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Opernkritik: Jacques Offenbachs „Die Großherzogin von Gerolstein“ – Staatstheater am Gärtnerplatz in München – 2023

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Fastverführung in der Badewanne   – Jacques Offenbachs Opéra bouffe „Die Großherzogin von Gerolstein “  (La grande-duchesse de Gérolstein) am Gärtnerplatztheater –  von Klaus J. Loderer Gerolstein ist ziemlich bunt. Und das nicht zuletzt dank der farbenfrohen Kostüme Alfred Mayerhofers. Der hat die Großherzogin in eine knallrote Uniform gesteckt. Und Prinz Paul tänzelt im rosa Anzug durch das Land. Überhaupt wird hier viel getänzelt. Die großherzogliche Armee tanzt eher als dass sie paradiert und ihr Stechschritt geht zumal im Finale in einen Cancan über. Da haben die Soldaten dann ihre grünen Uniformjacken längst fallen lassen und zeigen sich im Tanktop. So mag es die Großherzogin am liebsten, die, wie man in München gleich im ersten Akt erfährt, ihre Soldaten nicht nur besingt, sondern schon alle durchprobiert hat. Jetzt kommt der Soldat Fritz dran, ein Neuer. Der ist aber spröde. Er lässt sich zwar gerne zum General befördern und kehrt auch siegreich aus dem Krieg zurü...

Musical: „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ – Staatstheater am Gärtnerplatz München

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Abenteuer mit einem fliegenden Auto  – Musical „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ (Chitty Chitty Bang Bang) am Gärtnerplatztheater in München –  von Klaus J. Loderer Wenn das wundersame Fahrzeug am Ende des ersten Teils gar noch abhebt und in den Sternenhimmel schwebt, dann ist das Publikum des Gärtnerplatztheaters nicht mehr zu halten und klatscht und jubelt. Natürlich schwebt Tschitti Tschitti Bäng Bäng, wie das fahrende, schwimmende und fliegende Fahrzeug heißt, nicht wirklich, es wird hinaufgehoben, aber der Effekt überrascht. Die zauberhafte Produktion von „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“, die 2014 im damals als Ausweichquartier des Staatstheaters am Gärtnerplatztheaters bespielten Prinzregententheater Premiere hatte, sorgt mit vielen Szenenwechseln (Bühne: Judith Leikauf und Karl Fehringer) und den schönen Kostümen im Stil des frühen 20. Jahrhunderts (Kostüme: Alfred Mayerhofer) immer noch für eine kurzweilige und unterhaltsame Aufführung. Peter Lesiak als Caractacus Potts und K...

Theatergeschichte: Die Eröffnung des Gärtnerplatztheaters in München 1865

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Klara Ziegler spielte die Isarnixe, Minna Wagner die Ernestine  – Das  Actien-Volks-Theater am Gärtnerplatz  in München wurde mit Jacques Offenbachs „Salon Pitzelberger“ eröffnet –  von Klaus J. Loderer Das Theater am Gärtnerplatz in der Isarvorstadt entstand als Münchener Actien-Volks-Theater. König Ludwig II. unterstützte das private Theaterprojekt. Planer des Neubaus war der Baumeister, Zimmermann und Hofschreiner Franz Michael Reiffenstuel., der in München einige Bauten nach Plänen Friedrich von Gärtners und Leo von Klenzes ausführte. Der Grundstein wurde am 25. August 1864 gelegt. Bereits ein Jahr später war das Theater fertig. Es wurde am Samstag, den 4. November 1865 eröffnet.    Winter’s Theater-Korrespondenz  gibt uns eine kurze Beschreibung des Zuschauerraums: „Die Eröffnung unseres neuen Volkstheaters hat gestern Abend unter massenhaftem Zudrang des Publikums, bei festlich beleuchtetem Hause stattgefunden. War man schon von der ebenso elegan...

Premierenkritik: Giuseppe Verdis „Rigoletto“ – Staatstheater am Gärtnerplatz in München – 2020

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Wo der Joker sein Unwesen treibt  – Verdis „Rigoletto“ im Staatstheater am Gärtnerplatz in München als Reminiszenz an Gotham City –  von Klaus J. Loderer Die Partys des Herzogs von Mantua sind legendär. Eingeladen sind nur Männer. Genossen werden Whiskey und Frauen. Security sorgt dafür, dass eventuelle Ehemänner dieser Frauen nicht zu lästig werden. Für makabre Späße hat sich der Herzog den Joker engagiert. Er serviert ungelittene Personen ab. Eine Art Gotham City bildet den Schauplatz von Verdis Oper „Rigoletto“ im Gärtnerplatztheater in München. Walter Vogelweider hat dazu eine düstere Architektur auf die Drehbühne gestellt und mit Bogendurchgängen, Treppen und Wasserbecken eine dunkle Krimiatmosphäre geschaffen. Als knallharten Krimi geht Regisseur Herbert Föttinger die Geschichte an. Rigoletto ist der Joker, in Comic und Filmen der bösartige Gegenspieler von Batman und legendär verkörpert von Jack Nicholson. Es ist aber ein Joker, der eine gutmütige Seite hat, di...

Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauß – Staatstheater am Gärtnerplatz München – 2019

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Johann Strauß spielt zum Happy End persönlich auf  – Nicole Claudia Webers Inszenierung von „Wiener Blut“ wieder am Staatstheater am Gärtnerplatz in München –  von Klaus J. Loderer Als scheinen die Putti aus Raffaels Madonna lebendig geworden zu sein, begleiten zwei blondgelockte Engel die Handlung in Nicole Claudia Webers Inszenierung der Operette „Wiener Blut“ am Gärtnerplatztheater in München: ein weiß-rotes bayerisches (B)Engelchen mit Bierdurst und ein rot-weißes Wiener Engelchen mit Weindurst. Sie sind mal ein Herz und eine Seele und sie watschen sich auch ab oben in der himmlischen Höhe, von der sie die Handlung beobachten. Diese himmlische Höhe ist in einer Wiener Operette natürlich der obere Teil einer Barockarchitektur, wie man sie aus den Entwürfen des Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach kennt. Auf diesem barocken Bauwerk erhebt sich noch ein kleiner Rundtempel, der im Finale eine wichtige Bedeutung bekommt, wenn dort der Komponist Johann Strau...

Opernpremiere: Puccinis „Tosca“ am Staatstheater am Gärtnerplatz München – 2019

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 Gefangen im Kreuzlabyrinth  – Das  Staatstheater am Gärtnerplatz in München  zeigt Giacomo Puccinis Oper „Tosca“ als mystisch-düsteren Krimi –  von Klaus J. Loderer  Mit wenigen Symbolen arbeitet Stefano Poda in Puccinis „Tosca“: im ersten Akt ist es ein riesiges liegendes Kreuz, das mit seinen Stützen nicht von ungefähr an die Raumvisionen Piranesis gemahnt, ein langer Tisch im zweiten Akt und ein (Engels-)Flügel im dritten Akt. Regisseur Stefano Poda hat auch Bühne, Kostüme und Licht entworfen und eine sehr kompakte szenisch-räumliche Komposition gefunden, die uns konzentriert eine perfide Intrige vorführt (Mitarbeit Paolo Giani Cei). Noch düsterer als sonst ist dieses Gefüge. Ohne konkrete Bezüge auf Örtlichkeiten in Rom und Kostüme der Zeit um 1800 führt uns Poda die Geschichte in brutaler Realität vor. Erfährt man im Libretto ziemlich genau die Tageszeiten Vormittag, Abend und Morgengrauen rafft Poda die Handlung noch mehr zusammen auf wenige...