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Buchbesprechung: Festschrift 125 Jahre Hessisches Staatstheater Wiesbaden – 2019

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Nassauisch, preußisch, hessisch  – Eine schöne Festschrift zum 125jährigen Jubiläum des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden –   von Klaus J. Loderer In den 125 Jahren seines Bestehens hatte das Theater schon viele Namen: königlich preußisches Hoftheater, Nassauisches Landestheater, Preußisches Staatstheater, Deutsches Theater, Großhessisches Staatstheater und seit 1946 Hessisches Staatstheater Wiesbaden. Die Namen spiegeln die Geschchte der Staat und die wechselnden politischen Verhältnissen wider. Ganzseitige Fotos zeigen in der Festschrift im Format DIN A4 das Staatstheater Wiesbaden unter unterschiedlichen Aspekten. Auf dem Umschlag findet man ein Detail der Decke des Foyers. Nach der Titelseite stimmen drei Fotodoppelseiten auf das Theatergebäude ein, das vor 125 Jahren, am 16. Oktober 1894 eröffnet wurde. Diese drei Fotos zeigen die drei markanten Seiten des Theaters: die prunkvolle Fassade zum Park mit einem Säulenportikus, dessen Portal aber nur auf die Büh...

Opernkritik: Nationaltheater Zagreb mit Rossinis „La donna del lago“ in Wiesbaden – 2019

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Jagdszenen im Pariser Bordell  – Gastspiel des Nationaltheaters Zagreb mit Rossinis Oper „La donna del lago“ (Die Dame vom See) bei den Maifestspielen Wiesbaden –  von Klaus J. Loderer  Parnassus-Produktionen stehen für opulente Opernaufführung mit tollen Bühnenbildern, schönen Kostümen und herausragenden Solisten. Das bestätigte sich mit Rossinis Oper „La donna del lago“ wieder. Im Rahmen der Internationalen Maifestspiele war diese Produktion, die in Lausanne Premiere hatte, nun bei einem gefeierten Gastspiel des Nationaltheaters Zagreb im Staatstheater Wiesbaden zu sehen. Regisseur Max Emanuel Cencic und Bühnen- und Kostümgestalter Bruno de Lavenère entführen die Opernbesucher in eine mondän-schlüpfrige Welt zwischen Bourgeoisie und Bordell. „La donna del lago“ von Gioachino Rossini in der Regie von Max Emanuel Cencic mit Bühne und Kostümen von Bruno de Lavenère Foto: Opéra de Lausanne, Alan Humerose Mit einer Rahmenhandlung umgibt Cencic die eigent...

Wagners „Der fliegende Holländer“ im Staatstheater Wiesbaden – 2018

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Ich möchte nicht dauernd meckern  – Wagners „Der fliegende Holländer“ im Staatstheater Wiesbaden –  von Franz Meyer Ich gehe doch nicht in die Oper, um mich aufzuregen, ich möchte auch nicht dauernd die schlechte Qualität einer Aufführung bemängeln, auch ich möchte mich amüsieren, auf- oder angeregt werden, gute Musik genießen und von hervorragenden Gesangsdarbietungen schwärmen, eine besondere intelligente Deutung verstehen, einmal wieder heiser sein vom Bravorufen. Aber warum ist das nicht mehr möglich? Bin ich zu abgeklärt nach 45 Jahren, die ich das Musiktheater nun besuche? Erwarte ich zu viel? Oder liegt es dann am Ende doch daran, das dass, was mit vorgegaukelt wird, nicht mehr der Qualität entspricht, die ich einfach gewöhnt war? „Der fliegende Holländer“, Staatstheater Wiesbaden Foto: Lena Obst Ich überprüfe mich am Staatstheater Wiesbaden. Ich sehe eine Repertoirevorstellung des „Fliegenden Holländers“ in der Inszenierung von Michiel Dijkema. Was w...

Doch wo ist die Inszenierung? „Jephtha“ von Georg Friedrich Händel – Staatstheater Wiesbaden – 2018

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Doch wo ist die Inszenierung?  Achim Freyer bekleckst Händels „Jephtha“ am Staatstheater Wiesbaden  von Franz Meyer Seit Jahrzehnten macht sich der bekannte Künstler Achim Freyer an großen Opernwerken zu schaffen. Doch wer schon einmal eine Freyersche Bearbeitung  gesehen hat, der hat sie alle gesehen, denn es ist eigentlich immer das gleiche. Es ist schon erstaunlich, wie man Starruhm mit einer Einheitsinszenierung erlangen kann. Es bewegt sich wenig, bestenfalls gar nichts, alle Protagonisten stehen irgendwo herum, im aktuellen Fall auf Kistchen, diesmal fuchtelt man mal wieder mit Stöckchen herum. All das hat man schon mehrfach gesehen. Das Bühnenbild, der große Künstler ist natürlich auch dafür verantwortlich, besteht aus einem bemalten Rückprospekt und bemalten Kistchen. Malen möchte ich es vielleicht doch eher nicht nennen, denn (auch wie üblich) es sieht eher nach infantil hässlichem Kindergarten-Gekritzel aus. Das singende Personal ist ähnl...

