Lehárs Operette „Der Graf von Luxemburg“ – Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf – 2016
Quirlige Theaterkomödie
„Der Graf von Luxemburg“ an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf
von Klaus J. Loderer
Als quirlige Komödie präsentierte Regisseur Jens-Daniel Herzog Lehárs Operette „Der
Graf von Luxemburg“. Bo Skovhus gab den Grafen, der sein Vermögen verjuxte und
sich in der Pariser Bohème herumtreibt. In einem Atelier in Paris (Bühne Mathis
Neidhart) lernen wir, wie moderne Kunst entsteht: Florian Simson (Armand) und Lavinia
Dames (Juliette Vermont) wälzen sich hierfür samt Chor mit viel Farbe auf der Leinwand. Graf René
kommt derweil zu Geld, indem ihm ein reicher russischer Fürst (Bruce Rankin als
russischer Gangster-Fürst) Geld anbieten, wenn er für drei Monate die Ehefrau
von dessen Geliebter Angèle wird, damit diese einen adeligen Namen bekommt und
dann vom Fürsten geheiratet werden kann. Von seiner Frau sieht der Graf
allerdings erst einmal nur die Hand, an der er den Ehering befestigt. Diese
Szene findet in Düsseldorf in der Wohnküche der Künstler-WG statt. Graf René
wird in die Toilette eingesperrt. Einer der Schläger des Fürsten schlägt dann
ein Loch in die Wand für die Unterzeichnung des Ehevertrags. Das
Produktionsteam hat die ganze Operette in die Gegenwart verschoben. Reiche
Russen treiben sich auch jetzt herum. Der Text wurde dann auch aktualisiert:
den Scheck auf die englische Bank mag der Graf nicht haben, so bekommt er einen
Scheck auf die russische Bank – also einen Koffer mit Bargeld.
Schon der erste Akt ist sehr witzig gestaltet, im zweiten geht es dann geradeso
weiter. Aus dem Fest bei Angèle (Juliane Banse) wurde eine Theaterszenerie. Wir sehen zuerst
den Bühneneingang, der von einem Drachen bewacht werden. Wie in der Entführung
aus dem Serail müssen Graf und Maler viel Phantasie aufwenden, um sich Zugang
zum Theater zu verschaffen und am Pförtnerdrachen vorbeizukommen. Die Bühne
dreht sich in diesem Akt öfters: so sehen wir die Raucherecke, die Kantine und
Garderoben. Der Graf schneit erst einmal in die Ballettgarderobe hinein, wo die
in Tigerunterhöschen gewandeten Tänzer sich sofort auf den großen Mann stürzen.
Eigentlich ist er ja auf der Suche Suche nach Angèle, also seine Ehefrau, was
er aber nicht weiß. Diese ist nämlich Opernsängerin, gab soeben ihre letzte
Opernaufführung, weil sie ja den Fürsten heiraten soll, hat aber am Abend in
einer Loge einen interessanten Mann beobachtet, der nun auch noch in ihre Loge
hereinschneit und ihr sofort seine Liebe gesteht. Hier setzt nun in der
Düsseldorfer Inszenierung eine köstliche Slapstickkomödie ein. Misstrauisch
bewachen die Schergen des Fürsten die Tür und versuchen zu lauschen, weswegen
sich der Graf als Zofe verkleidet. So sieht nun der Graf aus wie Juliette,
hinter der gerade mal wieder der Maler her ist, nun aber versehentlich dem
Grafen am linken Bühnenrand die Ehe erklärt, während die echte Juliette rechts
tobt. Luis Fernando Piedra – Riesensecurity des Fürsten Pawel von Pawlowitsch,
muß ob dieses doppelten Lottchens erst einmal einen trinken. Bis er seine
Schlägerkollegen herbeigebracht hat, ist aber nur noch eine Juliette vorhanden
und sie schieben seine Halluzination auf seinen Wodkagenuß. Aus der Tanzszene
wurde dann ein russisches Ballett, nämlich eine köstliche Schwanenseeparodie –
nur, daß der schwarze Schwan ein Tänzer ist.
Der dritte Akt spielt dann auch in Düsseldorf in einer Hotelhalle. Hier hat man
den Schauspieler Oliver Breite engagiert, der viel im Fernsehen zu sehen sein
soll. Er spielte schon den grünen Drachen im zweiten Akt und hat nun eine
Vielfachrolle als Portier, Putzfrau, Kellnerin und Page. Das macht er auch sehr
witzig und parodiert köstlich das überalterte Opernpublikum. In der Hotelhalle
trifft nun auch die letzte wichtige Rolle auf, die Gräfin Stasa. Diese ist nach
Paris gekommen, um endlich mit dem Fürsten den Bund der Ehe einzugehen. Um das
auch durchzusetzen, hat sie sich in Düsseldorf mit einer Pistole bewaffnet, auf
die sie genüsslich den Schalldämpfer aufschraubt. Die elegante Susan Maclean
gibt dieser Partie natürlich eine wunderbare Ausprägung. Für die Aufführung hat
man sich einen neuen Text ihres Couplets ausgedacht. Sie zaubert dazu immer
neue Strophen hervor. Im Hotel tauchen dann nacheinander der Maler mit
Juliette, die hier die vorgeschobene Hochzeitsnacht verbringen möchten, und der
Graf mit Angèle auf. Der ist zwar mit Angèle gerade noch verheiratet, aber hat
ja dem Fürsten sein Ehrenwort gegeben, seine Frau nicht anzurühren und sich
dann nach drei Monaten scheiden zu lassen. Der Fürst kommt allerdings nicht
dazu, diese Klausel einzufordern, da die Gräfin deutlich auf ihr Eherecht
pocht.
Des Fürsten Schergen und der Gräfin Amazonen liefern sich dann eine heftige
Schießerei, nach der dann alle tot sind. Nicht so ganz alle, denn ein Engelchen
hat René und Angèle beschützt. Im Finale gibt es dann noch eine zweite
Variante, in der sich Fürst und Gräfin in Vorbereitung einer leidenschaftlichen
Ehe nur an die Gurgel gehen.
Schönes Dirigat von Lukas Beikircher. Großer Beifall. Ein schöner Operettenabend.
Besuchte Vorstellung: 13. Dezember 2016
(Premiere 3. Dezember 2016)
(Premiere 3. Dezember 2016)
Opernhaus Düsseldorf
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