Mozarts „La Clemenza di Tito“ – Aalto-Musiktheater Essen – 2017
Terroranschlag im Flughafen
Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ am Aalto-Musiktheater in Essen
von Klaus J. Loderer
Das Aalto-Musiktheater in Essen, benannt nach seinem Architekten Alvar Aalto Foto: Klaus J. Loderer |
Da im Besetzungszettel der Regisseur auch extra noch betonen
läßt, daß das Raumkonzept von ihm ist, versteht man noch weniger, warum er
genau das Raumkonzept nicht so ganz verstanden zu haben scheint. Denn ein
wichtiges Element eines Flughafens sind ja geregelte Abläufe und geregelte Besucherströme.
Diese zur Grundlage einer Inszenierung zu machen, hätte schon viel geholfen.
Dann hätte der Opernbesucher auch verstanden, was da eigentlich passiert. So
aber kamen Leute irgendwo her und gingen irgendwo hin. Warum? Das erfuhr man
nicht. Auch die eigentliche Opernhandlung blieb mehr oder minder ungespielt.
Es geht um den römischen Kaiser Titus. Daß dieser
hintereinander Eheschließungen mit verschiedenen Damen ankündigt, sorgt für die
Verwicklung in der Oper, da die Kaisertochter Vitellia Titus heiraten möchte um
die kaiserliche Familientradition fortzuführen. Und sie bringt ihren Verehrer
Sesto dazu, einen Aufstand gegen Titus anzuzetteln. Gerade hat sie Sesto sogar
zum Mord an Titus überredet, da kündigt dieser an, daß er Vitellia heiraten werde.
Diese versucht Sesto zu stoppen. Doch zu spät. Schon brennt das Kapitol. Und
Sesto hat im Chaos einen Mann im Kaisermantel angegriffen. Im zweiten Akt zeigt
sich dann, daß Titus gerettet ist, doch wird Sesto des Mordversuchs überführt,
schließlich aber begnadigt.
Man ahnt durch den in arabischer Männermanier mit einem
„Rosenkranz“ spielenden Publio irgendwie, daß es sich bei Titus um einen
orientalischen Herrscher handeln könnte. Ein Staatsgast auf Besuch in Europa?
Das bleibt ebenso blaß wie der völlig verschenkte Terroranschlag. Da macht es
mal Puff. Putz rieselt von der Decke. Der Chor rennt chaotisch herum. Das war
es. Würden da nicht Polizei, Armee, Sanitäter auftauchen? Laut Libretto brennt
das Kapitol. Warum brennt der Flughafen nicht? Warum zu Beginn des zweiten Akts
dann eine große Deckenlampe auf dem Fußboden liegt, die beim Anschlag eindeutig
nicht heruntergefallen ist, und warum in der Bar die Lampen ausgetauscht
wurden, das erschließt sich nicht, ebenso wenig wie die Evakurierung der
Passagiere durch den Zuschauerraum.
Leider war das eintönige Dirigat von Tomás Netopil ebenso
langweilig wie die Regie. An Bettina Ranch als Sesto durfte man sich immerhin
erfreuen. Gut waren auch Dmitry Ivanchey als Titus und Baurzhan Anderzhanov als
Publio.
Besuchte Vorstellung: 2. Juli 2017
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