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Opernkritik: Gioacchino Rossinis „La Cenerentola“ – Oper Köln

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Happy End im Palace  – Cecilia Ligorio inszeniert Gioacchino Rossinis „La Cenerentola“ an der Oper Köln als Hollywoodfilm –  von Klaus J. Loderer Der Traum vom Glück. Wo wird er uns besser vorgegaukelt als im Film. Bühnenbildner Gregorio Zurla entführt uns im Kölner Staatenhaus in eine Hollywoodproduktion, in eine Welt von Glitter und Glamour. Dazu hat er ein aus kleinen Einzelteilen zusammensetzbares Bühnenbild gebaut, das ebenso schnell entstehen wie es verschwinden kann. Zu den 1930er-Jahren passen auch die sehr eleganten Kostüme von Vera Pierantoni Giua. Regisseurin Cecilia Ligorio hat eine kleine Rahmenhandlung erfunden und erzählt anschaulich die eigentliche Aschenputtel-Geschichte entsprechend der Musik mit quirligen Einfällen und einer Freude an vielen schönen Details. Was da Schein und was Wirklichkeit ist, das bleibt bewusst in der Schwebe – Film eben.  Charlotte Quadt, Wolfgang Stefan Schwaiger, Jennifer Zein Foto: Matthias Jung Ein Opernbesuch, der Vergnü...

Divertissementchen von Cäcilia Wolkenburg „Fastelovend zesamme!“ – 2023

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Wie der preußische König den Kölner Karneval rettete  – Divertissementchen „Fastelovend zesamme!“ der Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg würdigt Jubiläum 200 Jahre organisierter Karneval in Köln –  von Klaus J. Loderer Vier Frauen träumen nachts. Im Traum hören sie eine Trommel, das Trömmelsche, das zum Karneval ruft. Über Jahre des Karnevals entwöhnt durch obrigkeitliche Coronaverbote, haben sie nun eine unstillbare Sehnsucht nach Karneval. Zumal ein bedeutendes Jubiläum ansteht, nämlich das zweihundertjährige Jubiläum des organisierten Karnevals in Köln. Die vier sind zufälligerweise die Ehefrauen der Präsidenten der renommiertesten Karnevalsorganisationen und erinnern sich zurück, wie vor zweihundert Jahren ihre Vorfahren den Karneval retteten. 1823 war der Karneval in Gefahr. Köln war preußisch besetzt und der Straßenkarneval sollte verboten werden, Harlekin-Spiegelzauber-Ballett bei der venezianischen  Soiree im Hause Schmitz Foto: Thomas Brill Wie vier Fraue...

„Der Zwerg“ und „Petruschka“ an der Oper Köln

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Erbarmungsloser Zwang zur Schönheit  Doppelabend mit Alexander Zemlinskys Oper „Der Zwerg“ und Igor Strawinskys Ballett „Petruschka“ an der Oper Köln von Klaus J. Loderer Die Kombination von Alexander Zemlinskys Oper Der Zwerg“ mit Igor Strawinskys Ballett „Petruschka gab es vor hundert Jahren schon einmal in Köln. Am 28. Mai 1922 wurde die Oper „Der Zwerg“ im nicht mehr existierenden Opernhaus am Kölner Habsburgerring uraufgeführt. Der an moderner Musik interessierte Dirigent und Komponist Otto Klemperer war dort seit 1917 Generalmusikdirektor. Da das Stück nicht abendfüllend war, wurde es mit einem weiteren kurzen Stück kombiniert. Die Wahl fiel auf „Petruschka“ (Pétrouchka,  Петрушка ), ein Ballett, das bereits ein Jahrzehnt früher in Paris uraufgeführt worden war. 1911 war die Uraufführung in Paris mit Sergej Pawlowitsch Djagilews Ballets Russes und Vaslav Nijinsky als Petruschka. Trotz der guten Besprechungen schaffte es „Der Zwerg“ nicht in die Spielpläne der Theater. Er...

Divertissementchen „Corona Colonia“ von Cäcilia Wolkenburg und der Oper Köln – 2021

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Die Rache der heiligen Corona   – „Das Zillche muss spielen“ – ohne Divertissementchen geht es nicht in Köln –  von Klaus J. Loderer Warum haben die Ehemänner Modelleisenbahn und Briefmarkensammlung aus dem Keller geholt oder legen gar ein Hochbeet auf dem Balkon an, darüber rätseln vier Ehefrauen. Im Quartett „Er geht nicht mehr ’raus“, unterlegt mit Rossinis Figaro-Arie und natürlich nicht in Schriftdeutsch sondern in Kölsch, schließt sich Cäcilia (Dirk Pütz) mit ihren Freundinnen Hertha, Walpurga und Gunni (Michael Friedrich, Patrick Lacroix, Knut-Ivar Østlingen) zusammen. Cäcilie platzt vor Eifersucht als sie hört, dass hinter den ganzen Merkwürdigkeiten eine gewisse Corona steckt. Denn wegen der Bedrohung durch dieser Corona (woraus im Kölner Dialekt das Corona wird) treffen sich die Männer (Johannes Fromm, Harald Butscheid, André Boeck, Vitus Schmitz-Zondervan) nicht mehr zum Singen in der Wolkenburg. Die verwickelten Vierer- und Achtertelefonkonferenzen bilden den Anfan...

Opernkritik: Richard Wagners „Tristan und Isolde“ – Oper Köln – 2019

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Verloren auf einem Schiff  – Patrick Kinmonth inszeniert Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an der Oper Köln als Geschichte vereinzelter Individuen – von Klaus J. Loderer Regelrecht umflutet ist dieses Orchester, von Wellen umgeben. Einen Orchestergraben gibt es im Staatenhaus in Köln ja nicht. Aber man kann die Bühne höher bauen. Und das hat Darko Petrovic auch getan. Er baut ein Meer aus pyramidenförmigen Zelten, die in ihrer Masse nicht von unbefähr an Wellen erinnern. Um das Meer geht es in „Tristan und Isolde“ ja immer wieder, zumal der erste Aufzug nach Wagner auf einem Schiff spielt. Regisseur Patrick Kinmonth lässt Tristan aber nicht ankommen. Drei Akte lang treibt er in Köln auf dem Meer. „Tristan und Isolde“ an der Oper Köln: Ingela Brimberg (Isolde), Peter Seiffert (Tristan) Foto © Bernd Uhlig Von einem Schiff sehen wir einen aufgeschnittenen Ausschnitt: vier identische Kajüten sind aneinandergereiht, hineingequetscht zwischen die schwere genietete...

Premierenkritik: Georges Bizets Oper „Carmen“ als packendes Drama – Oper Köln – 2019

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Von käuflichem Fleisch – Sex and Crime im Schlachthof  – Lydia Steier inszeniert Georges Bizets „Carmen“ der Oper Köln als brutales und doch packendes Drama –  von Klaus J. Loderer Teile des Premierenpublikums sind geschockt. Trotz mancher Buhrufe gab es großen Jubel. Diese Inszenierung wird in Erinnerung bleiben. Es ist eine brutale Geschichte, die Regisseurin Lydia Steier erzählt. Sie handelt von geschlachteten Tieren, Prostitution, Drogen, Verbrechen und Tod. Sie spielt in einer surrealen Welt, in der alle Spanienklischees aufeinanderprallen und in teilweise aberwitzigen Kombinationen und schnellen und unerwarteten Verwandlungen über die Bühne gehen. So kann sich eine Kirche hier schnell in einen Striptease-Schuppen verwandeln. Carmen ist Opfer und irre Täterin zugleich. Schon während des Vorspiels hat sie in Verdoppelung mit einem „unschuldigen“ Mädchen Visionen ihres Todes. Eines der Mädchen hat eine blutige Wunde am Rücken. Immer wieder wird sie diese Albträume ...

Opernkritik: Jacques Offenbachs „Barkouf oder ein Hund an der Macht“ – Oper Köln 2019

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„Liberté, Égalité, Leckerli“  – Deutsche Erstaufführung einer Operrarität zum Offenbachjahr: Oper Köln zeigt Jacques Offenbachs „Barkouf oder ein Hund an der Macht“ (Barkouf ou un chien au pouvoir) –  von Klaus J. Loderer Ein Hund als Regierungschef, das ist schon eine freche Idee. Das ist sie noch heute und das war sie erst recht im Jahr 1860, als an der Pariser Opéra Comique die Uraufführung der Oper „Barkouf“ anstand. Das Libretto stammte immerhin vom renommierten Autor Eugène Scribe, die Musik von Jacques Offenbach, damals noch ein relativer Neuling aber durch den Erfolg von „Orpheus in der Unterwelt“ im Jahr zuvor schon bekannt. Man ist nicht erstaunt, dass die Zensurbehörde das Stück gleich mal verbot und erst nach Umarbeitungen zuließ. Denn für das Zweite Kaiserreich war eine so despektierliche Behandlung staatlicher Behörden und Entscheidungsträger bis hin zu einer Revolte nicht gerade ein erwünschtes Thema. Abgesehen davon ist das Stück dadurch auch immer noc...