Opernausflug mit dem ÖPNV – Heilbronn
Opernausflug mit dem ÖPNV – Heilbronn
Eine Glosse
Dass ich selten in Heilbronn in die Oper gehe, hat schon
seinen Grund. Während die Autofahrt von meiner Wohnung ins Theater Heilbronn etwas
mehr als eine halbe Stunde dauern würde, benötigt man mit der Eisenbahn etwa zwei
Stunden, was daran liegt, dass ich zuerst in das Landeshauptstädte und dann
wieder hinaus muss – also einen riesigen Umweg fahre.
Nun war ich neugierig auf ein Gastspiel des Theaters
Augsburg, das mit dem „Freischütz“ in Heilbronn gastierte. Die Fahrt hin verläuft
passabel. Vor dem Hauptbahnhof Heilbronn trifft auch gerade eine Straßenbahn
ein, die zum Theater fährt. Es gibt sogar eine Haltestelle „Theater“. Von der
Haltestelle erblickt man auch den Bühnenturm des Theaters, wo allerdings der
Eingang ist, erschließt sich nicht so ganz. Der Weg führt dann durch eine
dieser schrecklichen Einkaufspassagen. Biegt man dann in eine Straße mit viel
Gastronomie, gelangt man schnell zum Theater. Soweit der Hinweg.
Nach der Vorstellung ist die Wartezeit an der Haltestelle
„Theater“ dann etwas länger, 25 Minuten genauer gesagt, zu spät, um damit den
letzten Zug nach Stuttgart zu erreichen. Also gehe ich zu Fuß Richtung
Marktplatz. Dort nehme ich dann einen Bus zum Hauptbahnhof. Für den Regionalexpress
nach Stuttgart droht inzwischen eine größere Verspätung. Da es inzwischen
wieder Bahnhofsgastronomie gibt und diese in Heilbronn sogar bis Mitternacht
offen ist, begebe ich mich also in den Glaspavillon von S****y. Für den großen,
mittleren oder kleinen Hunger gibt es allerdings nichts mehr, da das Brot
ausgegangen sei, so der Verkäufer. Also nur ein Apfelsaftschorle. Und ich sitze
im beheizten Raum.
Inzwischen wäre ich mit dem Auto schon daheim. Dass endlich
ein Zug auftaucht, ist noch nicht abzusehen. Ich wälze schon die Überlegung, ob
nicht ein Taxi vielleicht bequemer sei, denn schon bei fahrplanmäßiger Fahrt werde
ich erst um ein Uhr morgens daheim sein. Was droht mit Verspätung?
Schließlich meint der Verkäufer, er könne mir jetzt doch ein
belegtes Baguette machen, er habe noch ein Brot, das eigentlich für einen
Kunden reserviert gewesen aber nicht gekommen sei. Da ich gerade aufstehen
möchte, lehne ich dankend ab. Tatsächlich trifft nämlich endlich der Zug ein.
Fahrt nach Stuttgart. Dort wieder Wartezeit. Da die S-Bahnen in Stuttgart seit
einiger Zeit nachts länger fahren, komme ich sogar noch mit dem Zug weiter.
Ein Uhr dreißig. Ich komme daheim an. Mit dem Auto wäre ich bei gemütlicher
Fahrt spätestens 23.30 Uhr angekommen. Aber ich habe eine gute Tat für die
Umwelt getan und konnte Texte tippen, mit denen ich nun meine Mitmenschen
belästige.
Klaus J. Loderer
Zu Martini 2017
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