Macbeth – Liceu Barcelona – 2016
Mord im Herrenhaus
– Verdis „Macbeth“ im Liceu in Barcelona –
von Klaus J. Loderer
Am 23. Oktober war die letzte Vorstellung von Giuseppe Verdis „Macbeth“ im Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Die Produktion war konsequent farblos, selbst die Blutspritzer waren schwarz. Die Idee war wohl ein in einem englischen Herrenhaus spielenden Schwarzweißfilm. Dazu hatte Bühnenbildner Jonas Dahlberg die große Halle eines Herrenhauses errichtet. Große Segmentbögen staffeln sich in die Tiefe und leiten zu einem großen Treppenhaus über. Als Handlungszeit kann man irgendwie das 20. Jahrhundert erahnen, vielleicht die Zeit nach dem 2. Weltkrieg (früher wären die Herren im Frack zum Abendessen erschienen, falls sich Kostümbildnerin Ursula Renzenbrink so genaue Gedanken gemacht hat). In diesem Rahmen hat Regisseur Christopf Loy ein Intrigenspiel entfaltet, das konsequent in diesem Einheitsraum spielt. Die Hexenszene scheint ein Alptraum mit travestiertem Hauspersonal zu sein, den Macbeth im Lehnstuhl hat. Ein wichtige Rolle spielt hier der Butler, zu dem verschiedene Rollen zusammengefasst wurden. Er ist es auch, der Banco umbringt.
Insgesamt war die Produktion aber recht spannend. Das Konzept wurde ziemlich
konsequent umgesetzt. Dazu gehörten dann auch theatralische Auftritte auf der
Treppe, die Lady Macbeth wirkungsvoll herabschritt. Sehr schön hinzugefügt eine
Szene beim Fest, wenn die normalerweise nicht vorhandene Familie von Macduff
von diesem dekorativ in Szene gesetzt wird mit einer schwangeren Lady Macduff
und mehreren Kindern und sich Lady Macbeth neidisch und sich brüskiert fühlend
abwendet. Sonst werden im vierten Akt von Macduff nur die ermordeten Kinder
beweint. So sieht man sie wenigstens einmal. In der zweiten Hexenszene die
Nachfahren Bancos in großen Glasvitrinen nacheinander aus dem Fußboden auf.
Wieder ist es ein Alptraum, den Macbeth hat. Dieser kumuliert dann in einer
reizenden Elfenszenen mittels des oft gestrichenen Chors „Fuggi, regal
fantasima“ im dritten Akt. Im Finale wurde statt des effektvollen Chors eine
andere Fassung genommen.
Ludovic Tézier absolviert die Titelrolle solide. Lady Macbeth Martina Serafin
war leider ewas arg schrill. Aber der Chor war lobenswert exakt. Giampaolo
Bisanti hatte die musikalische Leitung.
Besuchte Vorstellung: 23. Oktober 2016
Gran Teatre del Liceu Barcelona
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