Samson und Dalia – Darmstadt – 2015

„Samson und Dalila“ von Camille Saint-Saens in Darmstadt

Am Samstag am Staatstheater Darmstadt: Samson und Dalila von Camille Saint-Saens. Die Inszenierung gilt als großer Aufreger im Rhein-Main-Gebiet. Peinlich war es eher musikalisch. Gut war immerhin die Baritonistin Lucia Lucas als Oberpriester des Dagon. Ansonsten musste man ein heftiges Geschrei von der Bühne vernehmen. Nicht zuletzt das lahme Dirigat von Elias Grandy ließ Müdigkeit aufkommen. Die Regie-Idee von Inga Levant, die Oper in einer kollabierenden Börse anzusiedeln, für die sich Gott aus einem Knaben, den er sich aus dem Zuschauerraum holt, einen Retter formt, ist ja ganz schön. Und auch die Bühnenidee von Charles Ewards für den zweiten Akt einen Heizungskeller sichtbar zu machen, in dem Dalila und allerlei Freaks hausen, sah nett aus. Daß die Philister dann den Heldenbackofen manipulieren und aus Samson nach Napoleon versehentlich ein Clown wird, nun ja, da kichert man. Aber dann verhaspelte sich Frau Levant auch schon völlig in ihren Ideen (eigentlich sind ja in der Oper die Juden unterdrückt und die Philister die unerwünschten Besatzer - hier ist es umgekehrt). Am Ende flog Samson als Supermann dann mit dem Aufzug in den Himmel, während man auf der Erde weiter Party feiert. Ähm. Ist nicht eigentlich Samson der Terrorist, der als Selbstmordattentäter am Ende ein Massaker anrichet. Man kann eine solche Oper natürlich nicht so einfach nach dem Stück inszenieren. Aber hat auch nur ein Zuschauer verstanden, was das sollte. Das durch den gähnend leeren Zuschauerraum schallende Buh bekam dann der Performancekünstler ab, der das Publikum mit unerwünschten Texten plagte – diese aktuelle Regiemode geht eben einfach nur auf die Nerven.

Klaus J. Loderer

Besuchte Vorstellung: 14. März 2015

Staatstheater Darmstadt

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