„Vasco da Gama“ (Die Afrikanerin) von Giacomo Meyerbeer – Deutsche Oper in Berlin – 2015
„Vasco da Gama“ (Die Afrikanerin) von Giacomo Meyerbeer an der Deutschen Oper in Berlin
Schon die zweite Vorstellung der Oper „Vasco da Gama“ von Giacomo Meyerbeer an der Deutschen Oper Berlin war nicht mehr so richtig gut besucht. Auch in seiner Heimatstadt (wenn man den Ort mal kurzerhand eingemeindet) ist er leider weitgehend vergessen. Die Oper Chemnitz hat sich kürzlich an eine Rekonstruktion der Oper, die bisher verstümmelt als „Die Afrikanerin“ bekannt war, gemacht. Nun machte sich auch die Deutsche Oper in Berlin an diese Oper. So richtig überzeugte das aber nicht, auch wenn man Star Roberto Alagna dafür verpflichten konnte. Der hat sich solide durch die Oper geschmettert. Sehr hart klang Sophie Koch als Selica. Eher überzeugte Nino Machaidze als Ines. Schönes Dirigat von Enrique Mazzola immerhin.
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Roberto Alagna und der Chor der Deutschen Oper Berlin in Vasco da Gama von Giacomo Meyerbeer, Regie: Vera Nemirova, Premiere 4.10.2015, Deutsche Oper Berlin
copyright: Bettina Stöss
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Es geht in der 1865, also ein Jahr nach dem Tod Meyerbeers, in Paris uraufgeführten Oper um den portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama, der auf einer Expedition verschollen scheint, nun aber überraschend in eine Versammlung des hohen Rats in Lissabon platzt. Da man seinen Wunsch nach einem Schiff für eine neue Expedition ablehnt, lässt er sich zu Beleidigungen hinreißen, weshalb man ihn ins Gefängnis sperrt. Librettist Eugène Schieb hat die Oper so angelegt, dass nicht nur Vasco zwischen zwei Frauen steht, sondern auch seine Inès zwischen dem von ihr geliebten Vasco und Don Pedro, den sie heiraten soll. Außerdem ist Sélika, die Vasco aus Afrika mitgebracht hat, in ihn verliebt, gleichzeitig ist Nélusko ihr ergeben. Nélusko versucht dann auch im Gefängnis, Vasco zu ermorden. Aber Sélika geht dazwischen. Im dritten Akt geht es dann nach Afrika. Don Pedro leitet die Expedition. Vasco darf untergeordnet mitkommen. Auch Inès ist auf dem Schiff, ebenso Sélika und Nélusko. In der dramatischen Schlussszene des Akts lotst Nélusko das Schiff in eine Untiefe, es strandet, Eingeborene entern das Schiff, ermorden die Mannschaft und begrüßen Sélika als ihre Königin. Im vierten Akt wird sie darauf eingeschworen, dass sie keine Fremden in das Land lasse. Um Vasco vor der Ermordung zu bewahren, gibt sie ihn als ihren Verlobten aus. Die beiden werden vermählt. Inès und ihre Damen haben den Schiffbruch zwar überlebt, doch werden sie unter den Manzanillobaum geführt, durch dessen Gift sie sterben sollen. Doch Inès überlebt. Sélika verzichtet schließlich auf Vasco und stellt ein Schiff für die Heimreise von Vasco und Inès zur Verfügung. Sie selbst begibt sich unter den Manzanillobaum, um dessen tödlichen Duft einzuatmen.
Bühnenbildner Jens Kilian ließ sich von der Chemnitzer Aufführung inspirieren. Ebenso Regisseurin Vera Nemirova. Die Zitate aus Chemnitz überzeugten wenigstens. Die eigenen Regiezutaten ergaben einen wenig überzeugenden Inszenierungswust, der manchmal hübsch anzuschauen war, aber leider der Logik des Stücks widersprach. Ein schönes Beispiel war der dritte Akt. Der Afternoontea mit Damen in weiten Röcken war ein schönes Zitat aus Chemnitz. Die Eigenidee war die Hochzeit, ein hübsch anzuschauendes großes Tableau. Aber: Inès wäre doch niemals unverheiratet auf das Schiff gestiegen. Sie hätte selbstverständlich vor der Reise in einer Kirche geheiratet, dazu wäre ja auch genügend Zeit gewesen (das Libretto sieht das ja eigentlich auch so vor). Ein netter Gag war, wie Selica in das Gewand einer Nonne gepresst wurde.
