Opernkritik: „Herzog Blaubarts Burg“ (A kékszakállú herceg vára) – Philharmonie Stettin (Szczecin) – 2019

Die bemerkenswerte Außenarchitektur
der Philharmonie Stettin
Foto: kjl

Klanggewaltig 

– Konzertante Aufführung von Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“ (A kékszakállú herceg vára) in der Philharmonie Stettin (Filharmonia Szczecin) – 

von Klaus J. Loderer 

Dieser Klang sprengte fast den Rahmen des großen Saals der Philharmonie in Stettin. Umrauscht wurde man von den gewaltig sich zu mächtigen Fortissimi aufbauenden Crescendi, die der englische Dirigent Stefan Asbury mit dem auf hundert Musiker aufgestockten Sinfonieorchester der Mieczyslaw-Karlowicz-Philharmonie Stettin aufbaute. Effektvoll waren Trompeten und Posaunen auf der Chortribüne über dem Orchester platziert. So entfaltete sich die zentrale Stelle der Oper zu großartiger Wirkung. Es ist der guten Akustik des Saals zu verdanken, dass diese Musik trotzdem nicht dröhnte. Ein gut geprobtes Orchester und ein feinfühliges Dirigat ließen die Feinheiten der Partitur trotz der großen Besetzung hörbar werden.

Was hier so gewaltig sich aufbäumte war die konzertante Aufführung von Béla Bartóks einstündiger Oper „Herzog Blaubarts Burg“ (A kékszakállú herceg vára – im polnischen Titel „Zamek Sinobrodego“). Die Gesangsrollen waren auf zwei Personen konzentriert, Blaubart und Judith. Die stummen Rollen der anderen Frauen Blaubarts fielen bei dieser Aufführung natürlich weg. Vom Band kam der von Nikolett Gábri gesprochene Prolog. Mit angenehm warmer Stimmfärbung sang der australische Bariton Dekek Welton den Blaubart. Die schottische Mezzosopranistin Allison Cook steigerte sich im Laufe der Vorstellung immer mehr in von steigender, fast panischer Neugier getriebene Judith hinein.

Die Verdunklung des Saals und ein auf das Orchester konzentriertes Licht ließen dann auch das Farbenspiel, mit dem man die Stimmung der Oper andeutete, rotes Licht für das von Judith wahrgenommene Blut, blaues Licht für den Tränensee, wirken. Dieser Zutat hätte es gar nicht bedurft. Die Musik zog einen geradezu hinein in die Oper.

Besuchte Vorstellung: 7. Juni 2019
Philharmonie Stettin (Filharmonia Szczecin), großer Saal

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