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Premierenkritik: „Antikrist“ – Oper von Rued Langgaard – Staatstheater Mainz – 2018

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Wenn das Böse in die Welt kommt  – Deutsche Erstaufführung der Oper „Antikrist“ von Rued Langgaard am Staatstheater  Mainz –  von Klaus J. Loderer Es ist eine absolute Rarität, die das Staatstheater Mainz zum Ende der Saison ins Programm genommen hat. Dabei ist, wie sich in Mainz zeigte, die Oper „Antikrist“ des dänischen Komponisten Rued Langgaard ein wunderbares musikalisches Werk. Und es ist schade, dass dieses Werk nie richtig bekannt wurde. Insofern ist es sehr erfreulich und löblich, dass sich das Staatstheater Mainz für diese Komposition einsetzt. Musikalisch gelang dem Staatstheater Mainz mit „Antikrist“ ein großer Wurf. Transparent klingt das sphärische Vorspiel unter der Leitung von Hermann Bäumer. Das Philharmonische Staatsorchester Mainz spielt wirkungsmächtig und beeindruckend. Überhaupt hat das Orchester in dieser Oper eine wichtige Rolle, sind weite Teile doch rein instrumental. Bäumer kostet die großen romantischen Stellen aus und kontrastier...

Mozarts „Don Giovanni“ – Staatstheater Mainz – 2014

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Staatstheater Mainz – Foto: Klaus J. Loderer Endlich wieder mal Theater auf der Opernbühne Tilmann Knabe inszeniert Mozarts „Don Giovanni“ am Staatstheater Mainz Endlich wieder mal was los auf der Bühne! Tilmann Knabe erzählt eine aufregende Geschichte über Sex, Macht und Gier! Wie bei Tilmann Knabe üblich, wurde natürlich viel kopuliert (worum es in Don Giovanni ja wohl auch geht), viel geraucht, wird ein Machthaber ermordet (der Komtur, auch Bestandteil der Geschichte), und aus Eifersucht gekeift (auch irgendwie ganz der Stoff), das allerdings auf die radikale Art (Knabe eben). Das war dem Mainzer Opernpublikum allerdings etwas zu viel. Was für eine Aufregung, was für ein Buhgewitter am Ende! Ich kann aber nur eines sagen: lange Zeit habe ich keine so detailreiche Inszenierung mehr gesehen. Was für eine Brilliante Personenführung, und was für ein Feuerwerk an Ideen und Bildern. So etwas wird natürlich nicht mehr goutiert. Klar ist es für die Leute zu viel, wenn eine Donn...

Premierenkritik: Cherubinis „Medée“ – Staatstheater Mainz – 2015

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Staatstheater Mainz – Foto: Klaus J. Loderer Das Nashorn wird enthornt  Premiere von Cherubinis „Medée“ am Staatstheater Mainz  – von Matthias Woehl – Konzeptmanagerin Elisabeth Stöppler ist uns ja von ihren „Versuchen“ in Nürnberg oder Gelsenkirchen schon hinlänglich bekannt. Unvergessen ihr Wilhelm-Tell-Desaster in Nürnberg, bei dem ja sogar die Musiknummern umgestellt werden mussten, damit ihr (das Wort Regiekonzept mag mir nicht über die Lippen kommen) Hirngespinst irgendwie passt. Zu dem Frauendrama Medea fiel ihr allerdings nicht viel ein. Wir beginnen mit Großbuchstaben-Projektionen der Vorgeschichte, dann stellt man das Personal dekorativ auf, und dann wird’s lustig (wie passend zum Drama). Nachdem der Chor ein Rautemuster lief (unfreiwillig komisch) schwebte ein Nashorn herein (hä?) und von Jason wird dann das Horn (der Stöpsel) mit einem überdimensionalen elektrischen Küchenmesser (mit Haushaltsgeräten kennen sich Frauen ja aus) abgetr...

Premierenkritik: Glucks Oper „Armide“ – Staatstheater Mainz

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Männer sind fett und Frauen sind Milchkühe  Premiere von Glucks „Armide“ im Staatstheater Mainz  – von Matthias Woehl –  Eine Oper über den Konflikt zweier Glaubensgruppen, eine Zauberin, Liebe, Leidenschaft, Verführung... und eine Regisseuse! Ja schade, so ein schönes Stück, so viele Möglichkeiten, doch Lydia Steier fällt dazu nicht allzu viel ein. Dicke barocke Männer, oder schlanke mit großen goldenen Dildos vor den Latz genäht, Frauen mit überdimensionalen Titten. Also wir lernen: Männer sind fett und Frauen sind Milchkühe. Von einer Zauberin, Verführungskünsten, gar der Liebe zwischen Armide und Renaud, gibt es wenig zu sehen. Eine Beziehung baut sich weder auf, noch geht etwas in die Brüche, bei Wutausbrüchen steht man gelangweilt herum, eigentlich findet die Geschichte kaum statt. Doch zu einem ist das Szenenmädel doch in der Lage: bei dem Paar, bei dem es am wenigsten passt, da kann man schönen Schwachsinn zeigen: Sidonie nimmt ihrem Artemidore (der ...