Geschockt zeigte sich das Publikum von der Metzelei am Ende des dritten Akts. Mit Maschinengewehren wurden die Matrosen niedergemäht. Also zumindest ein paar. Der restliche Chor der Inder tänzelte dekorativ mit Stöcken auf der Bühne herum. Warum allerdings die Portugiesen im Vordergrund auch von Bramah sangen, bleibt unverständlich. Die Kostüme von Marie-Thérèse Jossen waren ein Mischmasch verschiedener Zeiten, so dass die Handlungszeit eigentlich völlig unklar blieb. Petticoats aus den Fünfzigern, einzelne Uniformen aus dem 19. Jahrhundert, Anzüge aus der Gegenwart. Aber bei einer Handlung in der Gegenwart ist die Anwesenheit der hohen Geistlichkeit im Staatsrat – und gar dessen Vorsitz – völlig unglaubwürdig – aber kritische Beleuchtung der katholischen Kirche kommt im Theater immer gut an. Und für das Schlußbild hat die Kostümbildnerin dann noch in der Altkleidertonne gesammelt. Damit das Publikum auch schön betroffen tut, trat der Chor als „Flüchtlinge“ auf. Warum bleibt offen.
Bühnenbildner Jens Kilian ließ sich von der Chemnitzer Aufführung inspirieren. Ebenso Regisseurin Vera Nemirova. Die Zitate aus Chemnitz überzeugten wenigstens. Die eigenen Regiezutaten ergaben einen wenig überzeugenden Inszenierungswust, der manchmal hübsch anzuschauen war, aber leider der Logik des Stücks widersprach. Ein schönes Beispiel war der dritte Akt. Der Afternoontea mit Damen in weiten Röcken war ein schönes Zitat aus Chemnitz. Die Eigenidee war die Hochzeit, ein hübsch anzuschauendes großes Tableau. Aber: Inès wäre doch niemals unverheiratet auf das Schiff gestiegen. Sie hätte selbstverständlich vor der Reise in einer Kirche geheiratet, dazu wäre ja auch genügend Zeit gewesen (das Libretto sieht das ja eigentlich auch so vor). Ein netter Gag war, wie Selica in das Gewand einer Nonne gepresst wurde.
Geschockt zeigte sich das Publikum von der Metzelei am Ende des dritten Akts. Mit Maschinengewehren wurden die Matrosen niedergemäht. Also zumindest ein paar. Der restliche Chor der Inder tänzelte dekorativ mit Stöcken auf der Bühne herum. Warum allerdings die Portugiesen im Vordergrund auch von Bramah sangen, bleibt unverständlich. Die Kostüme von Marie-Thérèse Jossen waren ein Mischmasch verschiedener Zeiten, so dass die Handlungszeit eigentlich völlig unklar blieb. Petticoats aus den Fünfzigern, einzelne Uniformen aus dem 19. Jahrhundert, Anzüge aus der Gegenwart. Aber bei einer Handlung in der Gegenwart ist die Anwesenheit der hohen Geistlichkeit im Staatsrat – und gar dessen Vorsitz – völlig unglaubwürdig – aber kritische Beleuchtung der katholischen Kirche kommt im Theater immer gut an. Und für das Schlußbild hat die Kostümbildnerin dann noch in der Altkleidertonne gesammelt. Damit das Publikum auch schön betroffen tut, trat der Chor als „Flüchtlinge“ auf. Warum bleibt offen.
Klaus J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 7. Oktober 2015
(2. Vorstellung nach der Premiere am 4. Oktober 2015)
Deutsche Oper Berlin

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