Konzert: Aris Argiris im Arp Museum Bahnhof Rolandshöhe – 2018

Musikalisches Farbenspiel eines leidenschaftlichen Baritons 

– Das Publikum feiert Aris Argiris beim Konzert der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft im Arp Museum Bahnhof Rolandseck – 

von Klaus J. Loderer

Aris Argiris benötigt kein Bühnenbild, um Oper zu machen. Wenn Aris Argiris zu singen beginnt, wird jeder Raum zur großen Oper. Mit gewaltiger Stimme füllt der Bariton den Saal. Lautmalerisch spielt er mit der Stimme, kostet die Nuancen der Musik aus. Das leidenschaftliche Spiel von Aris Argiris zieht die Zuschauer in Bann. Spätestens mit Jagos Arie „Credo in un dio crudel“ hängt das gesamte Publikum an seinen Lippen. Bravo, Beifallsstürme, das Publikum in Extase.

Der Bariton Aris Argiris, begleitet von Peter Bortfeldt 
im Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Foto: Klaus J. Loderer

Dabei fängt das 7. Abonnementkonzert der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft am 2. Juni im Arp Museum Bahnhof Rolandseck so verhalten an. Einen Querschnitt durch italienische Opernarien verspricht das Programmheft. Der Prolog aus Leoncavallos „Bajazzo“ ist geschickt als Einleitung gewählt, stimmt der Text doch auf eine Opernaufführung ein. Dessen Ende, „Macht fort; das Spiel kann beginnen,“ (wie es in einer deutschen Übersetzung heißt) lässt sich Aris Agiris nicht zweimal sagen und stürzt sich mit Elan in die Welt der Arien: „Wie mein Dichter die Welt sah, hab‘ ich verraten! Seht nun sein Werk.“

Es ist eine Welt der Bösewichte, die uns Aris Argiris und sein Pianist Peter Bortfeldt da servieren. Man staunt, welche Abgründe sich in der italienischen Opernwelt auftun. Während Tenöre lieb und nett sind, ist der Bariton interessant aber und oft sehr böse, erläutert uns Peter Bortfeldt in seinen Moderationen, gelegentlich charmant unterbrochen von Aris Agiris.

Man steigt mit einem zwielichtigen Charakter ein, dem Dulcamaro aus „Der Liebestrank“. Eigentlich war man Aris Argiris bisher als Belcore gewohnt, der aber selbstkritisch meint, die Zeiten des ranken Liebhabers seien vorbei. Nun eben der etwas zwielichtige „Dottore“, der eine Flasche Bordeaux als Isoldes Liebestrank verkauft. Schnell bemerkt das Publikum, dass es kein trockener Konzertabend mit einem steif am Flügel lehnenden Bariton wird sondern ein Abend mit einem leidenschaftlichen Sing-Darsteller, der einfach spielen muss. Und das tut er gerne. So zaubert er dann auch mitten in der Arie „Udite o rustici“ mit verschmitztem Grinsen ein Fläschchen hervor, es ist zwar nur ein Wasserfläschchen, aber es muss hier als Wundertrank herhalten. Und wir nehmen diesem Dottore das auch sofort ab.

Nach diesem Einstand als Komiker wird es ernst. Der Bariton wechselt Stimmfärbung und Mimik. Der Enrico aus „Lucia di Lammermoor“ ist ein finsterer Intrigant, wenn er mit „Cruda, funesta smania“ Unheil plant. Und das steigert sich noch mit dem scheinheiligen Polizeichef Scarpia aus Puccinis „Tosca“. Wir erleben das Finale des ersten Akts als One-Man-Show. Wozu benötigt man Chor- und Orchesterbrausen, wenn man einen Aris Argiris auf der Bühne hat. Und dann der Intrigant der Intriganten: Jago aus Verdis „Otello“. Hart und verachtend ist hier ist Färbung der Stimme, drohend die Mimik. Das Publik erschauert.

Der Bariton Aris Argiris, begleitet von Peter Bortfeldt, vor dem Kunstwerk „Lapilli“ von Gotthard Graubner im Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Foto: Klaus J. Loderer

So viel Leidenschaft benötigt auch Pausen. Aris Argiris darf seine Stimme schonen und das Publikum kann Atem holen. Darum hat Peter Bortfeldt einige reine Klavierpassagen eingebaut. Die Liszt-Paraphrasen ergänzen die Arien auf interessante Weise. Denn bei „Reminiscences de Lucia di Lammermoor“ und der „Rigeletto-Paraphrase“ handelt es sich nicht um die beliebten Potpourris mit Abfolgen der bekanntesten Melodien der Opern sondern in beiden Fällen um Auseinandersetzungen mit Szenen, die man als Klimax der Opern bezeichnen könnte. Dass in beiden Fällen verschiedene Gesangsstimmen verwoben werden, machte wohl für Franz Liszt den besonderen Reiz aus, die Motivlinien zu verflechten.

Natürlich gibt es auch positive Barition-Rollen, etwa den Posa in Verdis „Don Carlo“. Aris Argiris singt mit viel Schmelz „O Carlo ascolta“. Und auch die leisen Töne beherrscht Aris Argiris: Versöhnlich klingt es in den beiden wunderbaren Zugaben von Tosti.

7. Abonnementkonzert am 2. Juni 2018
Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen




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