Mozarts „Don Giovanni“ – Staatstheater Mainz – 2014

Staatstheater Mainz – Foto: Klaus J. Loderer
Endlich wieder mal Theater auf der Opernbühne

Tilmann Knabe inszeniert Mozarts „Don Giovanni“ am Staatstheater Mainz

Endlich wieder mal was los auf der Bühne! Tilmann Knabe erzählt eine aufregende Geschichte über Sex, Macht und Gier! Wie bei Tilmann Knabe üblich, wurde natürlich viel kopuliert (worum es in Don Giovanni ja wohl auch geht), viel geraucht, wird ein Machthaber ermordet (der Komtur, auch Bestandteil der Geschichte), und aus Eifersucht gekeift (auch irgendwie ganz der Stoff), das allerdings auf die radikale Art (Knabe eben).

Das war dem Mainzer Opernpublikum allerdings etwas zu viel. Was für eine Aufregung, was für ein Buhgewitter am Ende! Ich kann aber nur eines sagen: lange Zeit habe ich keine so detailreiche Inszenierung mehr gesehen. Was für eine Brilliante Personenführung, und was für ein Feuerwerk an Ideen und Bildern. So etwas wird natürlich nicht mehr goutiert. Klar ist es für die Leute zu viel, wenn eine Donna Elvira, hochschwanger, sich gerade als Revoluzzerin mit einer Panzerfaust rüstet, um den gehassten Ehemann um die Ecke zu bringen, schnell noch mal ein Kind gebären muss, um es ihm als „letzten Beweis ihrer Liebe“ (was sie auch gerade zu singen hat) vor die Füße zu werfen. Aber in dieser radikalen Inszenierung schlüssig und auch fast komisch. Seit seiner ersten Inszenierung in Nürnberg (Ariadne auf Naxos) habe ich fast jede Opernproduktion von Tilmann Knabe gesehen. Ich bin immer wieder völlig begeistert! Allem voran seine „Fredegunda“ von Meyer München, Wagners „Rheingold“ und Händels „Orlando“ in Essen, sein „Tristan“ in Mainz oder „Samson und Dalila“ (der große Skandal in Köln) oder auch der krude „Nabucco“ in Gelsenkirchen, aber Tilmann Knabe macht Theater, detailgenau, bunt, sicher oft überzogen, aber da passiert wenigstens etwas auf der Bühne! Nichts dergleichen werdet Ihr zu lesen bekommen. Der eigentliche Skandal ist ein ganz anderer: ein Staatstheater, mitten in Deutschland, im Jahr 2014: und keine Partie wurde auch nur annähernd anständig gesungen! Das Publikum hat das Ensemble natürlich begeistert gefeiert. Verkehrte Welt eben!

Matthias Woehl

Besuchte Vorstellung: 22. März 2014

Staatstheater Mainz

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