„König Roger“ von Karol Szymanowski – Nürnberg – 2015

Mit dem Dampfer ins gelobte Land 

„König Roger“ von Karol Szymanowski in Nürnberg 

Die selten gespielte polnische Oper „König Roger“ von Karol Szymanowski unter der musikalischen Leitung von Jacek Kaspszyk. Herausragend Mikolaj Zalasinski als König Roger II., Hans Kittelmann als Gelehrter Edrisi und David Yim als Hirte. Die Inszenierung von Lorenzo Fiorini benutzt die Migrantenproblematik als moderne Folie. Das Bühnenbild von Paul Zoller deutet ein Schiff an. So beginnt man bei einem sizilianischem Begräbnis, geht über die Amerika-Auswanderung aus Sizilien zur gegenwärtigen Flüchtlingsproblematik über, bis in einem Orkan das Schiff zerschellt (das sah immerhin sehr dramatisch aus). Der Hirte ist die lockende Verheißung einer besseren Zukunft, wohin dieser „Rattenfänger“ allerdings die Passagiere führt, das erfährt man nicht.

Kay Stiefermann (Roger) und Hans Kittelmann (Edrisi)

Foto: Ludwig Olah


Eigentlich geht es in der Oper ja um einen sizilianischen König, in dessen Reich ein mysteriöser Hirte auftaucht, der in Wirklichkeit der Gott Dionysos ist, der das Volk für sich gewinnt und dem schließlich auch Roger nachfolgt. Wie das Volk sich von der Kirche ab- und dem Hirten zuwendet, wird in der Inszenierung eindrücklich durch den Kleiderwechsel gezeigt: zu Beginn ist die sizilianische Gesellschaft in schwarze Anzüge und Kleidung gehüllt – in traditionelle Sonntagsgewänder – dann zieht man moderne Alltagskleidung an, um dem Hirten nachzufolgen, der zuvor neue Pässe (gegen Wertsachen) ausgeteilt hat.

Klaus J. Loderer

Besuchte Vorstellung: 17. März 2015
(Premiere 14. März 2015)
Oper Nürnberg

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Skandal: Enrico Caruso und die spektakuläre Trennung von Ada Giachetti

Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt

Buchbesprechung: Paul Abraham, der tragische König der Operette – eine Biographie von Klaus Waller