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Opernkritik: Richard Wagners „Lohengrin“ im Fantasy-Land – Staatstheater Nürnberg – 2019

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Pagenschnitt versus Hörnerhelm  – Richard Wagners romantische Oper „Lohengrin“ zeigt am Staatstheater Nürnberg einen archaischen Kampf zwischen Götterglauben und Christentum –  von Klaus J. Loderer Den Hintergrund, den Wagner in seiner romantischen Oper „Lohengrin“ nur andeutet, weitet Regisseur David Hermann in seiner Inszenierung in Nürnberg zu einem mythologischen Rahmen aus. So führt er zwei weitere Figuren ein, Wotan und Parzival. Wotan, mit nacktem Oberkörper, Helm und blonden Zöpfen, steht für den alten Glauben an die Götter. Er wird hier nicht nur wie sonst heimlich von Ortrud verehrt sondern ist die Religion in diesem archaischen Herzogtum Brabant. Wir sehen das in der Optik von Fantasy-Filmen wie „Conan“. Das Christentum bringen in der Inszenierung König (mit schönem Bass Nicolai Karnolsky) und Heerrufer (der koreanische Bassbariton Daeho Kim mit klarer Stimme) als neuen Glauben ins Land. Eine neue Religion wird den Antwerpenern von diesem König aufgezwängt....

Opernkritik: Paul Abrahams Operette „Ball im Savoy“ – Staatstheater Nürnberg – 2019

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Im Separée mit Urwaldtapete  – Stefan Huber inszeniert spritzige Abraham-Operette „Ball im Savoy“ am Staatstheater Nürnberg –  von Klaus J. Loderer Staatstheater Nürnberg, „Ball im Savoy“:  Christoph Marti (Daisy Parker)  und Andreja Schneider (Mustapha Bei) Fotografin: Bettina Stöß Der Muselman von Welt trägt den Gebetsteppich als Einstecktuch im Sakko. Das kann man von Mustapha Bei lernen, zumindest bei der Nürnberger Ausgabe dieses türkischen Diplomaten, einer Figur in Paul Abrahams Operette „Ball im Savoy“. Darin spielt dieser Herr eine gewichtige Rolle als Erfinder von Ausreden dafür, wie man zum Ball im Savoy kommt, ohne dass die Ehefrau mitkommt. Doch ist dieser elegante Herr in rotem Samtsmoking mit Fes, der ein türkisch-deutsches Kauderwelsch daherbrabbelt und die Formulierung „große Sache, ganz große Sache“ liebt, in Wirklichkeit eine Frau.  Auf der Bühne stehen in dieser spritzigen Inszenierung von Stefan Huber nämlich die Geschwi...

Opernkritik: Wiederaufnahme „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck – Staatstheater Nürnberg – 2018

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Verhexte Weihnachten in Wahnfried  – Wiederaufnahme von Andreas Baeslers Inszenierung von Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ am Staatstheater Nürnberg –  von Klaus J. Loderer Arm ist diese Familie nicht. Finanzielle Probleme hat man allerdings schon, wie man unschwer, sehen kann. Während der Ouverture lässt der Gerichtsvollzieher die Wohnung ausräumen. Die Bilder sind schon abgehängt. Die Standuhr wird hinausgetragen. Sogar ihre Brosche muss die Dame des Hauses abgeben. Und das zu Weihnachten. Denn der Christbaum prangt im Zentrum des Salons. Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ ist in Andreas Baeslers Inszenierung von 2016, die jetzt wieder in Nürnberg zu sehen ist, ein Weihnachtsmärchen. Ein Besenbinder ist dieser Peter nicht, seine Frau Gertrud eine feine Dame. Sogar eine Kinderfrau gibt es, eine strenge, die mit dem Stock erzieht. Man ahnt natürlich schon, dass aus ihr schließlich die Knusperhexe werden wird, sie heizt ja auch schon den Ofen an. Der Ort, den B...

Opernkritik: „Krieg und Frieden“ – Staatstheater Nürnberg – 2018

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Als Moskau brannte – Fulminanter Sainsonauftakt am Staatstheater Nürnberg mit Sergej Prokofjews Monumentaloper „Krieg und Frieden“ –  von Klaus J. Loderer Moskau brennt. Die Bühne ist durch Projektionen in ein züngelndes Flammenmeer verwandelt. Eine Frau singt, dass das Theater brenne. Französische Soldaten machen sich Frauen gefügig. Dann hebt einer der Soldaten den Arm, wie um drohendes Unheil abzuwehren. Und wir schauen in den Bühnenhintergrund, was sich da tut. Die Rückwand kippt nach vor. Und sie stützt dann auch tatsächlich mit einem großen Knall auf den Bühnenboden, eine Wolke aufwirbelnd, die bis in den Zuschauerraum drängt. Es gibt in „Krieg und Frieden“ im Opernhaus Nürnberg einige solcher effektvoll gestalteter Szenen, die die Musik von Sergej Prokofjev dramatisch unterstreichen. Etwa die letzte Szene vor der Pause, wenn das Volk die Rückwand des Bühnenbilds kurzerhand durchstößt. Chor und Extrachor des Staatstheaters Nürnberger haben einen wichtigen Anteil an d...

Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka inszenieren Puccinis Oper »La Bohème« – Staatstheater Nürnberg – 2015

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Lust und Leid der Künstler  Puccinis Oper »La Bohème« in einer Inszenierung von Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka am Staatstheater Nürnberg  Mit ihren Inszenierungen sorgen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka seit einiger Zeit in Deutschland für Aufsehen an den Opernbühnen. Nun interpretierten sie an der Oper Nürnberg Puccinis Oper »La Bohème«. Wie immer entwarfen sie auch Bühnenbild und Kostüme für ihre Inszenierung. »La Bohème« verlegten sie aus dem 19. Jahrhundert in die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Da kann man sich eine an Tuberkulose sterbende Frau gerade noch vorstellen. GIs und Schwarzhändler bevölkern die Straßenszene, auf der Suche nach Alkohol und Glück in diesem grauen Paris. Csilla Csövari als Musetta in »La Bohème« in Nürnberg  Fotos: Staatstheater Nürnberg Für das triste Dachatelier der vier Künstler (der Dichter Rodolfo, der Maler Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline) öffnet sich zunächst n...

Berlioz' „Die Trojaner“ – Oper Nürnberg – 2017

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Das Pferd malen sich die Trojaner einfach selbst  Calixto Bieitos Inszenierung von  Berlioz’ „Die Trojaner“ am Staatstheater Nürnberg bleibt beliebig  von Klaus J. Loderer Eigentlich retten nur zwei Sänger die Neuinszenierung der Trojaner in Nürnberg. Es ist eben eine Freude Mirko Roschkowski zuzuhören, wie er einen lyrischen Aeneas (Énée) gibt. Und man freut sich am feinen Gesang von Katrin Adelals Dido. Für diese beiden Sänger bedauert man das dicke Auftragen des viel zu lauten Orchesters unter Marcus Bosch. Denn diese beiden Sänger möchte man hören. Bei andren Sängern des Abends schadet es nicht, dass sie im Orchestergetöse untergehen. Leider neigt dadurch auch der Chor an einigen Stellen zu unschönem Forte. Roswitha Christina Müller (Cassandre), Jochen Kupfer (Chorèbe), Mirko Roschkowski (Énée), Chor Foto: Ludwig Olah Für die Inszenierung hat man sich den vormaligen Skandalregisseur Calixto Bieito geholt, der sich allerdings schon mit seinen Arbeite...

„La Juive“, grande-opéra von Fromental Halévy – Nürnberg – 2016

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Schönes Bildbild, platte Inszenierung  „La Juive“ am Staatstheater Nürnberg  „La Juive“ (Die Jüdin), grande-opéra von Fromental Halévy, am Staatstheater Nürnberg: Die Bühnenbilder von Dieter Richter bildeten interessante Räume: eine Wand mit einer großen Maßwerkrose deutete die Fassade des Doms an, nach hinten geschoben wurde, ergänzt mit einer Galerie, ein Festsaal daraus. In der besuchten Vorstellung klappte dann leider nicht alles, ein Vorhang riss nicht ganz ab wie er sollte und verdeckte dadurch den Chor auf der Empore. Uwe Stickert, Banu Böke, Kay Stiefermann, Luca Lombardo, Leah Gordon, Chor des Staatstheater Nürnberg, Statisterie Foto: Ludwig Olah Die Kostüme von Gabriele Heimann verlegten die Handlung aus der Zeit des Konstanzer Konzils in die Zwischenkriegszeit. Im ersten und zweiten Akt sah das noch ganz gut aus. Leider waren die Kostüme im dritten Akt nicht ganz passend zueinander, Eudoxie im roten Abendkleid und die Gäste in Straßenkleidung. Da ...

Giacomo Meyerbeers „Hugenotten“ – Staatstheater Nürnberg – 2014

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Effektvolle Inszenierung  Giacomo Meyerbeers „Hugenotten“ in der Oper Nürnberg  Die zweite Vorstellung von Giacomo Meyerbeers „Hugenotten“ in der Oper Nürnberg bot eine tolle sängerische Ensemble-Leistung unter der musikalischen Leitung von Guido Johannes Rumstadt.  Hervorragend gesungen und musiziert. Bühnenbildner Rainer Sellmaier hat dazu ein Pariser Maleratelier geschaffen, in dem Regisseur Tobias Kratzer die zu malenden Objekte dann ein gewisses Eigenleben entwickeln lässt. Martin Berner (Graf von Nevers) und Opernchor Foto: Jutta Missbach Kann der Maler (eigentlich der Graf von Nevers) anfangs die Personen noch dekorativ arrangieren, hat er irgendwann keine Macht mehr über sie, wenn sie meuchelnd übereinander herfallen (Protestanten in züchtigem Schwarz – Katholiken in dekadentem Rot). Irgendwann brechen durch das Atelierfenster die steinernen Teufelchen von Notre-Dame (die man im Hintergrund sehen kann) herein und der Glöckner humpelt durch das Bühnenbi...

Richard Strauss Oper »Arabella« – Oper Nürnberg – 2014

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Szenen im Hotel  Richard Strauss’ Oper »Arabella« im Staatstheater Nürnberg  Aus dem 19. Jahrhundert in die Zwischenkriegszeit, also die Entstehungszeit der Oper, hat Regisseur Andreas Baesler Richard Strauss’ Oper »Arabella« verlegt. Bühnenbildner Harald B. Thor hat dazu ein Ambiente gefertigt, in dem die bombastische Wiener Architektur des Historismus noch durchscheint oder zumindest durch das Fenster im Hintergrund zu sehen ist. Das Hotel, in dem der bankrotte Graf Waldner mit seiner Familie lebt, wurde schon im modernen Stil umgebaut, wenn auch die Modernisierung noch nicht ganz fertig zu sein scheint. An einigen Stellen sind noch alte Tapeten zu sehen und am Anfang turnt sogar ein Anstreicher über dem Bühnenrahmen herum. Michaela Maria Mayer als Zenka (links) und Ekaterina Godovanets als Arabella Foto: Jutta Missbach Die elegante junge Arabella interessiert das wenig, sie gibt sich dem Karneval hin und überlegt sich, welchen Verehrer sie nun heiraten soll...