Premierenkritik: Wagners „Die Walküre“ – Badisches Staatstheater Karlsruhe – 2016

Brünnhilde schockgefrostet

Premiere von Wagners „Die Walküre“ im Badischen Staatstheater Karlsruhe

– von Matthias Woehl – 

Genauso wie dereinst in Stuttgart wird der neue Ring in Karlsruhe ja von vier Regisseuren in Szene gesetzt. Für die Walküre wurde nun Regisseur Yval Sharon verpflichtet. Anders als David Herman im Rheingold benutzt Yval Sharon eine sehr sinnliche Bildsprache. Im ersten Akt sehen wir eine Reihe von Türen. Mit diesen und mit Projektionen (Schattenspielen) auf der Wand entsteht eine phantastische Szenerie um das Geschwisterpaar, das sich gegenseitig irgendwie anzieht, aber nicht versteht warum. Das hat einen unglaublich schönen Effekt.

Peter Wedd (Siegmund), Katherine Broderick (Sieglinde)Foto: Falk von Traubenberg

Der Beginn des zweiten Aktes spielt auf einer Treppe, die wiederum schöne Momente beim Streit von Wotan und Fricka ermöglicht, und, zurück bei den Türen (zur Szene mit Brünnhilde, der Todverkündung, der Opferung von Siegmund etc.) wird wieder ordentlich mit Türen und Schattenspielen gearbeitet. Wieder entstehen außerordentlich schöne optische Effekte, und lassen auch Raum für Diskussion und Interpretation. Im dritten Akt fliegen die Walküren mit Paraglidern herbei, wuseln herum, versuchen ihre Schwester Brünnhilde vor dem erbosten Wotan zu schützen ... alles wie gewohnt, doch dann eine Neuerung: Brünnhilde wird, nachdem ihr die Gottheit weggeküsst wurde, von Wotan schockgefrostet. Im Eisblock kommt sie wieder nach oben, Wotan entzündet das Feuer, und mit wunderschönem Licht genießt man die traumhafte Musik von Wotans Abschied. Der Vorhang fällt, großer Jubel bricht aus, und das erlauchte Premierenpublikum (sogar der Minischterpräsident war anwesend) feiert die Protagonisten als auch das Regieteam frenetisch!


Besuchte Vorstellung: Premiere am 11. Dezember 2016

Badisches Staatstheater Karlsruhe

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Skandal: Enrico Caruso und die spektakuläre Trennung von Ada Giachetti

Filmbesprechung: „Frühling in Paris“ (Seize Printemps) von Suzanne Lindon

Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt