Buchbesprechung: Wer ist der Gral

Buchbesprechung


Wer ist der Gral?
Geschichte und Wirkung eines Mythos

Als Begleitband zur Ausstellung »Wer ist der Gral?« erschien ein schöner Katalog. Neben dem Abbildungsteil mit Würdigung der Exponate, der aber auch als Bildband zum Thema Gral interessant ist, sind vor allem die drei einführenden Aufsätze bemerkenswert.

Volker Mertens befasst sich mit der Entstehungsgeschichte des Mythos und der literarischen Rezeption im Mittelalter. Er geht von Chrétien de Troyes und seinem Perceval-Roman aus. Vor allem geht Mertens der Frage nach, um was es sich beim Gral in den mittelalterlichen Romanen überhaupt handelt.

Einen direkten Bezug zu den Bayreuther Festspielen hat Ulrike Kienzles Betrachtung über Parifal-Bühnenbilder. Sie analysiert die Bühnenbilder der Bayreuther Uraufführung von 1882 überaus exakt und rekonstruiert daraus eine Topographie, in denen die Himmelsrichtungen eine wichtige Rolle spielen.

Sven Friedrich geht der Rezeption der Gralsgeschichte im Dritten Reich nach. Er bindet seine Untersuchung in die NS-Ideologie und paralleler Strömungen ein. Dazu analysiert er die Äußerungen von Guido von List, Joseph Adolf Lanz, Karl Maria Willigut und Rudolf von Sebottendorf. Er stellt auch Parallelen der sog. Ordensburgen zur Gralsburg Montsalvat. Eine solche Parallele kann Friedrich etwa in der Wewelsburg nachweisen.


Klaus J. Loderer

Wer ist der Gral?
Geschichte und Wirkung eines Mythos
[Katalog zur Ausstellung des Richard-Wagner-Museums und der Bayreuther Festspiele im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth vom 20. Juli bis 31. August 2008]. Hrsg. Vom Richard-Wagner-Museum Bayreuth. Mit Beiträgen von Sven Friedrich, Ulrike Kienzle und Volker Mertens
Deutscher Kunstverlag München Berlin
ISBN 978-3-422-06838-4
80 Seiten, zahlr. Ill.

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