Les contes d'Hoffmann – Wuppertal – 2016

Im Kabinett des Dr. Caligari

Vier Regisseure inszenieren Offenbachs „Les contes d’Hoffmann in Wuppertal

Für „Les contes d'Hoffmann“ entwickelte das Opernhaus Wuppertal ein ungewöhnliches Konzept: vier Regisseure mit vier Produktionsteams entwickelten die Oper. Das ist zwar letztlich auch nur eine Kuriosität, aber da die drei Hauptakte der Oper keine durchgehende Handlung haben sondern drei völlig unabhängige Geschichte darstellen, die auch noch nicht einmal mit der Rahmengeschichte verwoben sind, kann man das natürlich machen. Und immerhin konnte das Opernhaus Wuppertal für diesen Ansatz dann auch vier bekannte Regisseure gewinnen, die sonst sicherlich keinen Schritt nach Wuppertal gesetzt hätten.

Charles Edwards erfand eine witzige Rahmenhandlung. Aus der Muse machte er die Dramaturgin Kerstin Brix (so heißt die darstellende Sängerin), die ihren eigenen besonderen Auftritt bekam. Der Prolog wurde dadurch aus der Oper herausgeschält und dann auch konsequent vor dem geschlossenen Eisernen Vorhang gespielt.

Die Ästhetik des Stummfilms „Das Kabinett des Dr. Caligari“ übertrug Nigel Bowery auf den Olympia-Akt, wodurch dieser Akt wieder mehr von der Gruseligkeit der Hoffmann-Geschichte „Der Sandmann“ erhielt. Als Geschichte eines Missbrauchs baute er ein Zitat aus Zolas Nana ein. Richtig gespenstisch wurde es in Christopher Aldens Antonia-Akt, für den Charles Edwards das Bühnenbild entworfen hat. Leider führte Inga Levant den in irreales rosa-grünes Licht getauchten Giulietta-Akt in die Beliebigkeit einer Psychiatrie.

Aus dem Rat Lindorf wurde in diesem Fall eine Frauenrolle, die Stadträtin nahm dann schon im Prolog in der linken Loge des ersten Ranges Platz. Die Baritonistin Lucia Lucas machte dann auch die entsprechenden Rollen zu Frauen, besonders gespentisch die Frau Dr. Miracle im Antonia-Akt als Zigarre rauchende Lola Montez.

Klaus J. Loderer


Besuchte Vorstellung: 1. Oktober 2016

Opernhaus Wuppertal

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Skandal: Enrico Caruso und die spektakuläre Trennung von Ada Giachetti

Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt

Buchbesprechung: Paul Abraham, der tragische König der Operette – eine Biographie von Klaus Waller