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Opernkritik: Wagners "Lohengrin" auf dem Rummelplatz – Theater Chemnitz 2020

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Ein vergessener Rummelplatz erwacht zu neuem Leben    – Joan Anton Rechi inszeniert Wagners romantische Oper „Lohengrin“ im Opernhaus Chemnitz –  von Klaus J. Loderer  Einen stillgelegter Rummelplatz hat sich Bühnenbildner Sebastian Ellrich als Situation für „Lohengrin“ in Chemitz ausgedacht: Eindrucksvoll schlängeln sich die Schleifen einer alten Achterbahn durch den Raum. Manche Bahnen sind räumlich vorhanden, andere sind im Hintergrund nur gemalt. Doch das bemerkt man am Anfang nicht, wenn Nebel die Szene effektvoll verunklärt. Längst kommen keine Besucher mehr her. Eine trostlose Welt zeichnet Regisseur Joan Anton Rechi hier. „Lohengrin“ der Theater Chemnitz:  Mirko Roschkowski (Lohengrin) Foto: Nasser Hashemi Elsa schläft. Sie träumt von Lohengrin, der im Hintergrund erscheint. Doch hat dieser Rummelplatz ein seltsames Leben. Sind es Leute vom Zirkus, die die Bühne plötzlich bevölkern, zumindest deuten die Kostüme von Mercè Paloma das a...

CD-Besprechung: Emil Nikolaus von Rezniceks Oper „Benzin“

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Wenn einem Luftschiff der Treibstoff ausgeht und auf der Insel der Circe landet  – Aufnahme der Produktion der Oper Chemnitz von Emil Nikolaus von Rezniceks Oper „Benzin“ bei CPO erschienen –  von Klaus J. Loderer Am 28. November 2010 fand im Opernhaus Chemnitz eine ungewöhnliche Uraufführung statt. Achtzig Jahre nach ihrer Komposition kam Emil Nikolaus von Rezniceks Oper „Benzin“ erstmals auf die Bühne. Die Opernhäuser in Hamburg und Leipzig lehnten 1929 eine Aufführung ab. Man wollte wohl vermeiden, einen gefeierten Helden der Luftschifffahrt Hugo Eckener mit einer wenn auch fiktiven Liebesaffäre zu kompromittieren. Denn in der Oper geht es tatsächlich um den Kapitän eines Luftschiffs, der einen Weltrekord aufstellen möchte. Dann geht ihm allerdings kurz vor dem Ziel der Treibstoff aus  und er landet auf einer kleinen Insel. War diese Handlung zur Zeit der Komposition sehr modern, kombinierte Reznicek, der auch das Libretto schrieb, sie mit der mythologisc...

Premierenkritik: „Mefistofele“ von Arrigo Boito – Theater Chemnitz – 2019

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Reise durch Zeit und Raum  – Balázs Kovaliks kluge und effektvolle Inszenierung der Oper „Mefistofele“ von Arrigo Boito im Opernhaus Chemnitz –  von Klaus J. Loderer Wie ein lebendig gewordenes Deckengemälde einer barocken Kirche gestaltet der ungarische Regisseur Balázs Kovalik den Prolog im Himmel, in seiner Inszenierung von „Mefistofele“ in Chemnitz: eine jener opulenten Himmelsapotheosen mit rahmender Architektur und vielen bewegten Figuren. Das erstaunliche daran ist, dass Csaba Antal beim Bühnenbild und Mari Benedek bei den Kostümen völlig ohne Rokokogeschnörkel und Barockzitat auskommen. Und doch assoziiert man bei den Tänzern mit Plastikflügeln sofort Erzengel (Choreographie Leo Mujić). Ein Tänzer in schwarzem Anzug mimt den Faust. Trotz ironischer Anklänge wie der witzigen Ausstattung des Kinderchors als Kindergartenkrippenspielengelchen kippt die Sache nicht. Kovalik lässt der wunderbaren Musik Arrigo Boitos, die sich im Prolog zu einem himmlischen Bomb...

Opernrarität: „Hamlet“ (Amleto) von Franco Fraccio – Theater Chemnitz – 2018

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Nach 150 Jahren wieder auf dem Spielplan  – „Hamlet“ (Amleto) von Franco Faccio als deutsche Erstaufführung der Theater Chemnitz –  von Klaus J. Loderer Mit einer sensationellen Ausgrabung warten die Theater Chemnitz auf: „Hamlet“ von Franco Faccio. Der vergessene Verdi-Zeitgenosse hatte es verdient, endlich wieder aus der Versenkung herausgeholt zu werden. Nun ist in Chemnitz die Produktion der Bregenzer Festspiele als deutsche Erstaufführung zu sehen. Musikalisch bereichernd unter der Leitung von Gerrit Prießnitz und in einer spannenden und schön anzuschauenden Inszenierung von Olivier Tambosi dargeboten, lohnt sich die Fahrt für große italienische Oper nach Chemnitz. Gustavo Peña (Hamlet), Katerina Hebelkova (Gertrude), Pierre-Yves Pruvot (Claudius)  Foto: Nasser Hashemi Selbst bei italienischen Opern geistert Richard Wagner noch durch die Programmhefte. Und das in diesem Fall nur, weil er einmal meinte: „Hamlet geht den Musiker nichts an“. Die H...

Opernkritik: Wagners „Walküre“ – Theater Chemnitz – 2018

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Theater Chemnitz will die weibliche Sicht auf den „Ring“ zeigen, doch die Walküren-Regisseurin weiß nicht, was das sein soll  Aris Agiris und  Monika Bohinec retten als Wotan und Fricka die  „Walküre“ am Theater Chemnitz  von Matthias Woehl Wagners „Ring des Nibelungen“ einmal  aus weiblicher Sicht beleuchtet, im Grunde eine interessante Idee, die so manchen spannenden Aspekt  hervorbringen könnte.  Das Theater in Chemnitz beauftragt vier verschiedene Regisseurinnen mit der Deutung  jeweils eines Teils, und für die Walküre wurde Monique Wagemakers engagiert.  „Walküre“ in Chemnitz: Monika Bohinec (Fricka) und Aris Argiris (Wotan)  Foto: Kirsten Nijhof Doch schon bei der Lektüre des Programmheftes fragt man sich, ob das eine gute Wahl war. Hier lässt man die Regisseurin selbst zu Wort kommen. Im Interview mit dem Dramaturgen Lucas Reuter  erfahren wir, dass Frau Regisseurin überhaupt ni...