Museum: Arp-Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen am Rhein

Festspielstimmung am Rhein 

– Das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck ist nicht nur ein Haus der Kunst sondern auch der Musik – 

von Klaus J. Loderer

Es ist ein besonderes Haus, das Arp Museum in Remagen. Normalerweise wird hier Kunst gezeigt. Doch die Johannes-Wasmuth-Gesellschaft füllt das Museum auch regelmäßig mit Musik. Das 7. Abonnementkonzert mit dem Bariton Aris Argiris, begleitet von Peter Bortfeldt am Klavier, führt mich an einem sonnigen Frühlingsnachmittag dorthin. Zwischen Bonn und Koblenz gelegen, ist der Bahnhof Rolandseck eine Berühmtheit. Elegant thront das historische Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert hinter einer Grünfläche oberhalb des Rheins, ein Belvedere, dessen eiserne Umgänge viele Blicke auf den Rhein und das gegenüberliegende Siebengebirge eröffnen. Das 1858 errichtete Empfangsgebäude war damals Endbahnhof der Bonn-Cölner-Eisenbahn und ermöglichte den Umstieg auf die unterhalb anlegenden Dampfschiffe. Die großzügigen Säle im oberen Geschoss nutzt heute ein Restaurant, darunter ist ein Teil der Ausstellung. Ende der 1950er Jahre drohte der Abriss, doch durch eine Initiative des Kunsthändlers Johannes Wasmuth wurde das Gebäude ab 1964 von Künstlern genutzt. 2004 wurde das Bahnhofsgebäude saniert.

Bahnhof Rolandseck
Foto: Klaus J. Loderer
Im Sockelgeschoss ist der Eingang zum Museum. Ein Gang führt unter dem Bahnhof hindurch zum 2007 eröffneten Neubau. Über eine Treppe gelangt man eine Etage höher. Man ist nun hinter den Bahngleisen. Nach einem Knick ist man in einem weiteren Tunnel, ein Stollen mit Sichtbeton, der weit in die Tiefe des Bergs führt. Eine leuchtende Schlange spendet hartes Licht. Barbara Trautmann hat ein achtzehn Meter langes Kunstobjekt entworfen, dessen neunzig Leuchtstoffringe den Tunnel beleuchten.

Ein Kunstobjekt von Barbara Trautmann belichtet den Tunnel zum Neubau
Foto: Klaus J. Loderer

Dann die Wahl: Aufzug oder Treppe. Ein Schild warnt vor den mehr als zweihundert Stufen. Trotzdem nehme ich die Treppe. Unendlich scheint diese Treppe im halbrunden Schacht. Schließlich erreicht man das Tageslicht, durch milchige Scheiben gemildert. Doch noch fehlt die Orientierung. Dann die Überraschung. Nun erkennt man den Sinn dieser raffinierten Inszenierung, die eines barocken Baumeisters würdig wäre und vom amerikanischen Architekten Richard Meier stammt. Nach den engen Gängen öffnet sich der Blick in die Weite. Man ist nun hoch über dem Rhein in einem gläsernen Korridor. Von einem kleinen Balkon kann man hinunterblicken auf den Rhein, der tief unten still dahinfließt. Ein Korridor führt als Steg vom Aufzugsturm zum eigentlichen Ausstellungsgebäude. Dass man diesen weißen Bau von unten, wenn man vor dem Bahnhof steht, nicht sehen kann, liefert einen schönen Überraschungseffekt.

Ausblick von Richard Meiers Neubau des Arp-Museums auf den Rhein
Foto: Klaus J. Loderer

Nach den Gängen nun großzügige Räume, die ineinander übergehen. Wie oft spielt Richard Meier mit geschlossenen Flächen und überraschenden Durchblicken. Auch der zentrale Ausstellungssaal öffnet sich mit einer großen Glaswand zum Rheintal. Leider sind an diesem Nachmittag die Rollos geschlossen. Aber vom Balkon kann man den traumhaften Ausblick genießen. Tief unten sieht man den Bahnhof Rolandseck, noch weiter unten den Rhein, auf dem Schiffe auf- und abwärts fahren, und gegenüber die grünen Hügel des Siebengebirges, von der Abendsonne in sanftes Licht getaucht.  

Vom zentralen Saal kann man an diesem schönen Abend leider nicht auf das Rheintal schauen, dafür gibt es den leidenschaftlichen Arienvortrag des Baritons Aris Argiris mit Arien aus italienischen Opern. Es ist das Saisonabschlusskonzert der Abonnementreihe der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft. Diese belebt mit ihren Veranstaltungen das Arp-Museum, ganz im Sinne von Johannes Wasmuth, der durch Konzerte, Lesungen und Ausstellungen eine enge Verknüpfung von Musik, Literatur und bildender Kunst schaffen wollte. Marcel Marceau hat das 1969 im Manifest von Rolandseck prägnant erfasst: „Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen.“ So zeichnet Aris Agiris mit seiner Stimme ein musikalisches Farbenspiel zwischen den abstrakten Farbflächen von Gotthard Graubner in der weißen Architektur Richard Meiers. Und in der Pause kann man den wunderbaren Ausblick auf die Natur genießen. Festspielstimmung am Rhein eben.



Ausblick vom Bahnhof Rolandseck
Foto: Klaus J. Loderer

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