Buchbesprechung: Bellevue Teatret – Arkitektur og teater i Arne Jacobsens bygningsværk [Bellevue-Theater, Architektur und Theater in Arne Jacobsens Bauschaffen]

Ein avantgardistisches Theatergebäude von Arne Jacobsen 

– Ulla Strømberg stellt die Geschichte des Bellevue-Theaters am Öresund bei Kopenhagen vor – 

von Klaus J. Loderer 

Heute ist das Bellevue-Theater in Klampenborg am Öresund bei Kopenhagen vor allem durch Musical und Ballett bekannt. Aber auch das Gebäude ist bemerkenswert, handelt es sich doch um ein Theatergebäude des bekannten dänischen Architekten Arne Jacobsen (1902-1971). Zu seinen wichtigsten Bauten zählen das Hotel SAS Royal in Kopenhagen, die Vattenfall-Zentrale in Hamburg und das Rathaus in Mainz. Berühmt ist er auch für seine Möbel und Designentwürfe. Der stapelbare Stuhl der Serie 7 ist der meistverkaufte Stuhl der Welt. Das erste Großprojekt, an dem Jacobsen Anfang der 1930er-Jahre arbeitete, war die Siedlung Bellavista in Klampenborg. In diesem Zusammenhang entstand auch das 1936 eröffnete Bellevue-Theater. Es handelt sich um einen Bau des Funktionalismus mit teilweise ungewöhnlichen Ausstattungsdetails. Dazu zählt etwa die gestreifte Wandbespannung mit Bambusstäben. Eine Besonderheit war auch das zu öffnende Dach, das die Atmosphäre eines Freilufttheaters vermittelte.

Zu den kuriosen Episoden in der Geschichte des Theaters gehört, dass die schlichte Fassade 1939 für die Produktion „Sommer i Tyrol“ mit einer alpenländischen Hausfassade verkleidet wurde. Man findet ein Foto in dem interessanten Buch von Ulla Strømberg – die Theaterwissenschaftlerin war von 2002 bis 2010 Direktorin des Theatermuseums in Kopenhagen – ebenso wie eine Karikatur über den daraus folgenden Streit zwischen dem Architekten Arne Jacobsen und dem Theaterdirektor Otto Jacobsen. Und noch ein weiterer Herr Jacobsen war beteiligt: nämlich der Opernsänger Marius Jacobsen.

Ungefähr die Hälfte des Buchs behandelt die Geschichte der Aufführungen im Bellevue-Theater. Der erste Teil des Buchs stellt die Entstehung des Baus vor, analysiert das Gebäude und sucht nach Vorbildern. Ausführlich geht die Autorin auf den Architekten und seine Biographie ein. Und hier sind besonders Jacobsens Bauten der frühen 1930er-Jahre interessant. Wir erleben sie in historischen Fotos und Zeichnungen. Natürlich wird auch die Siedlung Bellavista vorgestellt, eine Anlage, die auch heute noch als modern gelten würde. Ulla Strømberg ordnet Jacobsen auch in das zeitgenössische Baugeschehen ein, vergleicht mit Erich Mendelsohn, Walter Gropius, Le Corbusier und Erik Gunnar Asplund. Sehr interessant das Kapitel zum zeitgenössischen Theaterbau. Dann liest man über die Entwicklung der Küstengemeinde Gentofte und ihre Entwicklung als Badeort. Und wir lernen das Gebäude in den Zeichnungen Jacobsens, in Entwürfen, historischen und neuen Fotos kennen. Man ist nicht erstaunt, dass Jacobsen eine spezielle Bestuhlung mit Holzschalensitzen entworfen hat. Bemerkenswert ist der gemalte Vorhang von Sikker Hansen mit einer nackten Frau mit Badetuch in einem architektonischen System von Treppen und Geländern.


Ulla Strømberg

Bellevue Teatret
Arkitektur og teater i Arne Jacobsens bygningsværk
[Bellevue-Theater, Architektur und Theater in Arne Jacobsens Bauschaffen]

Bogværket København [2013]
ISBN 978-87-92420-8
255 S., zahlr. Ill.

Text dänisch

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Skandal: Enrico Caruso und die spektakuläre Trennung von Ada Giachetti

Filmbesprechung: „Frühling in Paris“ (Seize Printemps) von Suzanne Lindon

Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt