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Es werden Posts vom Juni, 2019 angezeigt.

Konzertkritik: Teodor Currentzis leitet Verdi-Requiem – Elbphilharmonie Hamburg – 2019

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Ein Meister der Extreme  – Teodor Currentzis mit Musicaeterna, Orchester und Chor der Oper Perm, mit dem Verdi-Requiem in der Elbphilharmonie Hamburg –  von Klaus J. Loderer Es ist schon bemerkenswert, wie es Teodor Currentzis fertigbringt, Spannung aufzubauen. Die letzten Töne sind verklungen und immer noch steht der Dirigent in höchster Körperspannung da, als wolle er den Klang festhalten. Und das Publikum wartet gebannt. Bleibt still. Hält wie hypnotisiert mit dem Dirigenten den Atem an. Dann entspannt er sich, zeigt an, es ist aus und tosender Beifall setzt ein. Dirigent, Solisten, Chor und Orchester nehmen den verdienten Beifall entgegen, fallen sich in die Arme und fotografieren sich gegenseitig im Saal der Elbphilharmonie. Teodor Currentzis mit Musicaeterna Orchester und Chor der Oper Perm in der Elbphilharmonie in Hamburg Foto: Claudia Höhne Ich kann das alles gut sehen von meinem Sitzplatz hinter dem Orchester. Mimik und Gestik kann ich beobachten, wie Cur

Premierenkritik: Dvoráks Märchenoper „Rusalka“ – Oper Köln – 2019

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Gescheiterte Hoffnung  – Nadja Loschky schafft eine berührende Inszenierung von Antonin Dvoráks lyrischem Märchen „Rusalka“ an der Oper Köln –  von Klaus J. Loderer  Ganz ohne Wassergeister kommt Nadja Loschky in ihrer Inszenierung von Antonin Dvoráks Märchenoper „Rusalka“ – vom Komponisten lyrisches Märchen genannt – an der Oper Köln aus. Sie überträgt die Geschichte, ohne ihr das Geisterhafte zu nehmen, und kommt zu einer sehr berührenden Lösung. Ein steil ansteigender Bretterboden, der hinten in gekurvter Umkehrung vorschwingt bildet als Assoziation einer Welle den schlichten Rahmen im Staatenhaus 2, in dem die Kölner Oper „Rusalka“ zur Aufführung bringt. Es mag erstaunen, dass es sich um die Kölner Erstaufführung handelt. Hält man das Bühnenbild von Ulrich Leitner zuerst für schlicht, entfalten sich darauf im Laufe der Aufführung ungeahnte Dinge. Nebel wallt herunter, von Nicol Hungsberg geisterhaft ausgeleuchtet. Männer ziehen mühsam ein riesiges Objekt auf die Bühne. Man

Buchbesprechung: Vision und Tradition, 200 Jahre Nationaltheater in München

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Und immer wieder die Königin der Nacht   – Jürgen Schläder entwirft in „Vision und Tradition“ eine opulent bebilderte Geschichte der Szenographie des Nationaltheaters in München –  von Klaus J. Loderer Eine Geschichte des Bühnenbilds am Nationaltheater in München, heute Sitz der renommierten Bayerischen Staatsoper, bietet die Möglichkeit über zwei Jahrhunderte künstlerische Ideen in einem Haus zu vergleichen. Blättert man das Buch „Vision und Tradition“ durch, das aus Anlass einer Ausstellung des Theatermuseums zum Jubiläum 200 Jahre Nationaltheater erschien, durch, ist man erstaunt, wie viele Inszenierungen von Pfitzners „Palestrina“ es hier gab, einer ansonsten doch überaus selten gespielten Oper, die aber in München ihren festen Platz in der Rezeptionsgeschichte hat. Weniger erstaunt ist man bei den Wagner-Opern. Und noch weniger wundert man sich den breiten Querschnitt, den Mozarts „Zauberflöte“ bietet. Jürgen Schläder setzt diese Produktionen aus verschiedenen Epochen gez

Konzertkritik: Marc-André Hamelin in Kattowitz (Katowice) – 2019

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Neuer Konzertsaal in Kattowitz Brillanz und Gefühl – Marc-André Hamelin spielt im Konzerthaus des nationalen Sinfonieorchesters des polnischen Rundfunks in Kattowitz Werke von Castelnuovo-Tedesco, Schubert, Weissenberg, Fauré und Chopin –  von Klaus J. Loderer  Dank des nationalen Sinfonieorchesters des polnischen Rundfunks (Narodowa Orkiestra Symfoniczna Polskiego Radia w Katowicach) besitzt Kattowitz seit einigen Jahren neben der historischen Schlesischen Philharmonie auch einen großen modernen Konzertsaal. Hat der Saal äußerlich mit der Backsteinverkleidung Anklänge an die historische Industriearchitektur, soll die Anthrazitfärbung des Saalblocks an die Tradition des Kohlebergbaus erinnern. In warmen Holztönen schwingen die Brüstungen der Ränge durch den großen Konzertsaal. Hier spielte kürzlich der in Montreal geborene Pianist Marc-André Hamelin Werke von Castelnuovo-Tedesco, Schubert, Weissenberg, Fauré und Chopin. Wie so oft begnügte sich Hamelin nicht dem bei Ko

Opernkritik: „Herzog Blaubarts Burg“ (A kékszakállú herceg vára) – Philharmonie Stettin (Szczecin) – 2019

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Die bemerkenswerte Außenarchitektur der Philharmonie Stettin Foto: kjl Klanggewaltig  – Konzertante Aufführung von Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“ (A kékszakállú herceg vára) in der Philharmonie Stettin (Filharmonia Szczecin) –  von Klaus J. Loderer  Dieser Klang sprengte fast den Rahmen des großen Saals der Philharmonie in Stettin. Umrauscht wurde man von den gewaltig sich zu mächtigen Fortissimi aufbauenden Crescendi, die der englische Dirigent Stefan Asbury mit dem auf hundert Musiker aufgestockten Sinfonieorchester der Mieczyslaw-Karlowicz-Philharmonie Stettin aufbaute. Effektvoll waren Trompeten und Posaunen auf der Chortribüne über dem Orchester platziert. So entfaltete sich die zentrale Stelle der Oper zu großartiger Wirkung. Es ist der guten Akustik des Saals zu verdanken, dass diese Musik trotzdem nicht dröhnte. Ein gut geprobtes Orchester und ein feinfühliges Dirigat ließen die Feinheiten der Partitur trotz der großen Besetzung hörbar werden. Was hi