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Filmkritik: Annie Ernaux – die Super-8-Jahre

Eine Familie im Urlaub  – Die Super-8-Jahre – ein Film über die Familie der französischen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux –  von Klaus J. Loderer Die Familie packt unter dem Weihnachtsbaum Geschenke aus. Ein Junge bläst die Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen aus. Kinder im Garten. Vielfach existieren solche Filmszenen aus dem Familienleben, gedreht mit einer Super-8-Kamera. Die Kameraführung ist unruhig, das Bild hüpft, schwenkt eifrig durch den Raum. Solche Filme werden im Familienkreis betrachtet, die Familienmitglieder erinnern sich und kommentieren oder korrigieren. Eventuell werden solche Filmsequenzen als Stilmittel für Rückblicke in Kinofilme eingebaut. Sie sind oft nachgestellt, gelegentlich authentisch. Üblicherweise kommen solche Filme aber nicht über den Familien- und Freundeskreis hinaus. In diesem Fall ist ein einstündiger Kinofilm ausschließlich aus Super-8-Filmen zusammengesetzt, die in den 1970er-Jahren im Laufe von fast zehn Jahren entstanden sind. Teilweise

Musical: „Sugar“ – Altes Schauspielhaus Stuttgart

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Gangsterkomödie mit Damenkapelle  – Musical-Adaption des Billy-Wilder-Film „Some like it hot“ (Manche mögen’s heiß) im Alten Schauspielhaus Stuttgart –  von Klaus J. Loderer Die Stimme kennt man doch. Es sind die eingespielten Lautsprecherdurchsagen am Bahnhof von Chicago, die aufhorchen lassen. Dieter Hallervorden hat sie eingesprochen. Der ist Intendant des Schlossparktheaters in Berlin, an dem im Herbst das Muscial „Sugar“ Premiere hatte. Nun ist die Produktion in Stuttgart zu sehen. Das Alte Schauspielhaus macht große Show. Die Handlung von „Sugar“ ist eine der berühmtesten Komödien überhaupt. Es handelt sich um eine Adaption des 1959 entstandenen Billy-Wilder-Films „Some like it hot“ (Manche mögen’s heiß) für die Bühne. Mit neuer Musik von Jule Styne kam das Musical 1972 in New York heraus. So sind die Musiknummern gegenüber dem Film im Vordergrund, die gesprochenen Dialoge wurden stark reduziert, die Ensembles dagegen ausgeweitet, um Show-Effekte zu erzielen. „Sugar“ im Alten Sch

Musical: „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ – Staatstheater am Gärtnerplatz München

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Abenteuer mit einem fliegenden Auto  – Musical „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ (Chitty Chitty Bang Bang) am Gärtnerplatztheater in München –  von Klaus J. Loderer Wenn das wundersame Fahrzeug am Ende des ersten Teils gar noch abhebt und in den Sternenhimmel schwebt, dann ist das Publikum des Gärtnerplatztheaters nicht mehr zu halten und klatscht und jubelt. Natürlich schwebt Tschitti Tschitti Bäng Bäng, wie das fahrende, schwimmende und fliegende Fahrzeug heißt, nicht wirklich, es wird hinaufgehoben, aber der Effekt überrascht. Die zauberhafte Produktion von „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“, die 2014 im damals als Ausweichquartier des Staatstheaters am Gärtnerplatztheaters bespielten Prinzregententheater Premiere hatte, sorgt mit vielen Szenenwechseln (Bühne: Judith Leikauf und Karl Fehringer) und den schönen Kostümen im Stil des frühen 20. Jahrhunderts (Kostüme: Alfred Mayerhofer) immer noch für eine kurzweilige und unterhaltsame Aufführung. Peter Lesiak als Caractacus Potts und Katja Reic

Vor 100 Jahren in Berlin: Uraufführung der Operette „Die törichte Jungfrau“ von Oscar Straus

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Erfolg im Großen Schauspielhaus in Berlin  – Am 13. Januar 1923 wurde die Operette „Die törichte Jungfrau“ von Oscar Straus uraufgeführt –  von Klaus J. Loderer Oscar Straus (1870-1954) war seit Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts mit mehreren Operetten bekannt geworden, darunter „Die lustigen Nibelungen“ und „Ein Walzertraum“. In Berlin kam 1920 „Der letzte Walzer“ heraus. Ende des Jahres 1923 „Die Perlen der Cleopatra“ in Wien. Unmittelbar davor war von ihm in Berlin eine heute vergessene Operette auf die Bühne gekommen: „Die törichte Jungfrau“. Am 13. Januar 1923 fand die Uraufführung der neuen Operette von Oscar Straus statt. Das Große Schauspielhaus brachte an diesem Samstag „Die törichte Jungfrau“ heraus. Regie führte Iwan Schmidt. Die musikalische Leitung hatte Max Roth. Die Hauptrollen waren besetzt mit Kammersänger Carl Clewing, Emmy Sturm, Hermann Thimig, Hans Wassmann, Erica v. Thellmann, Wilhelm Diegelmann und Hans Brockmann. Großes Schauspielhaus in Berlin mit der Gestaltu

Operngeschichte: Am 13. Januar 1923 in Berlin

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Premiere   „Die lustigen Weiber von Windsor “   im Theater des Westens  – Opern und Operetten am 13. Januar 1923 in Berliner Theatern –  von Klaus J. Loderer Die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische Truppen beschäftigte die Menschen im Januar 1923. Täglich kamen neue, beunruhigenden Schlagzeilen in den Tageszeitungen. Die Inflation nahm weiter zu. Ein Heft der nur noch wenige Seiten umfassenden Tageszeitung Berliner Volkszeitung kostete am 13. Januar 1923 schon 25 Mark.  Der 13. Januar 1923, ein Samstag, bot in den Berliner Opernhäusern ein eher konventionelles Programm. Im Opernhaus unter den Linden lief „Die Zauberflöte“. Im Deutschen Opernhaus in Charlottenburg gab es „Tosca“. Im Theater des Westens war an diesem Abend die Premiere von Otto Nicolais Oper „Die lustigen Weiber von Windsor “ . Das Theater des Westens bespielte seit 1922 die Große Volksoper. Diese Aktiengesellschaft war 1919 gegründet worden, um in Berlin ein großes Volksopernhaus zu errichten, wozu es dann abe