählt hat.«
Am 17. April 1912 erblickte Márta Eggerth in
Budapest als Tochter des Bankdirektors Paul Eggerth und der Sängerin Tilly
Herzog das Licht der Welt. Früh wurde ihre sängerische Begabung entdeckt und
gefördert. Die Sängerin Erzsi Gervay unterrichtete sie. Erste Auftritte hatte
Marta Eggerth mit Kinderrollen an der Budapester Oper. Dort wurde sie als
Wunderkind gefeiert. 1926 trat sie am Magyar Színház in dem Musical
»Mannequins« auf. Überaus erfolgreich war 1930 ihr Auftritt im Wiener
Johann-Strauß-Theater in Emmerich Kálmáns Operette »Das Veilchen vom
Montmartre«. Es folgten zahlreiche Operettenrollen im Theater an der Wien, im
Ernst-Drucker-Theater in Hamburg und am Schauspielhaus Frankfurt am Main.
Allerdings konzentrierte sie sich dann erst einmal mehr auf den Film.
Berühmt wurde sie vor allem als Sängerin und
Darstellerin im Film. Die erste Rolle bekam sie noch 1929 in Ungarn in »Czak
egy kislány van a világon«. In Berlin machte sie ab 1930 als Darstellerin in
zahlreichen Musikfilmen Karriere. Im deutschen Kino war sie erstmals in »Die
Bräutigamswitwe« zu sehen. Es folgten mehrere Operettenverfilmungen, darunter
1932 »Die Blume von Hawaii«, 1933 »Der Zarewitsch« und 1934 »Die
Csárdásfürstin«.
Da ihre Abstammung ab 1933 eine weitere Karriere
in Deutschland verhinderte, ging sie 1935 nach Wien. 1936 heiratete sie den
polnischen Tenor Jan Kiepura, den sie 1934 bei den Dreharbeiten zu »Mein Herz
ruft immer nach Dir« kennengelernt hatte. Die beiden galten als das Traumpaar
des österreichischen Musikfilms. Zusammen standen sie mehrmals vor der Kamera.
Ein bekanntes Beispiel ist »Zauber der Bohème« von 1937. Unter der Regie von
Géza von Bolváry spielte Marta Eggerth eine Sängerin, die einem jungen Tenor –
natürlich ihr Mann Jan Kiepura – zu einem Auftritt in der Oper La Bohème
verhilft, dann aber wie Mimi während einer Aufführung an Tuberkulose stirbt.
Neben der Musik von Giacomo Puccini steuerte auch Robert Stolz Lieder bei. In
dem Film spielen übrigens auch Theo Lingen und Oskar Sima mit.
Allerdings trat Kiepura neben seiner
Filmkarriere auch in der Oper auf. Er war seit 1926 der gefeierte Star der
Wiener Staatsoper, seit er an der Seite Mitzi Jeritzas als Cavaradossi die
Herzen der Wiener eroberte. Am 10. Februar 1938 brillierte er an der
Metropolitan Opera in New York. Nach dem sog. Anschluss Österreichs lebten die
beiden in Paris und im polnischen Wintersportort Krynica, wo ihnen das Hotel
Patria gehörte. Das Engagement in New York ermöglichte nach Kriegsbeginn 1939
eine Emigration in die Vereinigten Staaten. Auch dort machte sie sich Hoffnung
auf eine Filmkarriere. Doch erhielt sie die geplante Rolle in dem Film »The
song of love« dann doch nicht. Für sog. Akzentrollen wurde sie dann von MGM für
zwei Filme engagiert. So ist sie an der Seite von Judy Garland in den
Musicalfilmen »For me and my Gal« (1942) und »Presenting Lily Mars« (1943) zu
sehen.
Es war dann wieder die Bühne, die eine weitere
Karriere ermöglichte. Robert Stolz bearbeitete Lehárs Operette »Die lustige
Witwe« für Amerika, um diese für den Broadway tauglich zu machen und dirigierte
auch selbst. So machte Eggerth als Hanna Glawari 1944 am Broadway Karriere.
Wieder mit dabei war Jan Kiepura, der nun als Graf Danilo seine
Operettenkarriere begann. Drei Jahre lief die Produktion erfolgreich. 1952
kehrte Marta Eggerth für einen Auftritt in »Der Zarewitsch« nach Wien zurück
und feierte am Raimundtheater Erfolge. Der Operettenfilm »Das Land des
Lächelns« war 1957 der letzte gemeinsame Film mit Jan Kiepura. Allerdings
traten sie weiterhin in »Die lustige Witwe« auf, sogar noch in 1965 in Berlin
und Köln. Außerdem gaben sie viele gemeinsame Konzerte bis er 1966 plötzlich
starb.
Auch alleine trat sie weiter auf. 1982 spielte
sie im Musical »Colette« von Tom Jones und Harvey Schmidt, 1992 trat sie in der
Volksoper Wien in der Robert Stolz-Revue »Servus Du« auf, und noch im Jahr 2000
war sie in der Volksoper Wien in einer Festvorstellung zu sehen.
Eine Nebenrolle spielte Marta Eggerth 1957 in
dem Film »Frühling in Berlin«. Einen letzten Filmauftritt hatte Marta Eggerth
1999 in der ORF-Tatort-Folge »Nie wieder Oper«, wo sie neben Marcel Prawy – bei
der Emigration in die USA übrigens der Sekretär ihres Mannes – eine gealterte
Operndiva spielte. In insgesamt 33 Filmen spielte sie mit.
Marta Eggerth lebte bei New York. Ihre beiden
Söhne Jan und Marjan machten ebenfalls als Musiker Karriere. Am 17. April 2012
konnte sie noch ihren hundertsten Geburtstag feiern. Am 26. Dezember 2013 starb
die Marta Eggerth, die gelegentlich sogar als »Callas der Operette« bezeichnet
wurde, in Rye im US-Bundesstaat New York.
Klaus
J. Loderer
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