Siegfried – Gent – 2008
Wagners »Siegfried« an der Flämischen Oper in Gent
Wieder konnte sich der Generalmusikdirektor der
Flämischen Oper (Vlaamse Opera) in Gent, Ivan Törzs, mit einer Fortsetzung von
»Der Ring des Nibelungen« als Wagner-Spezialist profilieren. Die feine und
differenzierte Klangsprache des Orchesters konnte Törzs weiterführen, was schon
in »Rheingold« und »Walküre« angenehm auffiel.
Was die Inszenierung angeht, räumte Regisseur
Ivo van Hove weiter tüchtig auf im romantischen Mythenwesen. Statt deutschen
Urwaldes gab es einen Computerschrottplatz (Bühne: Jan Versweyveld), logische
Fortsetzung der Computer- und Medienwelt der vorangehenden Teile. Mime (Peter
Bronder) war dann natürlich kein Schmied sondern ein Computerfreak, dem
Siegfried (Lance Ryan) als Hacker einfach immer überlegen war. Sakrileg werden
die Romantiker sagen. Doch irgendwie passend. Für die Romantikfans gab es
ironische Details im Bühnenbild versteckt. Und keiner sage, dass dieser
Siegfried nicht in Deutschland spiele, lief doch auf einem der Fernsehgeräte
die »Tagesschau«. Und Ivo van Hove schaffte auch weiter eine radikale
Übertragung in die Neuzeit. Hier gab es kein Schwert zu schmieden: mit einem
Implantat wurde Siegfrieds Faust zum Schwert. Und natürlich gab es keinen Drachen
zu besiegen. Die im Computergerümpel aufragende Villa des zum reichen Finanzier
mutierten Faffner (James Moellenhoff) sprengte Siegfried kurzerhand in die
Luft. Aus dem Waldvöglein (Insun Min) wurde ein jugendlicher Ausreiser, wie nun
auch Siegfried einer wurde. Und schließlich tauchte aus der Bühnenversenkung
die schlafende Brünnhilde (Jayne Casselman) auf. Diese erweckend kann Siegfried
erst einmal zum »Happy End« eilen. Wie es weiter geht erfahren wir leider erst
im Sommer.
Die Sänger zeigten durchweg hohe Leistung. Auch
die höher liegende Siegfried-Brünnhilde meistere Jayne Casselman souverän mit
fulminanten Spitzentönen. Wie immer gab sie ein stimmlich und darstellerisch
überzeugendes Porträt der Rolle. Auch der Kanadier Lance Ryan überzeugte als
Siegfried. Und immer noch ein Vorbild kann der Bass-Bariton James Johnson als
Wanderer-Wotan sein. Insun Min gefiel mit leichtem Sopran. Dagegen fiel
allerdings Elzbieta Ardam als Erda massiv ab.
Klaus J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 25. November 2007
Oper Gent
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