Humperdincks „Hänsel und Gretel“ – Staatstheater Darmstadt – 2015
Wenn die Opernnot auf’s Höchste steigt
Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ am Staatstheater Darmstadt
Dieses Nichts soll eine Weiterentwicklung der Weimarer
Inszenierung sein! Was wurde dort wohl gezeigt, wenn das, was man sah oder nicht
sah, schon eine Weiterentwicklung gewesen sein sollte? Ich werde „nichts“
sagen, denn es gibt auch „nichts“ zu sagen, denn man tat entweder nichts, oder
man sah nichts, ... obwohl, dann auf einmal eine Knuspermuschi, äh, also ein
Hexenhäuschen in Form einer Muschel ... und eine niedlich ausinszenierte
Ofenszene! Dann wieder nichts, und Kinder, Finale! Himmel was war das? So viel
Unkunst habe ich noch nie auf einer Bühne erlebt, so ein langweiliges Publikum
auch nicht... weder Kind noch Kegel waren irgendwie lebendig, man lachte nicht,
man klatschte nicht, eine der langweiligsten Veranstaltungen ever!
Im Graben fuchtelt Anna Skryleva wild herum. Das Orchester,
so fern zu hören, war genauso am Schlafen wie das Publikum. Gretel, gesungen
von Katja Stuver, kann nicht beurteilt werden, weil man sie nicht hörte, eine Ulrika
Strömstedt bellte als Hänsel den einen oder anderen Ton, und David Pichlmaier war
anfangs als Vater ganz hörbar. Das kalte Grausen bekommt man bei der Hexe von Kammersängerin
Katrin Gerstenberger. Dereinst wenigstens stimmlich ein passabler Mezzosopran,
wechselte sie irgendwann (welcher Eingebung auch immer folgend) ins Sopranfach!
Sie entsetze als Senta, Brünhilde, Turandot und in vielen anderen Rollen, aber
was war das heute? Fauchen, Keifen, Sprechen. Mit den Resten einer völlig
ruinierten Stimme wurde irgendetwas gejault, denn singen konnte man das nicht
nennen. Teilweise auch nicht mit dem Orchester zusammen. Aber, und das muss man
ihr schon lassen, wenigstens eine Persönlichkeit auf der Bühne! Sie spielte
eine wirklich überzeugende Hexe! Mein Herz geht natürlich auf, wenn ich Elisabeth
Hornung auf der Bühne sehen darf, sie gab die Gertrud! Doch trotz allem fragt
man sich: was sollte das? Wem sollte das was sagen, wen unterhalten? Der
Niedergang des Musiktheaters!
Matthias Woehl
Besuchte
Vorstellung: 14. Februar 2015
Staatstheater Darmstadt, Großes Haus
Der Autor betreibt die Seite Callas&Co mit historischen Aufnahmen
Staatstheater Darmstadt Foto: Matthias Woehl |
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