Ausstellung über Ödön von Horváth und das Theater – Theatermuseum Wien

Das Kettenkarussell fliegt wie die Liebe 

– Die Ausstellung „Ich denke ja gar nichts, ich sage es nur“ inszeniert Ödön von Horváth im Theater im Theatermuseum Wien – 

von Klaus J. Loderer

Ein Kettenkarrussel in einer Literaturausstellung. Das würde man wohl ebenso wenig erwarten wie eine Metzgerei mit Schweinskopf oder ein verwüstetes Bierzelt. Die von Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar kuratierte Ausstellung über Ödön von Horváth nähert sich drei Theaterstücken des Schriftstellers auf eine ungewöhnliche Art. Peter Karlhuber hat die Ausstellungsräume als Rauminstallationen fast wie ein Bühnenbild inszeniert. Man scheint sich Wellblechhütten zu nähern und gerät damit in ein soziales Milieu, das Horváth in seinen Theaterstücken so häufig abbildet. Dann gelangt man in eine Metzgerei, die die „Geschichten aus dem Wienerwald“ vorstellt. 

Rauminstallation zu „Kasimir und Karoline“ im Theatermuseum in Wien
Foto: kjl
Ein wildes Durcheinander mit Resten einer Dekoration mit italienischen Flaggen und zertrümmerten Bierkrügen zeigt die „Italienische Nacht“. In Jahrmarktatmosphäre entführt „Kasimir und Karoline“ mit einem Kettenkarussel mit weit ausschwingenden Sitzen, als wäre es bei einer Drehung erstarrt. Genauer gesagt ist es ein halbes Kettenkarussel, das sich geradezu kongenial an den halbrunden Raum im Erdgeschoss des Barockpalais anpasst.

Eher beiläufig findet man in diesen üppigen Inszenierungen die Materialien der Ausstellung. Die Raumgestaltungen machen neugierig zu erfahren, worum es in den Stücken eigentlich geht. Und es gibt viele interessante Dinge zu entdecken, die über die Theaterstücke und ihre Aufführungen informieren. Die Ausstellung kommt übrigens Ende Mai ins Deutsche Theatermuseum in München.


„Ich denke ja gar nichts, ich sage es nur“
Ödön von Horváth und das Theater
Theatermuseum
Palais Lobkowitz Wien
15. März 2018 bis 11. Februar 2019


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