Richard Strauss’ Oper „Arabella“ – Oper Leipzig – 2016
Richard Strauss’ Oper „Arabella“ in Leipzig
Die Kartenaufschlägerin lenkt die Fäden auf der noch leeren Bühne zu Beginn von
Richard Strauss’ Oper „Arabella“ in Leipzig in der leider eher langweiligen
Inszenierung von Jan Schmidt-Garre. Erst dann fahren nach und nach
Bühnenelemente herein, die letztlich aber erst im Finale zu einer
Art-Deco-Wohnung zusammengesetzt werden (Bühne Heike Scheele).
Ich betone
natürlich immer gerne, daß Arabella nicht nach dem Ersten Weltkrieg
spielen kann, aber da sich das Regieteam sowieso nicht mit dem Text der Oper
beschäftigt zu haben scheint oder eben in der weit verbreiteten Manier
großzügig über alles hinwegwischt, was im Text steht, ist das sowieso kein Kriterium. Die Oper „Arabella“ hat aber leider
den Nachteil, daß im Text sehr detailliert erwähnt wird, wer wann und wo und
woher und wohin geht. Natürlich kann man es als Sehgewohnheit abtun, daß
Arabella im ersten Akt von einem Spaziergang zurückkommt – aber es wird eben
auch mehrfach erwähnt. Und natürlich sieht es hübsch aus, wenn Arabella in
Leipzig als Langschläferin im Bett hereingefahren wird. Das sieht nett aus – aber
es widerspricht eben völlig dem Text. Das Bett spielt eben eine wichtige Rolle
in der Inszenierung, denn es taucht im dritten Akt wieder auf, wenn Zsenka ihm
entsteigt und Matteo darin zurücklässt. Dass die üblicherweise in der
Hotelhalle spielende Szene des unerwarteten Zusammentreffens von Matteo und der
vom Ball zurückkehrenden Arabella nun zur Verdeutlichung erst im Hotelzimmer
stattfindet, macht die Szene zwar einerseits prägnanter – aber warum erkennt
dann Arabella nicht sofort die pikante Situation, wenn sie einen Mann in ihrem zerwühlten Bett findet? Damit wird letztlich auf diese Szene unglaubwürdig.
Denn es geht in dieser Szene doch weniger um die ja gar nicht existierende
Affäre mit Matteo sondern um den Eifersuchtsanfall, den Mandryka zelebriert, und
das fehlende Vertrauen, das er in Arabella hat.
Die Idee mit den getrennt zu bewegenden Versatzstücken der Bühne ist im Prinzip
nett, wenn es auch schade ist, daß man bei der Ballszene im zweiten Akt nur die
unscheinbaren Rückseiten sieht. Dadurch erhält diese Szene wenig Raum.
Betsy Horne singt die Arabella fein und schön und zart. Leider kommt das
Gewandhausorchester unter Ulf Schirmer eher hart und polternd daher. Arabella
würde ich mir zarter wünschen. Als Adelaide hat man sich Altstar Renate Behle
engagiert. Und es ist schön, mal wieder Paul McNamara zu erleben, hier als einfühlsamer
Graf Elemer.
Klaus J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 16. Dezember 2016
(Premiere 18. Juni 2016)
Oper Leipzig
Kommentare
Kommentar veröffentlichen