Ausstellung Frigyes und Ákos Matzon – Stuttgart – 2013
Quadrate und verschlungene Formen
Ausstellung mit Werken von Frigyes und Ákos Matzon in Stuttgart
Eine schöne Gegenüberstellung der Werke der ungarischen Künstler Frigyes und
Ákos Matzon zeigte kürzlich das ungarische Kulturinstitut in Stuttgart. Die
geometrisierenden Arbeiten Ákos Matzons kontrastierten mit den Skulpturen
seines Vaters Frigyes Matzon (1909–1986). Die Ausstellung fand in der Reihe
»Begabte Eltern – begabte Kinder« statt, wie der Direktor des Kulturinstituts,
Prof. Dr. Lászlo Ódor, bei der Eröffnung am 15. Februar betonte. Dr. Eugen
Christ von der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg
würdigte das Werk Ákos Matzons. Dieser stellte seinen Vater Frigyes Matzon vor.
Eine Dreiergruppe von Bildern des Malers Matzon
bezieht sich direkt auf den Vater und bildet eine Hommage an den Künstlervater:
»Apám emlékére« (In Andenken meines Vaters). Die kleine Skulptur
»Bioabsztrakció« (Organische Abstraktion) des Vaters findet man daneben. Im
ganzen Raum verteilt sind die kleinen Skulpturen, die ein beachtliches
räumliches Können und eine bemerkenswerte Prägnanz zeigen. Vielleicht ist es
eine Prägung, die Frigyes Matzon bei seinen beiden längeren Aufenthalten in Rom
erhielt. Die kleinen Figuren sind Modelle für nie geschaffene Großskulpturen.
Eine Ausnahme bildet die Skulptur »Bartok: Concerto«. Deren Großfassung wurde
1984 im Jugendpark in Budapest aufgestellt und später eingelagert. Seit dem
letzten Herbst hat sie auf dem Dezsö-Kosztolány-Platz im XI. Bezirk einen neuen
Platz gefunden, der auch zur nahen Béla-Bartok-Straße passt. Deutlich ist die
kubistische Tradition zu erkennen. Man kann sich schon vorstellen, dass Frigyes
Matzon mit abstrakten Arbeiten in der Zeit des sozialistischen Realismus nicht
gerade gut ankam in der offiziellen Kunstszene Ungarns der 1950er Jahre.
Entsprechend verlief die künstlerische Biographie mit vielen Brüchen. Erst 1965
konnte er seine Werke in einer Ausstellung zeigen. 1967 erhielt er den
József-Eötvös-Preis. Dabei hatte die künstlerische Karriere vielversprechend
begonnen. In den 1930er Jahren konnte er einige Preise erringen.
Aus dem Sohn Ákos wollte er trotzdem immer einen
Künstler machen, wie dieser berichtet, doch zog es diesen zuerst mehr in die
technisch solide Richtung des Bauwesens. Bautechniker und schließlich Architekt
waren die Schritte dieser Karriere. Doch konnte der Architekt Ákos Matzon
schließlich doch nicht von der Kunst lassen. Zu sehr zog es ihn von der
praktischen Planzeichnung zu künstlerischen Darstellungsformen. Dass umgekehrt
seine Bilder in ihrer Räumlichkeit oft an stilisierte städtebauliche Modelle
oder in ihrer geometrischen Komplexität an Gebäudegrundrisse erinnern, lässt
sich leicht aus dieser Biographie erklären.
Aber es geht Matzon eher um das geometrische
Spiel mit Formen. Die Farbigkeit ist oft reduziert. Schwarz und weiß prägen
viele Bilder. Eine starke aber immer geordnete Farbigkeit wie im Zyklus
»Forgató – Rotary« ist eher selten. Ein bewusst irritierendes Motiv ist der
Einsatz von Spiegeln, die hinter schmalen Schlitzen den Betrachter oder den
Raum wiedergeben.
Die neuesten Arbeiten Ákos Matzons stechen
sofort hervor. Bildeten bisher runde Formen eher seltene und besondere Akzente,
bilden sie nun das Hauptmerkmal eines neues Bildzyklus’. Vier Arbeiten aus der
Reihe »Fej vagy « (Kopf oder Segel) zeugen von diesem neuen Interesse.
Natürlich bildet Matzons Lieblingsformat, das Quadrat, die Grundlage. Auch das
Spiel zwischen sich am Blattformat ausrichtenden geraden Linien und einem
zweiten, schrägen orthogonalen System feiner Linien, ist ein typisches
Matzon-Element. Dazu kommt aber ein auf den ersten Blick verwirrendes Bild aus
einer Vielzahl stärker betonter Kreise, Ovale, Kurven und derer Teile. Ganz
zart farbig hervorgehoben sind Flächten mit sandiger Textur. Auf die
Inspiration durch die sich blähenden Segel der Boote auf dem Plattensee deutet
der Titel hin. »Kopf« verweist auf die stilisierten Kopfsilhouetten
kubistischer Bilder.
Man staunt über die ungewohnte Lebhaftigkeit
dieser Bilder, da man von Matzon doch eher ruhige Ausgewogenheit gewohnt ist.
Dies kann man im Zyklus »Szálak – Threats« noch deutlicher erleben. In den
beiden Arbeiten führen die geometrischen Grundformen Dreieck, Quadrat und
Kreis, begleitet von einem verwirrenden System von Linien, auf schwarzem
Untergrund einen wilden Tanz auf.
Klaus J.
Loderer
Ausstellungseröffnung 15. Februar 2013
Ungarisches Kulturinstitut Stuttgart
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