Mussorgskys „Boris Godunow“ am Staatstheater Karlsruhe – 2015

Herausragender Bass: Avtandil Kaspeli als Pimen 

Mussorgskys „Boris Godunow“ am Staatstheater Karlsruhe 

von Matthias Woehl

Bei „Boris Godunow“ bevorzuge ja die überarbeitete Fassung mit dem „Polen-Akt“ gegenüber der inzwischen wieder oft gespielten Urfassung, aber man nimmt ja, was man bekommt! David Hermann beweist, dass auch stilisiert unglaublich ergreifend ein kann. Er zaubert wundervolle Bilder auf die Bühne, und Joachim Klein beleuchtet diese auf beeindruckende Weise. Das einzige, was ich nicht verstanden habe, warum in der Schänke die Personen auf einmal zu Comic-Figuren werden! Ansonsten hat man eine beeindruckende Inszenierung über den Aufstieg und Fall des Zaren Boris bebildert vor Augen. Allen voran der muss Konstantin Gorny als Boris erwähnt werden, denn er singt und gestaltet einen idealen Boris. Endlich mal ein Bass, der auch die leisen Töne zu singen und darzustellen versteht. Larissa Wäspy ist eine filigrane Xenia, und fast grandios (hätte sie ein wenig besser gesungen) Rebecca Raffell als dominante Amme. Ein Traum die Mönchs-Szene mit Avtandil Kaspeli als Pimen, der unglaublich schön singt, wie man es Jahre von einem Bass nicht mehr gehört hat, und die Szene auf’s äußerste ergreifend darstellt. Es ist auch toll inszeniert, wie die Mönche in ihrer Schreibstube sitzen, und dann brutal in Flammen aufgehen. Und es gab auch ein schönes Wiedersehen mit einer der einstigen Hausheiligen in Karlsruhe: Wilja Ernst-Mosuraitis als Wirtin! Wie vermisst man diese Jahrzehnte geliebten und verdiensten Künstler, die ein solches Haus einfach braucht. Gerade für solche Rollen. Christoph Getschold dirigiert ein bestens disponiertes Orchester, und machen den Nachmittag zu einem großen Erlebnis.

Besuchte Vorstellung: 15. Februar 2015

Staatstheater Karlsruhe


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