Buchbesprechung: A Life in Fashion – The Wardrobe of Cecil Beaton

 Elegant und extravagant 

– Der Bildband „A Life in Fashion“ untersucht den Kleidungsstil des Fotografen Cecil Beaton – 

von Klaus J. Loderer

Heute fand ich in meinem Briefkasten ein wunderbares Buch über Cecil Beaton. Ich konnte es nicht lassen, sofort darin zu schmökern. Sir Cecil Beaton (1904-1980) ist vor allem als Fotograf bekannt. Berühmt sind die offiziellen Krönungsfotos der englischen Königin Elisabeth II.  und überhaupt die zahlreichen Fotos der königlichen Familie. Weniger bekannt ist, dass er auch die Hochzeitsfotos des Herzogs von Windsor gemacht hat. Er gehört zu den wichtigsten Porträtfotografen des zwanzigsten Jahrhunderts und fotografierte in Hollywood und London zahlreiche Stars. Zu seiner Bekanntheit trugen auch die Fotos bei, die er während des deutschen Bombardements von London machte.

Cecil Beaton entwarf übrigens auch zahlreiche Kostüme für Theateraufführungen und Filme. Für die Kostüme der Filme „Gigi“ und „My Fair Lady“ erhielt er sogar den Oscar. Cecil Beaton hat aber nicht nur Audrey Hepburn elegant ausgestattet und für die Modezeitschriften „Vanity Fair“ und „Vogue“ fotografiert, er legte auch selbst großen Wert auf besondere Kleidung. Schon als junger Mann inszenierte er sich für Fotos. Er lässt sich fotografieren und er fotografiert sich auch selbst. Von diesen Selbstporträts sind in Benjamin Wilds Buch „A Life in Fashion – The Wardrobe of Cecil Beaton“ eine ganze Reihe zu finden.
Als Frontispiz nutzte Wild eines dieser schön inszenierten Selbstporträts, das zum einen zeigt, wie wichtig Beaton immer der Hintergrund war (in diesem Fall die neogotische Fassade von Hearst Castle in Kalifornien) und wie er sich kleidete, nämlich elegant. Auf dieses Schwarzweißfoto von 1934 folgt ein Farbfoto von 1970, aufgenommen im Wintergarten von Reddish House bei Salisbury, wo er von 1947 bis zu seinem Tod wohnte. Wir sehen Beaton nun also mehr als dreißig Jahre nach dem ersten Bild, im grünen Samtanzug, neben ihm der Maler David Hockney in einem rosa-karierten Anzug. 1970 wurde Beaton übrigens neben Pierre Cardin, Hubert de Givenchy und Giovanni Agnelli in The International Best-Dressed List aufgenommen.

Dabei war Beaton übrigens auch ein guter Kenner historischer Kleidung. Das kam ihm etwa bei der Ausstattung des Musicalfilms „My Fair Lady“ 1964 zugute. Der Buchautor recherchierte, wo die Anzüge von Rex Harrison gefertigt wurden. Ein markantes Foto zeigt Beaton mit drei Schauspielerinnen in den unglaublich eleganten Kostümen der Ascot-Szene in der Broadway-Produktion von 1956.

Das Buch verfolgt den Werdegang Beatons. Es ist allerdings nicht im eigentlichen Sinne eine Biographie. Denn die Konzentration liegt auf Beatons Kleidung. Man findet Fotos mit Freunden und Familie. Wir sehen ihn beim Kostümball in New York. Überhaupt liebte er wohl Kostümierung. Mit Stephan Tennant spielt er Duell im 18. Jahrhundert. Ein Bild zeigt ihn mit einem zum Frack umgearbeiteten Gobelin (Seite 43). Und dann findet man den Hasen-Mantel von 1937, entstanden für ein surrealistisches Foto. Der ist auch in einem neuen Farbfoto zu sehen. Wie man überhaupt im Buch einige aktuelle Fotos erhaltener Kleidungsstücke Beatons findet. Autor Wild hat sich auch die Mühe gemacht, bei Beatons Schneidern und Schuhmacher die damals noch handgeschriebenen Notizen über Anfertigungen herauszusuchen. Man findet sie abgebildet im Buch.

Wild untersucht den Wandel in der Kleidung Beatons, seine Quellen und Inspirationen und gleichzeitig wie Beaton als Vorbild fungierte. Man erkennt an Beatons Bekleidungsstil schnell die Vorliebe für zweifarbige Schuhe und für zweireihige Westen. Allerdings war Beaton häufig unkonventionell in der Kleidung. In den 1960er-Jahren tagsüber Lackslipper zu tragen war ebenso extravagant wie die Seidenmanschetten an den Smokingärmeln.

In den 1930er-Jahren erwarb er bei Lanz in Salzburg mehrere Trachtenjanker, darunter eine knallrote Jacke. Von dieser Phase finden wir im Buch einige Fotos aus seinem Haus in Wiltshire. Von 1930 bis 1945 mietete Cecil Beaton das Landhaus Ashcombe House, das er innen und außen umgestalten ließ. Das Schlafzimmer wurde mit Motiven aus dem Zirkus ausgemalt. Berühmt war eine Wand mit Handumrissen der Gäste. Das Anwesen wurde übrigens später von der Popsängerin Madonna erworben. Im Garten trug Beaton sogar kurze Hosen, was er in der Öffentlichkeit nie tat.

A Life in Fashion
The Wardrobe of Cecil Beaton

Benjamin Wild
Foreword by Tim Walker
Thames & Hudson
London
2016
ISBN 978-0-500-51833
143 S., überw. Ill.

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