Posts

Posts mit dem Label "Theater an der Wien" werden angezeigt.

Vor 150 Jahren: Uraufführung der Operette „Indigo und die 40 Räuber“ von Johann Strauß

Bild
„Die Aufführung ging unter der persönlichen Leitung des Componisten auf das Glücklichste von Statten“  – Die Uraufführung im Theater an der Wien und die Berliner Erstaufführung im Victoria-Theater von Johann Strauß’ Operette „Indigo und die 40 Räuber“ –  von Klaus J. Loderer   Für uns heute ist Johann Strauss einer der wichtigsten Operettenkomponisten, doch vor 1871 war er vor allem durch seine Tanzmusik ein berühmter Komponist und Kapellmeister. Der Operettenbereich wurde von den Werken Jacques Offenbachs beherrscht. 1871 kam erstmals eine Operette von Johann Strauss auf die Bühne. Das Erstlingswerk war die heute vergessene Operette „Indigo und die 40 Räuber“. Das Wiener Publikum wartete gespannt auf die Uraufführung, die am 10. Februar 1871 im Theater an der Wien erfolgte. Johann Strauss arbeitete in diesem Genre weiter. Es folgte 1873 „Carneval in Rom“ und dann 1874 „Die Fledermaus“, seine bis heute bekannteste Operette.  Uraufführung im Theater an der Wien Am 10....

Premierenkritik: Opernrarität „Halka“ von Stanislaw Moniuszko – Theater an der Wien – 2019

Bild
Krimi im Hotel  – Regisseur Mariusz Trelinski verlegte die polnische Nationaloper „Halka“ von Stanislaw Moniuszko aus der bäuerlichen Atmosphäre in ein modernes Designhotel –  von Klaus J. Loderer Dem Theater an der Wien gelang mit „Halka“ ein Operncoup. Die außerhalb Polens wenig bekannte polnische Nationaloper „Halka“ von Stanislaw Moniuszko hätte eventuell selbst im opernbegeisterten Wien nur für begrenztes Interesse gesorgt. Die Starbesetzung mit Piotr Beczala (für eine eigentlich kleine Rolle) und Tomasz Konieczny führte dazu, dass schon Wochen vor der Premiere alle Vorstellungen restlos ausverkauft waren. Beide enttäuschen nicht und schaffen denn auch ein besonderes Opernerlebnis. Als Jontek singt Piotr Beczala mit klarem Tenor und viel Schmelz. Einfühlsam ist diese Stimme, fein in der Phrasierung. Der Klang geht unter die Haut. Tomasz Konieczny ist als Janusz ein arroganter Lebemann. Der Bassbariton kann volltönend auftrumpfend. „Halka“ im Theater an ...

Opernrarität: Carl Maria von Webers „Euryanthe“ – Theater an der Wien – 2018

Bild
Intrige im weißen Salon – Christof Loy inszeniert Carl Maria von Webers selten gespielte Oper „Euryanthe“ im Theater an der Wien –  von Klaus J. Loderer Worüber unterhält sich das Publikum in der Pause von „Euryanthe“, dieser löblichen Ausgrabung am Theater an der Wien? Man gibt sich schockiert über den Nackten. Splitterfasernackt und ganz im Vordergrund der Bühne, das kann das Publikum immer noch schockieren. Gerade weil die Produktion ansonsten gar nicht auf Provokation aus ist, sondern eher ganz ästhetisch mit einem realistischen Bühnenbild und schönen Kostümen daherkommt, ist es eben so unerwartet, dass sich Lysiart komplett auszieht. Doch auch das hat seinen Grund. Er möchte nächtlicherweise Euryanthe verführen, hat er doch auf ihre Untreue gewettet. Naja, und falls sie ihrem Bräutigam Adolar nicht untreu werden will, fragt man sie eben nicht. Und da setzt die Inszenierung mit der Unbekleidetheit ein deutliches Symbol, dass dieser Lysiart gerade drauf und dran ist, Eu...

Opernkritik: René Jacobs rekonstruiert Händels „Teseo“ im Theater an der Wien – 2018

Bild
Riesenhände greifen nach Agilea  – René Jacobs rekonstruiert Händels Theseus-Oper „Teseo“ im Theater an der Wien –  von Klaus J. Loderer  Bei Theseus denkt der Philologe an den antiken Helden, der den Minotauros bekämpft, der Opernfreund an Ariadne, deren roter Faden ihm durch das Labyrinth hilft und die er schließlich auf der Insel Naxos absetzt, der Theaterfreund an seine Frau Phädra, die mit falscher Beschuldigung dafür sorgt, dass er seinen Sohn zu Tode bringt. Der Kunstfreund hat die Skulptur Canovas vor Augen, wie Theseus den Kentaur erschlägt. Um diese Stoffe geht es in Händels Oper „Teseo“ allerdings nicht. Im Mythos hat Theseus ja auch eine etwas komplizierte Herkunft. Jedenfalls kennt der Vater, König Aigeus (Egeo) von Athen, seinen Sohn nicht. In der Oper, für deren Libretto Nicolo Francesco Haym den Text von Philippe Quinaults zur Lully-Oper „Thésée“ aus dem Französischen ins Italienische übertrug, ist das dramaturgisch so zugespitzt, dass Theseus dem...

Opernkritik: Georg Friedrich Händels „Alcina“ – Theater an der Wien – 2018

Bild
Alcina lässt Blumen erblühen in der Wüste  – Tajana Gürbaca inszeniert Händels „Alcina“ am Theater an der Wien –  von Klaus J. Loderer Eine Insel ist das Reich Alcinas hier nicht, eher eine Wüste. Wüst sind die Hügelchen auf der Bühne und ebenso ist es die auf den Rundhorizont gemalte Landschaft. Man ist gespannt, was sich in diesem von Katrin Lea Tag im Theater an der Wien gestaltetem Arrangement für Händels „Alcina“ tun wird. Es schwebt schon bald eine Art Flower-Power-Gesellschaft mit einer Alcina im rosa-hellblau quergezickzackten Ballon-Rock herein. Eine interessante Alternative zur Krinoline hat sich Katrin Lea Tag, von der auch die Kostüme sind, ausgedacht. Das erinnert an die Kleidung des 19. Jahrhunderts. Auf diese Zeit verweist auch das Detail mit einem älteren Herren, einem Fabrikbesitzer, wohl der Vater Ruggieros, der auf die Rückkehr des Sohns wartet. Die sich drehende Bühne mit den kleinen Hügelchen bietet geschickte Möglichkeiten für Auftritte und Abgän...

Ring-Trilogie nach Wagner – Theater an der Wien – 2017

Bild
Das Rheingold als Urschlamm  – „Der Ring“ einmal ganz anders:  „Hagen“ aus der Ring-Trilogie im Theater an der Wien –  von Klaus J. Loderer Opern werden von ambitionierten Regisseuren gerne als Steinbruch benutzt. Es war nur eine Frage der Zeit, dass man auch Wagneropern dekonstruiert. Im Theater an der Wien läuft derzeit ein Wagnerprojekt, das als „Ring-Trilogie“ angekündigt wird mit den Teilnamen „Hagen“, „Siegfried“ und „Brünnhilde“. Da ist man irritiert. Um was handelt es sich dabei? Eine unbekannte Urfassung des Rings? Mirella Hagen (Woglinde), Ann-Beth Solvang (Floßhilde), Raehann Bryce-Davis (Wellgunde) Foto: Herwig Prammer Hinter der Ring-Trilogie steckt die Idee, nachzuspüren, wie es zum Mord an Siegfried kommt. Wie verlaufen die Stränge durch den gesamten Ring. Dazu werden die Biographien dreier Beteiligter nachvollzogen: des Mörders Hagen, des Mordopfers Siegfried und der Mordinitiatorin Brünnhilde. Dazu werden entsprechende Szen...