Premierenkritik: Glucks „Armide“ ­ – Staatstheater Mainz – 2017

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Oper im Möbellager  Langweilig geriet Glucks „Armide“ am Staatstheater Mainz  Man kann sich beim heute gar so prüden sog. nahen Osten kaum mehr vorstellen, daß diese Region als Orient hierzulande einmal als Synonym für fremdartige Erotik stand. Solchen Gefahren sind die Kreuzritter, die in Torquato Tassos Epos sich auf den Weg nach Jerusalem machen, durchaus ausgesetzt. Die Zauberin Armida, die den Helden Rinaldo verführt, ist ein s olches Beispiel, und besonders im 18. Jahrhundert populär, weil man mit dieser Geschichte Opern in exotischem Milieu und prachtvollen Bühnenbildern ansiedeln konnte. Kein Wunder, daß die Geschichte so oft vertont wurde. In Glucks Oper „Armide“ heißt das Paar dann französisch Armide und Renaud. Glucks Oper „Armide“ am Staatstheater Mainz Foto: Andreas Etter Wenn man nun eine Geschichte leicht in die Gegenwart übertragen könnte, dann diese, denn sie spielt ja in der Nähe von Damaskus, wo man sich ja gerade mal wieder e...

Premierenkritik: Jerry Hermans Musical „La Cage aux Folles“ – Staatstheater Mainz – 2017

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Zaza, Synonym für die verletzte Seele der Schwulen Premiere von Jerry Hermans „La Cage aux Folles“ im Staatstheater Mainz Jerry Hermans Musical „La Cage aux Folles“ (Ein Käfig voller Narren) ist nicht nur bunt, schrill und romantisch, nein es ist doch eigentlich viel Mehr, nämlich ein Plädoyer für ein völlig anderes Lebenskonstrukt: nämlich offen schwul zu leben. Spreche ich mit jüngeren Schwulen, stelle ich immer wieder fest, wie wenig diese über ihre Vorreiter wissen: nämlich Menschen, die dafür gesorgt haben, das sie heutzutage so frei, offen und selbstverständlich ihre Sexualität und Partnerschaften leben können. Auch in den 1980er Jahren, als ich jung war, hat man sich noch versteckt, das die Anderen bloß nichts merken, ausgelebt hat man sich dann in seiner „Schwulen-Disco“, in der „Subkultur“, wo man dann endlich mal für ein paar Stunden unter „Gleichgesinnten“ so sein durfte, wie man war: einfach schwul. Da kam dann die sensationelle Deutsche Erstaufführung von und mit Helm...

Händels Oratorium „Saul“ szenisch – Staatstheater Mainz – 2017

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Politisch korrekte Penetration  Händels „Saul“ szenisch im Staatstheater Mainz  Viele von Händels Oratorien taugen zur szenischen Darstellung, und da ist „Saul“ keine Ausnahme. Die Machtspiele von Saul, das ungleiche Schwestern-Paar, als auch die stark homoerotische Anziehung zwischen David und Jonathan, das ist wie gemacht für die Bühne. Die amerikanische Regisseuse Lydia Steier kann aber damit nicht all zu viel anfangen. Erst sieht es einfach nur „schön“ aus, ein barockes Bühnenbild tut sich auf, aber man darf gute Regie nicht mit einem ansehnlichen Kostüm oder Bühnenbild verwechseln. Händels Oratorium Saul szenisch in Mainz Foto: Andreas Etter Der Chor kommt rein, singt, setzt sich, steht wieder auf, singt, dazwischen die Protagonisten, stehend, mal herum laufend, mal zu Boden gehend, zum gähnen langweilig, wenn es nicht so schön aussähe. Doch damit ist es bald vorbei. Chor und Protagonisten entkleiden sich Stück für Stück, und auch das Bühnenbild wird (in...

Premierenkritik: Bellinis Oper „Norma“ – Staatstheater Mainz – 2017

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Sängerfest am Rhein  Premiere von Bellini s „ Norma “ im Staatstheater Mainz  Nadja Stefanoff singt Norma in Mainz , da muss ich hin, denke ich mir, und das, trotzdem Elisabeth Stöppler für die Regie verantwortlich ist. Entgegen meiner Befürchtungen ist die Inszenierung aber ganz ansehnlich (auch dank des Bühnenbildes von Hermann Feuchtner). Natürlich bringt Frau Regisseurin ein paar Unsinnigkeiten unter, da fallen permanent Stühle oder klappert Holz, da wird Adalgisa von Po llione andauend in den Schritt gefasst, und mehrfach (von ihrem Lehrmeister Konwitschny entliehen) die Musik unterbrochen, um von Flavio sinnschwer Pier Paolo Pasolini Texte rezitieren zu lassen. Norma in Mainz: vorne Dong Won Seo, hinten Nadja Stefanoff Foto: Andreas Etter Doch gesanglich ist der Abend ein ganz großer! Wirkt Frau Stefanoff bei ihrem „Casta Diva“ (welches sie wunderbar gibt) noch etwas unsicher, legt sie ab der Cabaletta so richtig los. Das schlimmste hat sie hinter sich,...

Der fliegende Holländer – Staatstheater Mainz – 2016

Etagenwohnhaus  „Der fliegende Holländer“ am Staatstheater Mainz  Etienne Pluss’ Bühnenbild für „Der fliegende Holländer“ am Staatstheater Mainz mit dem mehrgeschossigen Haus sah ja auf den ersten Blick sehr interessant aus. Ein schlüssiges Regiekonzept erschloss sich daraus aber nicht unbedingt. Dann gab es da zur Ouvertüre noch ein Bildzitat aus der Barockzeit: Berninis Figurengruppe  Die Verzückung der heiligen Teresa“  in der Kirche Santa Maria della Vittoria in Rom wurde nachgestellt. Der Liebespfeil geistert dann als Requisit durch die ganze Oper, bis Senta ihn am Ende dann in ein riesiges Herz stößt und sich dann sterbend darauf drapiert wie die wunderbare Figur der heiligen Cecilia in der gleichnamigen Kirche in Rom. Ob diese Zitate für das Mainzer Publikum verständlich waren? Den bereisten Menschen freut das. Aber was hat das mit Richard Wagners Oper  „Der fliegende Holländer“  zu tun? Schiffe verweigert Regisseur Anselm Dalferth dem Pu...