Buchbesprechung: Renate Abrams Buch über das Kurhaus in Meran
Ein lichter Jugendstilsaal
– Das Buch von Renate Abram stellt die Geschichte des Kurhauses in Meran vor –
von Klaus J. Loderer
Lange zogen sich im 19. Jahrhundert die Diskussionen hin, ob Meran ein Kurhaus benötige oder nicht, wo es gebaut werden soll. Renate Abram bearbeitet in ihrem großformatigen Buch den Hintergrund und die Geschichte des Kurhauses vor dem Hintergrund der Entwicklung des Kurbetriebs. 1874 wurde ein erstes Kurhaus errichtet, dessen Saal heute als Pavillon de Fleurs bekannt ist. Der Saal wurde vor dem Bau des Stadttheaters auch als Theatersaal benutzt. Die Basis des musikalischen Lebens bildete die Kurkapelle. Mit der Ausweitung des Kurbetriebs entstand nach der Jahrhundert der Bedarf nach einem größeren Veranstaltungssaal. Man entschied sich in Meran Kurmittelhaus und Kurhaus zu trennen. So eröffnete 1907 das Kurmittelhaus. Für den Umbau des Kurhauses holte man 1906 fünf Entwürfe ein, darunter von Max Langheinrich aus München und Marcel Kammerer aus Wien. Diese beiden lieferten im folgenden Jahr auch Entwürfe für einen vollständigen Neubau des Kurhauses. Die Sache zog sich weiter hin, bis man Friedrich Ohmann gewinnen konnte. Dessen Name ist heute nur noch wenig bekannt. Er leitete den Bau der neuen Hofburg in Wien, war Professor an der Wiener Kunstakademie und durch zahlreiche Neubauten damals in Österreich berühmt. 1911 lieferte er ein Vorprojekt, worauf die Bewohner von Mais den Meranern Größenwahn unterstellten. Schließlich einigte man sich darauf, im Anschluss an das alte Kurhaus nur einen neuen Eingangsbereich und den großen Saal zu bauen. Kuppelbau und Kursaal wurden bis 1914 auch gebaut. Man schaffte den Bau gerade noch bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Wir sehen im Buch auch die luftigen Fresken, mit denen die Räume ausgestattet wurden.
Ausführlich stellt Renate Abram die Nutzung des Kurhauses vor. Sie geht auf die 1920er-Jahre ein, als Meran zu Italien kommt. Auch den Faschismus übergeht sie nicht. Sie belebt die Diskussionen um den neuen Musikpavillon, der 1936 für Diskussionen sorgt. Die Aufführung italienischer Oper in Meran wertet die Autorin als Bestandteil des Italianisierungsprojekts der Faschisten. Mit zahlreichen historischen Fotos sehen wir das gesellschaftliche Leben der Kurstadt über die Jahrzehnte. Der letzte Teil des Buchs widmet sich dann der Renovierung des Kurhauses.
Renate Abram
Das Kurhaus Meran
Ein Blick in die Geschichte der Kurstadt
Hrsg.: Meraner Stadttheater- und Kulturhausverein
Tappeiner Verlag
1999
ISBN 88-7073-273-8
196 Seiten, zahlr. Ill.
Text: deutsch
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