Opfer der Nazis: Ernestine Färber-Strasser

Opfer der Nazis: Ernestine Färber-Strasser 

Krank, verarmt, weiterer Verbleib unbekannt 

von Matthias Woehl

Ernestine Färber-Strasser wurde am 15. Mai 1884 in Königsberg in Ostpreußen als Tochter des Kaufmanns Benjamin Färber geboren. Ihr Geburtsname ist allerdings Emma Färber. Die Angaben über ihr Debüt widersprechen sich: Nach einer Biografie debütiert sie 1909 in Aachen, in einer anderen 1910 in Leipzig. Nach den Personalakten im Staatsarchiv Ludwigsburg war sie zuerst zwei Jahre in Leipzig und dann ein Jahr in Aachen.



Sicher ist, daß sie dann als Ernestine Färber von 1913 bis 1921 an der Münchner Hofoper engagiert war, wo ihr auch der Titel „Kammersängerin“ verliehen wurde. Sie kehrte für die Spielzeit 1921-1922 wieder nach Leipzig zurück. Von 1925 bis 1930 war sie Mitglied im Opernensemble des Württembergischen Staatstheaters Stuttgarter. Sie gastierte u.a. in Amsterdam, Wien, Zürich und am Royal Opera House Covent Garden in London.

Die Contra-Altistin war vor allem berühmt für ihre Wagner- und Strauss-Partien, wie z.B. Fricka und Waltraute (z.B. im Londoner Ring 1924 unter Bruno Walter), Brangäne in „Tristan und Isolde“, Amme in „Frau ohne Schatten“. Sie hatte auch ein breit gefächertes Lied-Repertoire: Richard Strauss, Hugo Wolf, Max Reger, Franz Schubert und Franz von Liszt.

1915 heiratete sie den Maler Benjamin Strasser. Sie lebten zusammen in einer großen Wohnung in München und bekamen eine Tochter. 1934 werden sie gezwungen ihre Münchner Wohnung zu verlassen, und 1937 wurde der Druck so groß, das sie mit ihrer Tochter in die Schweiz floh. Wenige Monate später folgte auch ihr Mann. Aus finanzieller Not ging Benjamin Strasser 1939 nach London, um für die Familie Geld zu verdienen. Dort wurde er 1940 aber als Deutscher interniert und kehrte erst 1945 zu seiner Familie zurück in die Schweiz. 1951 emigrierte die Familie nach New York, wo Benjamin Strasser aber wegen der erlittenen Strapazen 1955 starb. Ernestine Färber-Strasser kehrte mit ihrer Tochter nach Zürich zurück. Sie war mittlerweile selbst krank und völlig mittellos. 1956 stellte sie in Stuttgart einen Antrag auf Wiedergutmachung. Ihr weiterer Verbleib ist unbekannt.



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