Verdis Oper Un ballo in maschera – Gran Teatre del Liceu Barcelona – 2017
Piotr Beczala erfreut als Riccardo
– Verdis „Un ballo in maschera“ am Gran Teatre del Liceu in Barcelona –
von Klaus J. Loderer
Wann und wo diese Oper eigentlich spielen soll, das erschloß sich in dieser Inszenierung Vincent Boussards Verdis „Un ballo in maschera“ (Ein Maskenball) wieder einmal nicht so ganz. Irgendwie spielt sie heutzutage. Das deuten zumindest die jetztzeitlichen Herrenanzüge an. In der zweiten Szene verkleidet sich dann der Herrenchor mit Halskrausen. Für die Seherin Ulrica entwarf Christian Lacroix ein wildes Fantasiekostüm. Und in der Maskenballszene darf sich der gesamte Chor dann barockisierend mit wilden Perücken tummeln. Dann wandelt sich auch endlich einmal das Bühnenbild. An einem großen Ring befestigte Schnüre deuten einen riesigen Kronleuchter an. Das sieht hübsch aus und die Szene ist auch endlich nicht mehr das Dämmerlicht, in das ansonsten die gesamte Oper getaucht ist. Das Einheitsbühnenbild von Vincent Lamaire bildet einen Raum, dessen Wände im Richtplatzakt etwas hochgezogen sind, damit die Körper der Chorherren dahinter kopflos sichtbar sind. Immer wieder schiebt sich ein zweiter räumlicher Rahmen von oben vor den Bühnenraum. Hier wird ein riesiges Porträt eines gelockten Mannes sichtbar, dessen Augen zu einigen Szenen knallrotes Blut weinen – übrigens das einzige Farbmotiv dieser Inszenierung neben den roten Schleifen der Verschwörer und Riccardos Blutfleck am Ende. Ansonsten gepflegte Langeweile.
Da es sich um eine Koproduktion mit dem
Théâtre du Capitole in Toulouse handelt, dessen Bühne wesentlich kleiner als
die des Liceu ist, wirkt die ganze Produktion etwas verloren auf der riesigen
Bühne. Rings um das Bühnenbild ist viel Platz verschenkt, was als breiter
schwarzer Rahmen unangenehm auffällt, während sich der Chor mehrmals in das
Bühnenbild quetscht.
In Starbesetzung durfte man Piotr Beczala
als Riccardo erleben, der sich zu Beginn zurückhielt, bevor er zur gewohnten
strahlenden Höhe kam. Keri Alkema sang die Amelia. Dolora Zajick hatte als
Ulrica die nötige Tiefe. Für den erkrankten Marco Caria sprang Giovanni Meoni
als Renato ein. Dass dieser am Ende selbst etwas überfordert war, sei ihm
verziehen, schließlich hatte er die Rolle am Abend vorher schon einmal
gesungen. Renato Palumbo dirigierte das Sinfonieorchester des Liceu.
21. Oktober 2017
Gran Teatre del Liceu, Barcelona
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