Premierenkritik: Strauss' „Salome“ – Mainfrankentheater Würzburg – 2014
Sensation im Stadttheater
Premiere von Strauss „Salome“ am Mainfrankentheater Würzburg
von Matthias Woehl
Sensation! Lange ist es her, das ich aus einer Premiere
gegangne bin, völlig aufgewühlt von dem was ich gesehen habe, und in der alles
gestimmt hat! Und das in Würzburg! Schon die letzte Salome Inszenierung in
Würzburg, 1999, inszeniert von Robert Lehmeier, hat mich so fasziniert, aber
das Heute war der Hammer. Alexander von Pfeil hat eine wirklich wahnsinnige
Salome inszeniert. Was für ein imposantes Spektakel! Alexander von Pfeil zeigt
die ganze Verkommenheit dieser abartigen Ansammlung von Menschen, und in seiner
Grobheit wird es oft auch fast anrührend und sensibel.
Und: es gab nicht einen Ausfall im Ensemble. Toll der
Herodes von Paul McNamara und auch sehr gut Karen Leiber als Salome.
Wunderschön auch der Narraboth (übrigens aus dem Chor besetzt) Yong Bae Shin.
Der absolute Hammer stimmlich wie darstellerisch ist Sanja Anastasia als
Herodias. So etwas habe ich Jahre nicht auf der Bühne gesehen. Aus einer
eigentlich kleinen Partie wurde ein abendfüllender Hingucker. Vom ersten bis
zum letzten Moment beherrschte diese Frau die Szene, daß einem der Atem
stockte. Da war alles drin – von pervers bis Femme Fatale, vom Blowjob bis zur
Koksline, von geil bis rührend! Eines muss noch erwähnt werden: das war eine
Premiere an einem der ärmsten und kleinsten Häuser der Republik. Beschämend für
alle Stadt- und Staatstheater, an denen ich (und glaubt mir, es sind einige)
noch nie eine solch aufregende und fesselnde Salome gesehen und gehört habe.
Besuchte Vorstellung: Premiere 5. April 2014
Mainfrankentheater Würzburg
Der Autor betreibt die Seite Callas&Co mit historischen Aufnahmen
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