Buchbesprechung: Hollands Spoor, ein historischer Bahnhof in Den Haag
Ein königlicher Bahnhof
– Koos Havelaar stellt in einem schönen Bildband den historischen Bahnhof Hollands Spoor in Den Haag vor –
von Klaus J. Loderer
Zu den schönsten Bahnhöfen der Niederlande gehört der Bahnhof Den Haag HS. Weite Gewölbe in eleganter Eisenkonstruktion überwölben Bahnsteige und Gleise. Ein Ensemble der Neorenaissance ist das Empfangsgebäude. Im Gegensatz zum Verkehrsknotenpunkt Den Haag Centraal in einem eher etwas unwirtlichen Viertel, in dem Den Haag zeigen möchte, dass es auch modern und sehr großstädtisch sein kann, liegt Den Haag HS etwas abseits. Als Point de Vue bildet der Bahnhof den Abschluss einer jener schier endlosen Straßenzüge des späten 19. Jahrhunderts.
Hinter der kryptischen Bezeichnung HS verbirgt sich „Hollands Spoor“, was an die „Hollandsche IJzeren Spoorweg-Maatschappij“ (Holländische Eisenbahngesellschaft) erinnert. Der Bahnhof liegt an der „Oude Lijn“ (alte Linie). 1839 wurde die erste niederländische Eisenbahnstrecke zwischen Amsterdam und Haarlem eröffnet, die 1842 bis Leiden, 1843 bis Den Haag und 1847 bis Rotterdam verlängert wurde. Planer war der Ingenieur Frederick Willem Conrad. Ursprünglich hatte die Strecke eine Spurweite von 1945 mm. Da diese Breitspur aber nicht mit den neueren Bahnstrecken zusammenpasste, wurde sie 1866 auf Normalspur umgebaut.
Koos Havelaar geht in seinem schönen und reich bebilderten Buch der Geschichte des Bahnhofs nach. Er stellt Hintergrund und Bau der Eisenbahnlinie vor und bindet den Bau des Bahnhofs in die Stadtbaugeschichte von Den Haag ein. Dazu spürt er der Geschichte des Stadtviertels nach. So ist das Buch nicht nur für Eisenbahnfreunde eine interessante Quelle sondern auch für Freunde von Den Haag. Die durchaus interessante Architektur des 19. Jahrhunderts wird von den Touristen ja eher vernachlässigt.
In Den Haag entstand 1843 ein erstes klassizistisches Bahnhofsgebäude. 1891 wurde ein wesentlich größeres Empfangsgebäude errichtet. Den Haag hatte damals etwa 160000 Einwohner, wie man in einer Tabelle zur Bevölkerungsentwicklung auf Seite 103 findet. Architekt des Neubaus war Dirk Antoine Nicolaas Margadant (1849-1915), dessen Biographie ausführlich vorgestellt wird (S. 98-99). Er entwarf zahlreiche kleine Bahnhofsgebäude, darunter Schiedam (1888/89), Velsen IJmuieden Oost (1892), Beverwijk (1898), IJmuiden/Santpoort (1898/99), Amersfort (1900-02), Lisse (1904-05). Ein weiterer großer Stadtbahnhof war Haarlem.
In Den Haag wurde im ersten Bauabschnitt ein Gebäude mit Restaurant und Diensträumen zwischen den Gleisen errichtet. Es existiert noch heute inmitten der eisernen Gleishallen. Dann folgte das neue repräsentative Empfangsgebäude am Stationsplein. Man findet im Buch großformatig die Fassadenentwürfe in zwei Alternativen, beide im Stil der Neorenaissance. Leider sind die Grundrisse nicht abgebildet, mit denen man die Struktur und Organisation des Gebäudes verstehen würde.
Ausführlich stellt der Autor die königlichen Warteräume vor. Linkerhand an die große Eingangshalle schließt sich ein Flügel für die königliche Familie mit eigenem Eingang an. Im Inneren befindet sich neben einer großzügigen Treppenanlage eine Folge repräsentativer Räume. Der Autor bewertet sie als eines der best erhaltenen Beispiele für Interieurs im Neorenaissancestil in den Niederlanden.
Zahlreiche historische Fotos zeigen den Bahnhof und seine Umgebung. Plakate zeugen von der großen Zeit des Eisenbahnreisens. Auf einem Plakat findet man Werbung für die Direktverbindung von Hamburg und Bremen nach Den Haag und in der Badesaison bis nach Scheveningen. Damals befand sich direkt am Kurhaus von Scheveningen ein Bahnhof für die Badegäste. Der Bahnhof Hollands Spoor war natürlich auch Schauplatz der Empfänge ausländischer Potentaten. Früher fuhren auch Staatsoberhäupter mit dem Zug. Einen Bezug zur deutschen Geschichte liefert ein historisches Foto aus der Zeit der deutschen Besatzung, das die Abfahrt von Kriegsfreiwilligen an die Ostfront im August 1942 zeigt. Auf anderen Fotos erkennt man die verschiedenen Modernisierungen des Gebäudes. Bei einem Brand 1989 wurden die Gleishallen schwer beschädigt und anschließend rekonstruiert.
Ganz am Ende des Buchs findet man eine Sammlung von Zeitungsausschnitten. Dieser Teil ist auf dünneres Papier gedruckt und ist so gestaltet, als würde man in den originalen Zeitungsausschnitten blättern. Dazu passt der dicke Pappumschlag, der den Eindruck einer Kladde macht. Durch die Buchstaben HS sieht man Ausschnitte eines Fotos, das sich erst mit dem Öffnen des Umschlags voll entfaltet. Überhaupt ist das Buch sehr schön gestaltet. Ein interessante Materialsammlung zum Bahnhof Hollands Spoor ist das Buch zweifelsohne.
Ganz am Ende des Buchs findet man eine Sammlung von Zeitungsausschnitten. Dieser Teil ist auf dünneres Papier gedruckt und ist so gestaltet, als würde man in den originalen Zeitungsausschnitten blättern. Dazu passt der dicke Pappumschlag, der den Eindruck einer Kladde macht. Durch die Buchstaben HS sieht man Ausschnitte eines Fotos, das sich erst mit dem Öffnen des Umschlags voll entfaltet. Überhaupt ist das Buch sehr schön gestaltet. Ein interessante Materialsammlung zum Bahnhof Hollands Spoor ist das Buch zweifelsohne.
Koos Havelaar
Hollands Spoor
Een koninklijk treinstation, kathedraal van de techniek
[Ein königlicher Bahnhof, Kathedrale der Technik]
Eindeloos ontwerpen en uitgeven
Den Haag
2017
ISBN 978-90-78824-04-6
171 S., zahlr. Ill.
Sprache: niederländisch
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