Buchbesprechung: Magiens Huse – Danske teatre gennem 300 år

Magische Häuser 

– Ein Buch von Alette Scavenius über dänische Theater aus 300 Jahren – 

von Klaus J. Loderer 

Denkt man an Theatergebäude in Dänemark, fällt einem an erster Stelle das neue Opernhaus von Kopenhagen ein. Und tatsächlich sind in der dänischen Hauptstadt mit den sich am Wasser gegenüberstehenden beiden neuen Spielstätten des Königlichen Theaters, dem Opernhaus auf Holmen und dem Schauspielhaus auf der Stadtseite zwei markante Theatergebäude entstanden, die maßgeblich die Stadtansicht im neu gestalteten Hafenbereich bestimmen. Allerdings haben Kopenhagen und Dänemark weit mehr historische und moderne Theatergebäude zu bieten. Alette Scavenius hat mit ihrem schönen Buch „Magiens Huse“ (Magische Häuser) eine umfangreiche Bestandsaufnahme veröffentlicht, die mit historischen Bildern und schönen Fotos von Kurt Rodahl Hoppe reich bebildert ist. 44 Theatergebäude stellt sie uns vor. Einige davon existieren nicht mehr. Sie sind der Vollständigkeit im Buch, um uns einen Überblick durch die Geschichte zu gewähren. Die meisten Theatergebäude stehen aber noch. Aktuelle Fotos zeigen uns den Zustand. Nach dem kleinen Bändchen von Lise Funder von 1986 (Dansk Teaterbyggeri 1870-1910) zum Theaterbau des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist es die erste Gesamtübersicht zum Theaterbau in Dänemarkt.

Zuschauerraum des 1874 eröffneten königlichen Theaters in Kopenhagen
Foto: Kurt Rodahl Hoppe

300 Jahre reicht die Theatergeschichte Dänemarks zurück. Alette Scavenius beginnt ihre Übersicht mit dem 1703 eröffneten Opernhaus an der Bredgade in Kopenhagen, das bereits 1708 wieder geschlossen wurde, aber als Gebäude immerhin noch steht. Neben dem Theater im nicht mehr existierenden alten Stadtschloss gab es in der Nähe von Kongens Nytorv ab 1721 noch das Theater in der Lille Grønnegade. Direkt am Kongens Nytorv entstand 1748 das Komödienhaus nach Plänen des wichtigen Architekten Nicolai Eigtved, das mehrmals umgebaut wurde. 1872-1874 wurde dort der repräsentative Neubau des Königlichen Theaters errichtet, der heute als Alte Bühne (Gamle Scene) bespielt wird. Das älteste Theater Kopenhagens ist das 1766/67 von König Christian VII. in Schloss Christiansborg eingerichtete Hoftheater. Es beherbergt heute das Theatermuseum und ist mit der Reithalle der einzige Teil des abgebrannten Barockschlosses.

Die Autorin geht auch auf Sommer- und Vergnügungstheater ein. Davon existiert noch das Pantomimetheater im Tivoli im chinesischen Stil,

Das älteste noch existierende Theater außerhalb der Hauptstadt ist das 1817 von einem dramatischen Verein eröffnete kleine Theater in Helsingør. Das kleine Theater mit Parkett und einem Rang dient im Sommer der Aarhus Sommeropera. Auch Rønne besitzt ein kleines Theater aus dem frühen 19. Jahrhundert. In Kopenhagen verbirgt sich hinter der modernen Fassade des Volkstheaters (Folketeatret) ein historischer Saal. Das bis 1939 existierende Casino war zeitweilig auch als Wintertivoli bekannt. Die Fassade besteht immerhin noch. Orientalisierend war die 1857 eröffnete Alhambra. Zu den großen Theatern Kopenhagens gehörte die 1883 eröffnete Scala, deren Architekt an Pariser Vorbilder erinnerte. In der Zeit des Historismus entstanden auch in Dänemark zahlreiche Theater. Ein bemerkenswerter Jugendstilbau ist das Theater in Aarhus. Foyer und Zuschauerraum machen mit ihren feinen Stuckarbeiten einen verspielten Eindruck. Dem steht das Theater in Viborg nicht nach.

Ungewöhnlich ist das Neue Theater (Ny Teater) in Kopenhagen, mit dem eine Straße überbaut wurde, wodurch die Seitenfassaden des Gebäudes die Hauptfassaden bilden. Unten geht die Straße durch drei Torbögen durch. Diese Situation gibt es übrigens in Kopenhagen noch einmal. Mit der 1931 eröffneten Neuen Bühne (Nye Scene) wurde das Königliche Theater um eine zweiten Spielstätte erweitert. Die Straße führt hier unter dem markant aufragenden Bühnenturm durch.

Den Abschluss des Bands bilden die beiden neuen Spielstätten des Königlichen Theaters, das Opernhaus und das Schauspielhaus. Es folgt eine Bibliographie zu den Theatern.

Ein schöner Band, in dem man die Autorin Alette Scavenius einen interessanten Überblick sowohl zu den Theatergebäuden Dänemarks wie zum dänischen Theaterleben erhält. Der Band lebt auch von den schönen Außen- und Innenaufnahmen der Theater von Kurt Rodahl Hoppe.



Alette Scavenius

Magiens Huse
Danske teatre gennem 300 år

[Magische Häuser, dänische Theater durch 300 Jahre]

Fotos af Kurt Rodahl Hoppe

Strandberg Publishing København
1. Aufl. 2013
ISBN 978-87-925596-98-7
478 S., zahlr. Ill.

Text: dänisch

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