Premierenkritik: Mozarts „La clemenza di Tito“ – Badisches Staatstheater Karlsruhe – 2017
Unisex Titus in schönstem Klang
– Premiere von Mozarts „La clemenza di Tito“ im Badischen Staatstheater Karlsruhe –
von Matthias Woehl
Titus in Karlsruhe: Dilara Baştar (Sesto), Renatus Meszar (Publio), Katherine Broderick (Vitellia), Kristina Stanek (Annio), Chor des Badischen Staatstheaters Foto: Gregory Batardon |
Untersucht man es
im Detail, ist man manchmal verwirrt, denn unterschiedliche Kulturen und
Religionen halten dort Einzug. Seine Protagonisten tragen alle ein ähnliches
Gewand, Frauen wie Männer, auch wenn man dann im Detail schon erkennt, das alle
Sänger mit Hosenrollen schon eine solche tragen, die wiederum wie Kleider
fallen. Das schafft ordentlich Verwirrung zwischen den Geschlechtern und lässt
manche Beziehung zwischen den Figuren in einem anderen Licht stehen. Durchaus
spannend, hätte der Regisseur sich getraut, die homoerotischen Andeutungen auch
einmal durchaus konkret werden zu lassen.
Jesus Garcia singt uns spielt einen
überzeugenden Titus, obwohl er als indisponiert angekündigt wurde.
Grandios die beiden Hosenrollen, der Sesto von Dilara Bastar und der Annio von
Kristina Stanek. Beide billieren mit hervorragenden Läufen, herrlichen
Spitzentönen, anrührenden Momenten in ihrem Arien, durchaus unterschiedlicher
art, aber Beide hervorragend. Katherine Broderick singt ihre Vitellia mit
schöner Mittelage, doch leider kann sie die Stimme für die Rezitative nicht
mehr zurücknehmen, und es fehlt ihr auch an Höhe für die Partie. Herrlich
hingegen Uliana Alexyuk als Servilla.
Die Buhrufe an diesem Abend kann ich
nicht verstehen, denn es gab vielleicht diskussionswürdige Dinge, aber
keineswegs zu bebuhende Sachen. Doch der Jubel überwiegte, und so endete ein
herrlicher Opernabend und entlässt seine Zuschauer in den warmen Sommerabend.
Besuchte Vorstellung: Premiere am 8. Juli 2017
Badisches Staatstheater Karlsruhe
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