Buchbesprechung: Eine Festschrift über das Opernhaus Magdeburg

Vom Unterhaltungstheater zum Opernhaus 

– „Vom Zentraltheater zum Opernhaus“ – eine Festschrift über das Theater Magdeburg – 

von Klaus J. Loderer

Theaterbrände mag man in die Geschiche abtun, doch auch heutzutage brennen Theater. Das musste auch das Theater Magdeburg spüren. Am 20. Mai 1990 brannte das Theater lichterloh. Ein Foto in der Festschrift „Vom Zentraltheater zum Opernhaus“ zeigt eindrücklich, wie aus dem Bühnenhaus die Flammen herausschlagen und schwarzer Rauch über die Stadt zieht. Was die Ursache war, ist laut Festschrift nicht bekannt. Ein technischer Defekt wurde als Brandursache ausgeschlossen, die Ermittlungen über Brandstiftung wurden 1991 ohne Ergebnis eingestellt. Jedenfalls war das Theatergebäude stark beschädigt und wurde in der Folge völlig entkernt. Eingangsbereich, Treppen, Foyers und Zuschauerraum wurden vom Architekten Harald Stricker modern gestaltet. Links entstand ein neuer Anbau für Kasse und Café. Die Eingangsfront wurde in der vorhergehende Form wiederhergestellt, nur die Freitreppe erhielt ein neues Dach.

Anlass für die Festschrift war 2017 das hundertzehnjährige Jubiläum des Gebäudes, das 1907 eröffnet als Zentraltheater wurde. Beiläufig bekommt man in der Festschrift die mehrmaligen Namenswechsel mit: Zentraltheater, Maxim-Gorki-Theater, Theater der Landeshauptstadt und jetzt Opernhaus. Auf dem Umschlag der Festschrift sieht man den Ausschnitt eines historischen Fotos, das auf der Titelseite dann komplett abgebildet ist. Klappt man die Broschüre um, sieht man hinten den linken Teil des Theaters als aktuelles Bild – mit einer dominanten Uhr im Zentrum. Die Theaterfassade ist zwar hier schön renoviert aber durch die vielen Masten und Oberleitungen der Straßenbahn nicht wirklich wahrzunehmen. Das ist sowieso ein Problem des Universitätsplatzes, der eher ein Kreuzungspunkt von Verkehrswegen und trotz der Baumdekoration eher unwirtlich ist.

Zahlreiche historische Fotos illustrieren die Festschrift. Das Gebäude war schon durch die Beschädigungen des Zweiten Weltkriegs verändert wiederaufgebaut. Auf den Fotos sieht man das originale Aussehen mit Mansarddächern, wodurch die Architektur viel lebendiger wirkte als nach dem kühlen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist ein ziemlich pointierter Zeitungsbericht von 1907 abgedruckt. Man hätte ihn vielleicht für die heutige Leserschaft transkribieren sollen.  Immerhin findet man ein paar Seiten weiter im Text ein paar prägnante Zitate daraus. Das Zentraltheater war als Unterhaltungstheater konzipiert, in dem auch Operetten aufgeführt wurden. Das wichtigste Theater der Stadt war damals das 1876 eröffnete Stadttheater. Daneben gab es noch das Wilhelmtheater, das auch Operetten spielte. Das Zentraltheater war mit etwa 1900 Plätzen aber nun das mit Abstand größte Theater von Magdeburg. 

1937 erwarb die Stadt das vorher private Theater. 1939 begann man mit einem Umbau, bei dem die Bestuhlung stark reduziert wurde, der aber durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Am 16. Januar 1945 erlitt das Gebäude schwere Schäden. Man sieht die Fotos mit dem beschädigten Theater. 1948 begann man mit dem Wiederaufbau. Der Oberbürgermeister kündigte vollmundig die Wiederöffnung für 1950 an. Allerdings zogen sich die Bauarbeiten hin. Im Herbst 1950 wurde der Bau vorübergehend ganz eingestellt. Man schaffte es dann aber doch, das Theater am 20. Dezember 1950 zu eröffnen. Interessant ist in der Festschrift die Bemerkung, dass man in der Festschrift von 1956 das Datum kurzerhand ein Jahr später angegeben hat, wohl weil man als Eröffnungspremiere ein dann politisch nicht mehr opportunes Schauspiel gewählt hatte. Die Architektur des wiederaufgebauten Theaters war kühler als zuvor und passte zum stalinistischen Stil, den man auch an anderer Stelle in Magdeburg findet. Auch das Stadttheater wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. Ein Wiederaufbau wäre möglich gewesen, zumal der Bau genutzt wurde. Die Ruine wurde 1958 gesprengt.

In den 1980er-Jahren erfolgte eine Renovierung des Maxim-Gorki-Theaters. Auf den letzten Seiten der Festschrift findet man Szenenfotos der Eröffnungspremieren der drei Sparten von 1997.


Vom Zentraltheater zum Opernhaus
Ein Theatergebäude im Wandel der Zeit

Hrsg. Theater Magdeburg
Texte: Mareike Hage
[2017]
67 S., überw. Ill.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Skandal: Enrico Caruso und die spektakuläre Trennung von Ada Giachetti

Filmbesprechung: „Frühling in Paris“ (Seize Printemps) von Suzanne Lindon

Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt