Buchbesprechung: Oper Köln für Anfänger – Anleitung für den ersten Opernbesuch von Frank Rohde

Oper ist cool 

– Frank Rohde hat eine muntere Opernanleitung für Jugendliche für den ersten Opernbesuch verfasst, Enya Obert hat sie witzig illustriert – 

von Klaus J. Loderer 

Vor ein paar Tagen entdeckte ich an der Kasse der Oper Köln ein kleines Heft, das kostenlos ausliegt: Oper Köln für Anfänger. Das Heft entpuppte sich als Handreichung für junge Leute zum ersten Besuch in der Oper. Eigentlich sollten Kölner Kinder ja durch die Kinderoper ziemlich opernerprobt sein, aber in der Erwachsenenoper geht es ja doch etwas anders zu. Und so hat Frank Rohde, der Leiter Abteilung Theater und Schule in der Dramaturgie der Oper Köln, zur Feder gegriffen und sich überlegt, welche Stolperfallen so ein Opernhaus bietet. Er geht die Sache witzig an und beruhigt gleich: Opernbesuche sind viel einfacher als Fallschirmspringen. Und Enya Obert hat zum Stift gegriffen und witzige Illustrationen angefertigt.

Frank Rohde setzt gleich daheim an: bei der Frage, was man anzieht, zieht er sich elegant aus der Affäre. Allerdings gibt es den dezenten Hinweis, die Oper ist eine passende Gelegenheit sich fein anzuziehen. Man grinst über den Hinweis, dass man in Strandkleidung im Opernhaus womöglich für einen Proll-Touristen gehalten werden könnte. Das Heft deutet an, dass das nicht optimal ist. An der Komischen Oper Berlin kann man sich wohl selbst das vorstellen, da man in einem kleinen Video, in dem ein Mann in Badehosen und Flossen direkt vom Badesee in die Oper watschelt, einlädt: „Bei uns bist Du in jedem Outfit willkommen“. Man erinnert sich noch an den Aufschrei des Entsetzens bei einigen Menschen in diesem Land, als bekannt wurde, dass es die Mailänder Scala gewagt hatte, auf die Eintrittskarten zu drucken, dass festliche Kleidung erwünscht sei.

Düsseldorf bekommt natürlich auch sein Fett weg, sollte auf der Eintrittskarte 3. Rang stehen, ist die Karte für das dortige Opernhaus. Es wird erläutert, dass man Überbekleidung kostenlos an der Garderobe abgeben kann. Zwar sitzt man normalerweise nicht zwischen 25 toten Kaninchen, wie Frank Rohde spöttisch bemerkt – mit passender Zeichnung von Enya Obert – es wären wohl eher tote Ratten, aber ich erinnere mich an meinen ersten Besuch in der Oper in Rom, umhüllt von den Nerzmänteln der Nachbarinnen. Man sieht, das Heft sollten auch Vielfachbesucher der Oper zur Auffrischung lesen. Das gilt besonders für das nächste Kapitel: „Während der Vorstellung raus aufs Klo ist eine ganz schlechte Idee, ein absolutes no-do! Ja, das ist inzwischen ein weit verbreitetes Gebaren, besonders beliebt in der Elbphilharmonie, wo man das Rausgehen und Wiederkehren mit entsprechend Klackklackklack auf dem Parkett so richtig zu zelebrieren scheint. Und ich spreche hier nicht von Jugendlichen.

Auch den Absatz, dass man während der Vorstellung nicht redet, wäre mal wieder von Stammgästen zu beherzigen. Ich lese vom Luxus der Nicht-Erreichbarkeit durch abgeschaltete Telefone. Ich grinse über Frank Rhodes Bemerkung zu theaterkompatiblen unauffälligen Süßigkeiten: schön wäre es. Ich dachte immer, für einige Leute ist es ein wichtiger Bestandteil des Opernabends, während der einzigen leisen Stelle einer Oper in Zeitlupe den Klettverschluss der Handtasche zu öffnen, dann ebenso in Zeitlupe das Bonbon auszupacken und dann betont langsam das Bonbonpapier zusammenzuknuspeln.

Ich habe das Heft mit großem Vergnügen gelesen. Sehr nett die Anregung für danach: flirten, ein Kölsch trinken oder daheim in der Badewanne eine Operarie singen. Der Satz war natürlich eine Steilvorlage für Enya Obert, die für die Rückseite einen tirilierenden Badewannentenor gezeichnet hat. Oper ist cool, so das Resümee.


Frank Rohde

Oper Köln für Anfänger
Eine Anleitung für den ersten Besuch in der Kölner Oper

Mit Original-Illustrationen von Enya Obert
Oper Köln [2018]

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