Vor dem Theater: Café Iruña in Bilbao

Café Iruña in Bilbao
Fotos: kjl

Mit Blick auf die Alhambra 

– Das historische Café Iruña in Bilbao –  

von Klaus J. Loderer

Man kann nach Bilbao reisen wegen der spektakulären modernen Architektur. Genauso lohnt es sich aber das Bilbao der Zeit um 1900 zu erkunden. Prachtvolle historistische Bauten wie das Rathaus und das Stadttheater zeugen von Wohlstand dieser Industriestadt. Auch Zitate maurischer Architektur finden sich in der Stadt. Da ist das Teatro Campos Elíseos zu nennen, das 1901 bis 1902 nach Plänen der Architekten Alfredo Acebal & Darroquy errichtet wurde und im Volksmund „La Bomboñera“ genannt wird. Seine Fassade vermengt munter maurische Elementen mit Jugendstilmotiven.


Den Mudejar-Stil zitiert auch ein beliebtes Kaffeehaus am Justizpalast, das Café Iruña. Das ist der baskische Name der Stadt Pamplona. Severo Unzue Donamaría eröffnete das Kaffeehaus am 7. Juli 1903 zum Sanfermines-Fest. Seit 1591 feiert man nämlich in Pamplona im Juli das Fest des hl. Fermín, das vorher im Oktober am eigentlich Festtag des Heiligen gefeiert wurde. Im Zentrum dieses ausgelassenen baskischen Fests steht der berühmte Stierlauf Encierro. Fermin der Ältere wurde in Pamplona geboren und war im dritten Jahrhundert der erste Bischof von Amiens.

Blick auf die Alhambra im Café Iruña in Bilbao

Doch zurück in das orientalische Kaffeehaus in Bilbao. Dort wähnt man sich im maurischen Granada und scheint auf die Alhambra zu blicken. Man schaut allerdings nur durch drei Bögen auf ein Gemälde mit den Türmen der Alhambra. Der Maler lässt es als netten Effekt illusionistisch so aussehen, als schauten wir aus einer Loggia hinüber zur Burg, sogar gemalte Blumentöpfe mit Malven und anderen Blumen stehen auf der Brüstung. Farbig glasierte Kacheln mit maurischen Mustern, die typischen Bögen und die Holzdecke gehören zum passenden Ambiente. Ein riesiger Spiegel lässt den Raum noch größer erscheinen und verlängert die Arkadenreihe an der Rückwand noch mehr. Der Architekt Joaquín Rucoba (1844-1919) hat in Bilbao auch das Stadttheater und das Rathaus entworfen, in dem sich übrigens auch ein arabischer Salon befindet. Das Kaffeehaus steht seit 1980 als „Monumento singular“ unter Denkmalschutz. Man ist stolz darauf, dass im Café baskische Schriftsteller Pío Baroja, Miguel de Unamuno und Indalecio Prieto verkehrten.

Café Iruña in Bilbao
Es handelt sich übrigens um keine Pasteleria, wie Konditoreien in Bilbao genannt werden. Das Iruña ist kein Café im deutschen Sinn. Darauf deuten schon die Aufschriften der historischen Wandfliesen im linken Raum hin, die für typische spanische Weine werben. Törtchen gibt es hier zwar auch, aber die sind salzig. Im Speiseangebot ist vor allem die üppige Auswahl an Pinchos oder baskisch Pintxos zu nennen, die regionale Variante der Tapas. Phantasievolle kleine Esskunstwerke kann man hier probieren. Eine Spezialität sind die Fleischspieße Pinchos morunos.

Café IruñaJardines de Albia
48001 Bilbao
Telefon: 0034 944 237 021 
Fax: 944 245 529 
Webseite: www.cafeirunabilbao.net

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