Szenisches Barockoratorium: „Jephtha“ von Georg Friedrich Händel – Staatstheater Wiesbaden – 2018

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Keine Erlösung  Stark gekürzt: Händels Oratorium „Jephtha“ am Staatstheater Wiesbaden  von Klaus J. Loderer  Mit der Bildsprache Achim Freyers ist das so eine Sache. Sie wirkt heute irgendwie wie aus der Zeit gefallen. In den 1980er Jahren lernte ich erste Arbeiten von ihm in Stuttgart kennen, den legendären „Freischütz“ von 1980, immer noch eine Kultinszenierung, und „Iphigenie auf Tauris“ von 1984. „Freischütz“ fand ich skuril überzogen und witzig, „Iphigenie“ eine ungewohnt derb gepinselte Bildsprache. Achim Freyer ist immer noch in Theatern tätig und illustriert Stücke wie Skizzenbücher. Von Regiearbeiten kann man nicht unbedingt sprechen, denn Handlungen zeigt er nicht mehr, eher davon, dass er Opern in die ihm eigene, oft ziemlich statische Bilderwelt versetzt. So geschah das auch in Wiesbaden mit Händels Oratorium „Jephtha“. Auch Personen oder gar Charaktere interessieren Freyer nicht – die Mitwirkenden als eigenständige Menschen schon gar nicht. Um dies z...

Mozarts „Così fan tutte“ – Hessisches Staatstheater Wiesbaden – 2018

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Wer liebt, der hat auch zu leiden – der ewige Traum der monogamen Liebe  – Eine (fast) geniale Inszenierung von Mozarts „Così fan tutte“ am Staatstheater Wiesbaden –  von Matthias Woehl  Eigentlich gibt es keine Bühne. Der Zuschauerraum spiegelt sich auf der Bühne wieder, dort sitzt ebenfalls Publikum, in der Mitte wird um den umbauten Orchestergraben herum gespielt. Die Protagonisten sitzen im Zuschauerraum, wie wir, das Publikum, und dort entsteht der Streit zwischen Ferrando, Guglielmo und Don Alfonso. Alle Vorgänge entwickeln sich aus dem Publikum, und das passt einfach zu diesem Stück, das nicht umsonst „die Schule der Liebenden“ als Untertitel trägt, und die einfach Alle etwas angeht, die jemals geliebt haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Opern handelt das Stück ja von Problemen, die auch heutzutage allgemeingültig sind, nämlich vom Traum der Monogamie und dessen Unmöglichkeit. Wer hat nicht, und sei es nur in der Phantasie, mal an jemand anderen gedacht?...

Mozarts „Così fan tutte“ – Hessisches Staatstheater Wiesbaden – 2018

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Theater im Theater  Uwe Eric Laufenbergs überrascht mit seiner Inszenierund von Mozarts „Così fan tutte“ im Hessischen Staatstheater Wiesbaden  von Klaus J. Loderer  Der Vorhang offen, der Orchestergraben von einem Laufsteg umgeben und gar kein Bühnenbild. Doch halt. Das Proszenium ist gewissermaßen verdoppelt: den vergoldeten Bühnenrahmen, der Bogen und die Logen hat Bühnenbildner Matthias Schaller etwas verkleinert in den großen Rahmen gestellt. Man blickt vom Zuschauerraum in den Zuschauerraum – ein Effekt, der durch einen großen Spiegel im Hintergrund entsteht, in dem sich der echte Zuschauerraum spiegelt. Und um das zu verdeutlichen, ist die Bühne in ein zweites Parkett verwandelt, in dem auch Zuschauer sitzen. Bei beleuchtetem Zuschauerraum setzt die Ouverture ein und dann sollte die Oper anfangen, doch das verhindern drei diskutierende Herren in der ersten Reihe, die aufspringend sich um die Treue von Frauen streiten, einer hält alle Frauen für untreu, zwe...

