Oper im Film: „Tristan und Isolde“ in „Upstairs, Downstairs“ (Das Haus am Eaton Place)

Lady Marjorie liebt und leidet mit „Tristan und Isolde“ 

– Ein Opernbesuch in der englischen Fernsehserie „Upstairs, Downstairs“ (Das Haus am Eaton Place) – 

von Klaus J. Loderer

Von 1971 bis 1975 lief in ITV in fünf Staffeln und 68 Folgen die englische Fernsehserie „Upstairs, Downstairs“. Ab 1975 kamen 52 Folgen unter dem Titel „Das Haus am Eaton Place“ ins deutsche Fernsehen. Die Einzelfolgen wurden vom ZDF von 50 Minuten auf 43 Minuten gekürzt. Die Serie spielt in einem Stadthaus im eleganten Belgravia in der Straße Eaton Place unter der fiktiven Hausnummer 165. Dort leben der Parlamentsabgeordnete Richard Bellamy, seine Frau Lady Marjorie, ihre beiden erwachsenen Kinder „upstairs“ und verschiedene Bediente unter der strengen Leitung des Butlers Hudson „downstairs“. Die Serie beginnt 1903 in der Regierungszeit König Edward VII., der in einer Folge auch zum Abendessen kommt, und endet schließlich 1930. Die elegante Hausherrin Lady Majorie, gespielt von Rachel Gurney, stirbt 1912 beim Untergang der Titanic.

Eaton Place in London: In der nicht existierenden Hausnummer 165 spielt die berühmte Fernsehserie "Upstairs, Downstairs"
Foto: Klaus J. Loderer
In der 1906 spielenden siebten Folge „Magic Casements“ (Spätes Glück) bringt Sohn James einen Freund ins Haus, der in Indien bei den Khyber Rifles Dienst tut und nun in London zu Besuch ist. Lady Marjorie ist erstaunt, dass Captain Charles Victor Hammond, gespielt von David Kernan, erzählt, dass er mit James Verdis Oper „Rigoletto“ besuchen wolle. Sie schwärmt von einer Aufführung von Wagners „Tristan und Isolde“ am nächsten Donnerstag. Allerdings stellt sich heraus, dass Mr. Bellamy den falschen Tag in seinen Kalender eingetragen hat und am Donnerstag zu einer wichtigen Sitzung muss und schlägt darum vor, dass Captain Hammond seine Frau begleiten könnte. Der nimmt das Angebot gerne an.

Die Serie konzentriert sich fast ausschließlich auf das Geschehen im Haus, wobei es sich übrigens um Studioaufnahmen handelt. Als kleiner Junge versuchte ich immer, einen Grundriss dieses Hauses zu zeichnen. Ich bekam zwar die Struktur der Kulissen hin. Es ergab sich aber kein sinnvoller Hausgrundriss. Nur gelegentlich sieht man kurz Außenaufnahmen, die tatsächlich am Eaton Place in London gedreht wurde. In der Folge „Magic Casements“ kommen nun auch einmal mehrere Szenen an anderen Orten vor: ein Restaurant, die Oper, eine Buchhandlung und Captain Hammonds Wohnung – auch dies alles im Studio gedreht.

Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem eleganten Restaurant gehen Lady Marjorie und Captain Hammond in die Oper. Wir hören die Schlusstakte des ersten Akts von „Tristan und Isolde“, während Lady Marjorie und Captain Hammond in einer Loge sitzen. Es soll sich um das Royal Opera House Covent Garden handeln. Heute würde man einen Blick in den Zuschauerraum einblenden, um die Szene authentisch wirken zu lassen. Wir schauen allerdings frontal auf die Loge und sehen nur eine Logenbrüstung, auf der ein Programmheft und eine Schachtel Pralinen liegen. Immerhin entsprechen die Stühle jenen im königlichen Opernhaus und auch die Holzvertäfelung der Rückwand ist wie in Covent Garden, obwohl es sich wohl um Kulissen handelt. Passend zu Wagners Musik entdeckt man eine gemeinsame geistige Ebene. Der Rest der Oper wird übersprungen. Nach einem Bildschnitt sehen wir Lady Marjorie im Kimono sitzen, während die Kammerzofe Miss Roberts über das Publikum im ersten Rang lästert. Sie erwähnt auch, dass König Edward VII. in Begleitung von Alice Keppel war – seiner Mätresse. Mr. Bellamy schaut auch noch herein und fragt ob die Erwartungen seiner Frau erfüllt worden seien. Er meint damit den Tenor, sie schwärmt jedoch von ihrem Begleiter. Es entwickelt sich daraus eine Liebesaffäre. Schließlich entscheidet sich Lady Marjorie aber für die Familie. Sie schreibt ihrem Liebhaber einen Brief.

Noch einmal geht Lady Marjorie in die Oper, wieder in „Tristan und Isolde“. Dieses Mal ist der Bildausschnitt anders gewählt, durch die Loge Richtung Zuschauerraum. Wir sehen im Hintergrund eine gemalte Innenansicht des Opernhauses aus der Perspektive einer Loge nahe der Bühne und damit nahe der königlichen Loge. In der Schlussszene erklärt die Lady Captain Hammond zu den Klängen des Liebestods, dass sie ihn liebt aber sie ihre Familie nicht verlassen kann. Sie nimmt ihren Pelz und geht: „Good bye, my only love. Die Musik wird in die nächste Szene fortgeführt, wenn sie sein letztes Geschenk, eine Kette mit Herzanhänger aufmacht und darüber weinend zusammenbricht. Noch einmal wird kurz in die Oper zurückgeblendet und wir sehen den Captain allein, der kaum sein Schluchzen verbergen kann.

Der nächste Szenenwechsel führt in den Salon im Haus am Eaton Place, wo wir erfahren, dass der Captain überraschend abgereist sei. Die Lady lobt ihren Mann für seine letzte Rede und er schlägt vor, nach Suffolk zu fahren und die Rosen zu genießen. Er nimmt seine Frau in die Arme. Butler Hudson beobachtet das und schließt lächelnd die Tür. Die Welt ist wieder in Ordnung im Haus am Eaton Place.

In einer späteren Folg erfährt man, dass Hammond in Indien gefallen ist. Ihre Liebesbriefe sorgen dann noch später für Verwicklung, da eine Folge davon handelt, dass Lady Marjorie wegen der Liebesbriefe erpresst wird.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Skandal: Enrico Caruso und die spektakuläre Trennung von Ada Giachetti

Filmbesprechung: „Frühling in Paris“ (Seize Printemps) von Suzanne Lindon

Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt