Richard Wagners „Die Walküre“ – Bayreuther Festspiele – 2014

Festspielhaus Bayreuth, Foto: Klaus J. Loderer

Castorf-Inszenierung der „Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen enttäuscht

von Matthias Woehl

Tja, nach dem wirklich aufregenden „Rheingold“, bei dem endlich auch mal das, was sonst immer nur erzählt wird, wirklich gezeigt wurde (Wotan schläft mir Erda etc.), hatte ich mich wirklich auf die Walküre gefreut. Aber es schien, daß (wie auch schon beim vorherigen Dorst-Ring, als auch bei dem von Herrn Flimm) Herrn Castorf die Ideen ausgingen. Ach was erhoffte ich mir endlich wilde Kopulationen zwischen Siegmund und Sieglinde, ein irres Ränkespiel um das Leben von Siegmund mit Fricka, Hunding hätte wenigstens mal versuchen können Sieglinde flach zu legen (bevor das Schlafmittel wirkt) ... aber außer einem Erda-Video und kleinem unpassendem Auftritt derselben, nichts. Wenigstens mal eine durch einen Kuss angedeutete kleine Liebelei von Wotan mit Brünnhilde. Ansonsten: es verschwinden immer die Gesprächspartner irgendwo im Off, selbst die Bitte Brünnhildes nach dem Renner wird ins Publikum gesungen, die Verleih-Schwester zwei Stockwerke höher irgendwo am Antworten .... nach einem so irren Rheingold war es nichts weiter als langweiliges Rumstehtheater. Was gab es beim Rheingold gerade mit dem Mittel von Video, für schlüssige bebilderte Szenen. Wie toll hätte man das fortsetzen können?

Gesanglich ein weiterhin hervorragender (nicht forcierender) Wolgang Koch als Wotan, ein gewohnt toller Kwangchul Youn als Hunding, und ein, wenn auch völlig wortunverständlich singender Johan Botha als Siegmund. Katastrophe bei den Damen. Claudia Mahnke (ohne jedes Legato) keift eine (genauso unverständliche) Fricka, Catherine Foster (auf die ich so viele Hoffnungen setzte, war sie doch vor drei Jahren „die“ Elektra in Köln, die beste die ich je live gehört habe) versang sich nicht nur im ersten Hojotoho (mag sein, daß sie von ihrem Platz aus den Dirigenten gar nicht sah), sondern (ab der Todverkündung wurde es immer schlimmer) hatte so schlimme Intonationsprobleme, wie ich sie noch nie von einer Sängerin gehört habe. Witzigerweise knallte sie alle hohen Töne mit einer Sicherheit raus, daß es schon wieder beeindruckte. Schlimmste Sängerin des Abends, mit dem größten Applaus des Abends: Anja Kampe als Sieglinde. Was für ein Kampf! Da wackelt die Zunge, ja wölbte sich sogar aus dem Mund, daß man Angst hatte, sie beißt sie sich gleich ab. So wackelt und keift sich Frau Kampe durch die Partie. Daß für das „hehrste Wunder“ kein Atem mehr da war, war schon klar. Na ja, schade. Das Festspielorchester gab erstaunliches von sich, und Kirill Petrenko dirigierte eine flotte Walküre. Alles in allem ein schöner Abend, nur hätte es spannender sein dürfen!

Besuchte Vorstellung: 28. Juli 2014

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