Opernrarität: „Giuditta“ (Judith) von Alessandro Scarlatti – Hessisches Staatstheater Wiesbaden – 2017

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Man dankt ihr nicht  – „Giuditta“ (Judith) von Alessandro Scarlatti am Hessischen Staatstheater Wiesbaden –  von Klaus J. Loderer Der Cavaliere Alessandro Scarlatti hat sich zwei Mal mit dem alttestamentarischen Judithstoff befasst. 1693 komponierte er das groß angelegte Oratiorium „Giuditta“. Bald erhielt er von Kardinal Pietro Ottoboni den Auftrag für ein neues Oratorium. Da dem Kardinal aber gerade nur eine kleine Zahl an Musikern zur Verfügung standen, musste ein kleineres Format entstehen. Scarlatti komponierte das Oratorium „Giuditta a true“ – also für drei Singstimmen, kleines Orchester und ohne Chor. 1697 fand die Aufführung in der Casa Vietnam, dem Palazzo der Familie Widmann in Rom, statt. Nun hat man das wunderbare Werk wieder ausgegraben und im Kleinen Haus der Hessischen Staatstheater Darmstadt in einer Koproduktion mit der Hochschule für Musik Mainz aufgeführt. Christian Rohrbach leitete das kleine Ensemble aus sieben Musikern fein und se...

Puccinis Oper „Madama Butterfly“ – Staatstheater Wiesbaden – 2016

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Im Dauerforte in den Tod  – Puccinis „Madama Butterfly“ im Staatstheater Wiesbaden –  von Matthias Woehl  Mich rührt diese Oper einfach nur bis ins Mark. Butterfly ist eben keine blöde Kuh, sondern eine aufrichtig Liebende. Sie vertraut auf die Worte von Pinkerton, gibt für ihre Liebe sogar ihren Glauben auf, warum sich dann ja auch die Verwandtschaft von ihr abwendet. Butterfly wird doch von den selbstsüchtigen und verkommenen Menschen um sie herum in den Tod getrieben. Selbst die ihr zugetanen Personen des Stücks (der Konsul, Suzuki) lassen sie sehenden Auges in die Katastrophe rennen. „Madama Butterfly“ in Wiesbaden: Richard Furmann, Elisa Cho, Marta Wryk und Benedikt Nawrath Foto: Sven-Helge Czichy Zu jeder Oper fällt den Regisseuren etwas ein, nur nicht bei Butterfly. Auch John Dew nicht. Die Geschichte ist so Zeitlos, und gerade auch in der heutigen Zeit so aktuell, aber es gibt nur eine Version Butterfly: Kimono und Schiebewände. Die sc...

Premierenkritik: Tannhäuser von Richard Wagner – Staatstheater Wiesbaden – 2017

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Oversexed oder Helden sind keine Luschen  Premiere Tannhäuser von Richard Wagner im Staatstheater Wiesbaden  Während des Vorspiels sitzen Pilger auf Bänken und schauen ein Video. Auf dem Petersplatz in Rom hält der Papst eine Audienz. Dazu gibt es aber einen Mix aus Woodstock, Piece and Love, sexuelle Revolution, auch sinnliche Bilder von Liebesspielen oder erigierte Gliedmaßen, alles irgendwie passend zum Thema. Doch leider holt man zum Rundumschlag aus, Bayreuth und die Hakenkreuzfahne, viel zu schnell wechselnde Bilder und Themen verwirren einen eher, als das sie auf das Stück einstimmen. Tannhäuser erhebt sich und hält sich eine Atemmaske über Nase und Mund (was mich schmunzeln lässt, braucht der Sänger etwa noch extra Luft, doch dazu später mehr). Auf der Bühne erscheinen weitere Personen, von dunklen Jacken umhüllt, die sie, wenn die Pilger den Raum verlassen, abwerfen. Jordanka Milkova als Venus im Tannhäuser in Wiesbaden Foto: Karl Monika For...

Premierenkritik: Richard Wagners romantische Oper „Tannhäuser“ – Staatstheater Wiesbaden – 2017

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Mittelalterlicher Kostümball im Berghof  – Uwe Eric Laufenberg inszeniert Richard Wagners romantische Oper „Tannhäuser“ am Staatstheater Wiesbaden –  von Klaus J. Loderer Was ist die Ästhetik des neuen Wiesbadener Tannhäusers, der gestern in einer Inszenierung des Staatstheaterintendanten Uwe Eric Laufenberg Premiere hatte? Wir sehen während der Ouverture in eine holzvertäfelte Halle mit Reihen dicht gefüllter Sitzreihen (Bühnenbild Rolf Glittenberg). Die Assoziation an Kirchenbänke ist sicherlich gewollt. An einen neogotischen Kirchenfußboden erinnert auch das Fußbodenmuster. Diese Menschen schauen sich ein Video an, das Papst Franz beim Segen auf dem Petersplatz in Rom zeigt. Das ist keine schlechte Idee. So sieht man gleich, was das Ziel der Pilger ist, die sich in der Oper bald schon aufmachen werden. Dann fällt ein Mann von der Bank und klammert sich an eine Sauerstoffmaske. Während der größere Teil der Menschen die Bühne bleibt ein kleiner Teil hier. Zu den Moti...