Verdis "Macbeth" – Staatsoper Hamburg – 2017

Ergreifend düstere Machenschaften 

Verdis „Macbeth“ an der Hamburgischen Staatsoper 

Immer noch frisch und spannend wirkt Steven Pimlotts Inszenierung von Verdis „Macbeth“ an der Hamburgischen Staatsoper aus dem Jahr 1997. Tobias Hoheisels Bühnenbild ist geteilt in einen linken, weißen Bereich und einen rechten, schwarzen Bereich. Große Türen und Fenster einer kaum angedeuteten Repräsentationsarchitektur führen in die Tiefe der Bühne. Düsternis und Helligkeit wechseln im Stimmungsbild der Oper immer wieder ziemlich abrupt, entsprechend schiebt sich die Bühne nach rechts oder links und wir sehen die passende Abteilung des Bühnenbild. Und düster ist es in der Seelenwelt der Protagonisten ziemlich. Eine Monstrosität sondersgleichen offenbart sich in Macbeth und seiner Lady. Dass das nicht nur ein Phänomen fernster Zeiten in einem längst vergangenen Schottland ist, zeigt sich beim täglichen Blick in die Zeitung. In der Inszenierung ließ man sich wohl besonders vom Ehepaar Ceaucescu inspirieren, auch wenn König Duncun und sein Hofstaat schottisch kariert hereinmarschieren.

Packend ist die Inszenierung in der Illustration der Oper und im Detail. Gleich am Anfang kommt Macbeth mit einem blutigen Beil herein und wischt es erst einmal mit einem Tuch ab. Später liegt der Chor im Hintergrund der Bühne wie dahingemetzelt, wenn sich Macbeth zur letzten Schlacht aufmacht. Die Hexen sind mit ihren Nacktkostümen zwar stark überzeichnet aber in ihrer Choreographie überzeugend. Nett ist der Übergang vom Fest zum zweiten Hexenauftritt, wenn sich die Hofdamen aus ihren Abendkleidern herausschälen und aus ihnen die Hexen werden. Sehr effektvoll die Szene mit dem magischen Kessel der Hexen, aus dem ziemlich überraschend verschiedene Geister auftauchen und die Vision der künftigen Könige.

Auch musikalisch ein guter Abend. Sehr dramatisch die Hamburger Philharmoniker unter Axel Kober. Gut entwickelte sich Tatiana Meinychenko als Lady Macbeth nach einer Unsicherheit am Ende der Briefarie. Überzeugend und vor Kraft strotzend Dimitri Platanias als Macbeth. Ebenso eindrücklich Alexander Vinogradov als Banco und Dovlet Nurgeldiyev als Macduff.

Klaus J. Loderer

Besuchte Vorstellung: 11. März 2017
Premiere: 1997

Staatsoper Hamburg

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