Opernkritik Wiederaufnahme Giuseppe Verdis „Un ballo in maschera“ (Ein Maskenball) – Deutsche Oper am Rhein – 2018

Unter Wasserfallwandfresken 

„Un ballo in maschera“ – Wiederaufnahme der Inszenierung von Stein Winge an der Deutschen Oper am Rhein 

– von Klaus J. Loderer –

Eine dynamisch diagonal in den Raum gestellte Wand dominiert das Bühnenbild der ersten Szene. In steiler Übereckperspektive steht uns die Spitze des schwarzen Parkettfußbodens entgegen. Nach hinten links verliert sich der Raum. Unten dunkle Wandvertäfelung und viele Türen, oben ein Wandgemälde mit Blick in eine Landschaft. Dieses Rahmen gestaltete Bühnenbildner Hartmut Schörghofer für Verdis „Un ballo in maschera“. Könnte man nun denken, dass die Inszenierung im 19. Jahrhundert spielen soll, korrigieren die grauen Anzüge der Herren dies sofort und zeigen, dass dieser Gustav heute leben soll. Ist er ein König Gustav oder ein Bürgermeister Gustav oder ein reicher Geschäftsmann Gustav? Jedenfalls ein Mann mit Macht, der da leger im gelben Bademantel hereinmarschiert. Der langjährige Haustenor, der Rheinoper, der aus Odessa stammende Sergej Khomov, singt diese Rolle verlässlich. Der Page Oscar, hier wohl eher eine Art androgyner Privatsekretärin, bringt sofort durcheinander, was sich die Hausjuristen ausgedacht haben, um eine gewisse Ulrica loszuwerden. Quirlig trillert Elena Sancho Pereg mit sicheren Spitzentönen diesen Oscar. Was Gustav wirklich interessiert ist eine gewisse Amelia und in der Inszenierung des norwegischen Regisseurs Stein Winge ein großes Projekt. Gustav möchte die Stadt nämlich mit einem Museum geglücken. Ein großes Architekturmodell wird hereingetragen, das nicht von ungefähr silberglänzend zerklüftet an das Museum in Bilbao von Frank O. Gehry erinnert. Damit spielt Gustav etwas herum, im weiteren Verlauf der Oper kommt das Thema aber nicht mehr vor.


Deutsche Oper am Rhein: Ein Maskenball – Morenike Fadayomi (Amelia), Sergej Khomov (Gustav)
Fotos: Hans Jörg Michel

Die Produktion aus dem Jahr 2006 hat die Deutsche Oper am Rhein nun wieder einstudiert. Nach der Wiederaufnahme in Duisburg folgte direkt im Anschluss die Wiederaufnahme in Düsseldorf.

Für die offene Verwandlung zur zweiten Szene verdreht sich die große Wand leicht. Die Seherin Ulrica – wenig befriedigend gesungen von Renée Morloc – wirft in großer Geste ihren Pelzmantel auf den Boden. Im Anfangszauber entsteht darunter eine nackte Frau. Während Gustavs Gefolgschaft in Trenchcoat und Schlapphut an Geheimdienstler erinnern, lässt Kostümbildnerin Tina Schwab Amelia im eleganten bodenlangen weißen Pelzmantel hereinschweben. Morenike Fadayomi singt ihre Rolle mit warmem Sopran in der Mittellage aber die hohen Töne wirken leider etwas angestrengt. Trotz vieler Türen im Bühnenbild staut sich der Chor beim Abgang stark.

Fußboden und Wandstücke verdrehen sich weiter für den zweiten Akt, den Galgenberg. Amelia findet im schwarzen Parkett tatsächlich das gesuchte Kräutlein, das ihr die Liebe zu Gustav austreiben soll. Ungeschickterweise taucht gerade der jetzt auf und man singt so lange, bis sowohl Amelias Ehemann wie auch die Verschwörer auf der Bühne sind. Das ist ein dramaturgisches Problem des Librettos, allerdings mit wunderschöner Musik unterlegt.
Mit großem Beifall wird der rumänische Barition Bogdan Baciu als Anckarström (der Opernfan kennt diese Rolle als Renato) im dritten Akt zu Recht für seinen großartigen Auftritt belohnt.

Ein Problem der Verlegung des Maskenballs in die Gegenwart ist die Schlussszene. Es ist wenig glaubwürdig, dass der angeschossene Gustav nicht sofort medizinisch versorgt wird. Da würden doch sofort Sicherheitskräfte und Notarzt zur Stelle sein. Gustav kann dann nicht auf dem Boden herumliegen und der Chor steht betreten außenrum.

Einen guten Spannungsbogen boten die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Lukas Beikircher. Exakt Chor und Extrachor der Deutschen Oper am Rhein.

Besuchte Vorstellung: Wiederaufnahme 15. Februar 2018
(Premiere: 9. Dezember 2006 am Theater Duisburg, Wiederaufnahme: 7. Januar 2018 am Theater Duisburg)
Opernhaus Düsseldorf


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