Literaturgeschichte: Der Erste Weltkrieg in der Literatur – Ungarisches Kulturinstitut Stuttgart – 2020
Der zweite Weltkrieg in der Literatur
– Literarische Veranstaltung im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart –
von Klaus J. Loderer
Stefan Zweig, Josef Roth, Sándor Márai, Miklós Bánffy und Dezsö Kosztolányi sind nur einige der Autoren, in deren Werken der Erste Weltkrieg eine wichtige Rolle spielt. Eine Gemeinsamkeit ist die Beschreibung des Untergangs der alten Welt. Wie sich der Erste Weltkrieg in der Literatur niedergeschlagen hat, war das Thema einer interessanten Veranstaltung am 5. März im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart. Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Olivia Spiridon vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen und Prof. Dr. Magdolna Orosz plauderten über das Thema. Sie gingen nur kurz auf die tatsächlich im Ersten Weltkrieg entstandene Lyrik und die Propaganda-Lyrik ein. Wichtiger war es ihnen, ein Stimmungsbild des Kriegsausbruchs zu vermitteln. Hierbei konzentrierten sie sich auf literarische Werke mit Bezug zu Ungarn. Dazu zogen sie Stefan Zweigs »Die Welt von gestern« heran, in dem er rückblickend beschreibt, wie er während der Mobilmachung aus einem belgischen Badeort nach Wien fährt. Sándor Márai beschreibt, wie die Familie zu einer Familienfeier zusammen saß, bei der auch der Vizegespan anwesend war, als ihn die Nachricht der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand erreichte. Diese literarischen Auszüge las mit professioneller Stimme der Schauspieler Carlo Benz vor. Von der Reaktion ungarischer Offiziere in Josef Roths Roman »Radetzkymarsch« berichtete Magdolna Orosz. Carlo Benz las dann eine Passage, in der in einem Dialog mit einem polnischen Grafen eine Vision des Untergangs der Donaumonarchie auftaucht.
Magdolna Orosz, Olivia Spiridon, Dezsö Szabó und Carlo Benz
Foto: Klaus J. Loderer
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Den letzten Tag in seinem Schloss nutzt die Hauptfigur im Roman »In Stücke gerissen«, um sich von Schloss und Land zu verabschieden, bevor er in den Krieg zieht. Die Berge verglich er gar mit Särgen. Es handelt sich um den dritten Teil der Siebenbürgen-Trilogie von Miklós Bánffy. Dieser stammte aus einer siebenbürgischen Adelsfamilie, war 1912 bis 1918 Intendant der Budapester Oper und des Nationaltheaters und 1922 ungarischer Außenminister. Ab 1926 lebte er in Rumänien, um seine Besitzungen nicht zu verlieren.
Für die Kriegsereignisse verwies Olivia Spiridon auf »Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque und »In Stahlgewittern« von Ernst Jünger, die durch die Erlebnisse an der Westfront entstanden sind.
Im Roman »Anna« von Dezsö Kosztolányi geht es um ein Dienstmädchen. Die vorgelesene Passage handelt aber in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Der Roman setzt mit dem Untergang der ungarischen Räterepublik ein. Kurz gingen Spiridon und Orosz auf die Emanzipation der Frauen im Ersten Weltkrieg ein, als die Frauen durch die Abwesenheit der Männer in allen möglichen Berufen gefordert waren, um das Leben und die Versorgung der Länder aufrecht zu erhalten. Mit dem Kriegsende sollten die Frauen wieder zurück in die Familien. In Deutschland wurde allerdings das Wahlrecht auch auf die Frauen ausgedehnt.
Für die Rezeption des Ersten Weltkriegs der neueren Zeit berichtete Olivia Spiridon von der neuen Literaturzeitschrift »Beton«, die sich der slowenischen, kroatischen und serbischen Literatur widmet. In Jugoslawien wurde der Erste Weltkrieg als Basis der Einigung des Landes gesehen. So machten Spiridon und Orosz deutlich, dass es viele verschiedene Erinnerungskulturen für den Ersten Weltkrieg gibt, da jedes Land seine eigene Perspektive darauf hat.
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