Richard Strauss Oper »Arabella« – Oper Nürnberg – 2014
Szenen im Hotel
Richard Strauss’ Oper »Arabella« im Staatstheater Nürnberg
Aus dem 19. Jahrhundert in die Zwischenkriegszeit, also die
Entstehungszeit der Oper, hat Regisseur Andreas Baesler Richard Strauss’ Oper
»Arabella« verlegt. Bühnenbildner Harald B. Thor hat dazu ein Ambiente
gefertigt, in dem die bombastische Wiener Architektur des Historismus noch
durchscheint oder zumindest durch das Fenster im Hintergrund zu sehen ist. Das
Hotel, in dem der bankrotte Graf Waldner mit seiner Familie lebt, wurde schon
im modernen Stil umgebaut, wenn auch die Modernisierung noch nicht ganz fertig
zu sein scheint. An einigen Stellen sind noch alte Tapeten zu sehen und am
Anfang turnt sogar ein Anstreicher über dem Bühnenrahmen herum.
Michaela Maria Mayer als Zenka (links) und Ekaterina Godovanets als Arabella
Foto: Jutta Missbach
Die elegante
junge Arabella interessiert das wenig, sie gibt sich dem Karneval hin und
überlegt sich, welchen Verehrer sie nun heiraten soll. Der spielsüchtige Vater
und ebenso die Mutter haben das Familienvermögen komplett durchgebracht und
stehen eigentlich vor dem Ruin. Der Kellner ist schon angewiesen, nichts mehr
zu servieren. So sollte ein zahlungsfähiger Schwiegersohn her. Der taucht dann
auch in Gestalt des reichen kroatischen Gutsherren Mandryka auf, den Arabella
sofort anhimmelt. Und dann könnte die Geschichte auch schon zum Happy End
kommen, wenn nicht Arabellas Schwester Zdenka, die als Junge gehalten wird, da
man sich nur die Aussteuer für ein Mädchen leisten kann, sich in den Offizier
Matteo verliebt hätte. Matteo ist aber in Arabella verliebt und droht mit
Selbstmord, wenn sie ihn nicht erhört. Um ihn zu retten, gibt sie ihm den
Schlüssel eines Hotelzimmers, in dem er auf ein Stelldichein mit Arabella
hofft. Dummerweise hat das aber Mandryka mitgehört und fühlt sich betrogen. Im
Hotel begegnet Arabella dann dem beseelten Matteo und wird von Mandryka
ertappt. Schließlich klärt sich auf, dass Matteo mit Zdenka ein Rendezvous
hatte und schließlich renkt sich die Geschichte mit Mandryka und Arabella auch
wieder ein.
Cornelia Götz als Fiakermilli und der Chor der Oper Nürnberg
Foto: Jutta Missbach
Um die Handlung noch kompakter zu machen,
spielen alle drei Akte im Hotel. Der Fiakerball wurde noch etwas überzeichnet.
Nicht nur Kutscher und Grafen sind vertauscht sondern auch die Geschlechter.
Die eleganten Kostüme stammen von Gabriele Heimann. Am Ende fahren dann die
Wände auseinander und die bisher so kühl miteinander umgehenden Liebesleute
Arabella und Mandryka tollen ausgelassen über die Bühne. Oder ist das nur ein
Traum des auf der Bank in der Hotelhalle eingeschlafenen Mandryka?
Für die Aufführung an der Oper Nürnberg war
Ekaterina Godovanets ein Glücksfall, deren feiner Sopran die kühle
Abgeklärtheit und Vornehmheit der Arabella wunderbar zur Geltung bringt. Im
Gegensatz dazu steht der innere Schmerz der unglücklich verliebten Zdenka, den
Michela Maria Mayer so wunderbar zu verkörpern weiß bis hin zu ihrem
verzweifelten Ausbruch im dritten Akt, wenn sie wegen der Schande androht ins
Wasser zu gehen. Cornelia Götz meistert die Koloraturen der Fiakermilli
meisterlich. Jochen Kupfer gibt sich als Mandryka bewusst derb und lernt doch
schnell die Wiener Raffinesse. Generalmusikdirektor Marcus Bosch sorgt mit der
Staatsphilharmonie Nürnberg für einen musikalisch spannenden Opernabend. Da
braust das Orchester leidenschaftlich auf und gibt sich doch ohne Scheu den
Walzerwogen des Fiakerballs hin.
Klaus
J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 8. Februar 2014
Opernhaus Nürnberg
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